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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0296

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28G

Die Münzstempelschneider.

nähme einige Wahrscheinlichkeit für sich nahen, dass der Künstler in dem einen
Falle als solcher seinen Namen auf die Münze setzte, in dem andern aber als
Magistratsperson; indem er, eine solche Würde zu erhalten, wegen seiner Eennt-
niss des Münzwesens besonders geschickt erscheinen musste?

Wie weit der Gebrauch, Namen der Stempelschneider auf die Münzen zu
setzen, örtlich verbreitet war, wird sich aus folgender Tabelle ergeben:

Syrien unter den Seleuciden: 'sIqx; 'IoiS.

Klazomenae: ÖEo'o'orog.

Lampsakos unter Alexander: Kl.

Makedonien unter Perseus: ZmlXov.

Histiaea auf Euboea: (JS)<ö<rog.

Arkadien: OXvß.

Kydonia auf Kreta: Neudvruq.

Kamarina: 'Ei-axsorldas.

Katana: Evaiv-, ÜQOxkijg", Xoipicov.

Naxos (in Sicilien): Ilooy.h].

Syrakus: Evaivitov] EvxXslöa; 'Eti'fiijvov; Ktfuov; Saaa; Saimg-',

(I)ov(yi'k'koQ).

Neapolis: [Japfte.
Tarent: 2a.
Heraklea: <t>i\.

Metapont: \-1noX; ([JuX;) 'Aoion; ./qloto'zsv ; Aiyi.
Thurium : MoXopoo' (?), Nt-y.avdou.
Velia: 'Hoa; KXevödQov; (frikioticov.
Hhegion: 'Innuy.ouTi]S-
Terina: 'Ayrt.

Der Gebrauch findet sich also ziemlich überall, wo stets oder zeitweilig
griechische Kultur die Herrschaft ausübte, am häufigsten, soweit bis jetzt unsere
Kenntnisse reichen, in Sicilien und Grossgriechenland.

Indem so von vorn herein die gesammte römische Welt ausgeschlossen
erscheint, wei den wir zugleich auch auf gewisse Grenzen der Zeit hingewiesen.
Die Münzen des Perseus und die des Seleukos IV scheinen die spätesten uns
bekannten Beispiele von Stempelschneidernamen zu bieten; aber auch sie stehen
ziemlich vereinzelt einer grossen Masse von Beispielen aus der besten Zeit der
Kunst gegenüber. Wiederum ist aus der archaischen Periode kein einziger
Name bekannt; ja fast nirgends finden sich auf Münzen mit Künstlernamen
noch Spuren des voreuklidischen Alphabets: nur wenige von Syrakus bilden
hiervon eine Ausnahme, und auch diese so, dass sie gerade auf der Grenze der
Scheidung beider Alphabete stehen (s. u. Ev^voVj Ki/twv); da nun auf auto-
nomen Münzen dieser Stadt sich keine Magistrats-, geschweige denn Künstler-
namen finden, so werden wir dadurch um so mehr etwa auf die Zeit des Ty-
rannen Dionysios I. geführt, auf welchen, wie auf die übrigen Tyrannen, diese
Regel keine Anwendung erleidet (vgl. Leake in den Transactions of the r. soc.
of liter. II. ser., vol. III, p. 359 sqq.; Luynes in der Rev. numism. 1843, p. 7 sq.).
Eine genauere Zeitbestimmung für alle einzelnen Fälle, so weit sie überhaupt
möglich ist, muss den eigentlichen Numismatikern überlassen bleiben. Hier sei
 
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