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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 3/4
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Ausstelungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0079

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AUSSTELLUNGEN

getreten. Den Hauptteil der Ausstellung bilden
die Arbeiten der achtziger Jahre, in denen Leffer
Urg [ein Beftes geleijtet hat. Indexen wirken
heut die Stoffe, durch die Leffer Urg damals auf-
fiel und zum Märtyrer des Publikumsgefchmackes
wurde, nicht mehr ftark. Er gehörte mit zu
denen, die die Großftadt und befonders Beriin
ais malerifches Objekt auffaßten und fo mag
der fittenbiidliche Wert der Straßen- und Kaffee-
hausbilder zwifchen 1880 und 1890 beftehen
bleiben. Aber diefe Bilder mit der verquoiienen
Oberfiäche entbehren derlntenfität der Auffaffung,
und man hat den Eindruck, daß hier vielleicht
ein anfänglich ftarkes Talent verfandet ift. Die
einzeinen Farbkomplexe find in recht roher
Weife aneinandergefeßt, fo daß, was an Tiefe
und Durchdringung fehlt, nicht einmai durch eine
maierifche Epidermis erfeßt wird. Von den un-
erfreulichen monumentalen Kompofitionen, mit
denen der Maler in leßter Zeit in der Berliner
Sezeffion hervortrat, war nichts ausgeftellt. Aber
auch die gezeigten Arbeiten der achtziger Jahre
vermögen nicht, das Urteil, das diefes falfche
Pathos hervorrief, zu korrigieren und noch viel
weniger in Enthufiasmus umzuwandein.
Es ift ein Zeichen der Zeit, daß fich jeßtunfere
modernen Kunfthandlungen der äiteren Generation
deutfcher Maler erinnern. So zeigt die GALERIE
CASPAR! eine Reihe von Bildern des alten
Weimeraners Theodor Hagen. Überrafchun-
gen bot diefe Ausfteliung nicht. Sie zeigte
einen Künftler, deffen gemäßigtes Temperament
auf impreffioniftifchem Wege fgmpathifche Biider
fchafft. Das Stimmungsmäßige wird hervorge-
hoben, und rein impreffioniftifch erfcheint ein
augenblickliches Beleuchtungsphänomen als das
Hauptthema des Bildes.
An gleichem Orte fand die erfte Ausfteliung
einer größeren Sammlung von Zeichnungen
Rolf v. Hoerfcheimanns ftatt. Sie ftellen
unbekümmert um theorifierende Zeitftrömungen,
den gefchloffenen Ausdruck einer Perfönlichkeit
dar, die fich der Natur ganz hingegeben hat.
Es ift Romantik, die den prägnanten graphifchen
Ausdruck benußt, den Natureindruck in das
Kunftwerk umzufchaffen. Man denkt an Lud-
wig Richter und Altdorfer als die Ahnen diefer
Kunft. Vielleicht wird man erkennen können,
daß Hoerfcheimann durch die Vorfteiiungsweit
Aifred Kubins hindurchgegangen ift; doch ift er
hierin nicht ftehen geblieben. —
Man muß den vielen Jüngern der neuen Aus-
druckskunft fkeptifch gegenübertreten. Es kommt
auch bei ihnen jeßt etwas akademifches auf,
nur wird das Vorbild in einer anderen Richtung
gefucht. Eine derartige Skepfis fcheint mir auch
bei Jofef Eberz angebracht, dem der Kunft-

faion HANS GOLTZ eine Ausfteliung gewidmet
hat. Gewiß find farbige Schönheiten, Innigkeit
der Empfindung bei den religiöfen Kompofitionen
vorhanden, aber man glaubt, diefes alies fchon
an anderer Stelle gefehen zu haben. Es ift
fchließlich doch an fich kein Vorzug, daß er,
wie das Vorwort des Katalogs fagt, die Aka-
demie überwunden hat und nun auch glückiicher-
weife feinem Lehrer Hölzel entwachfen ift. Es
wird fich zeigen ob er auch die Nachempfindung
der alten Kölner und mittelaiterlichen Miniatu-
riften überwinden wird.
Es wäre fehr zu begrüßen, wenn die MÜNCH-
NER KUNSTGEWERBESCHULE, da es in Mün-
chen kein Kunftgewerbemufeum gibt, es fich
dauernd zur Aufgabe machen würde, fyftema-
tifche Sonderausfteliungen alten Kunftgewerbes
zu veranftalten. Jeßt find im Lichthof der Schule
Wachsarbeiten und Wachsmodelle aus dem Befiß
des Kommerzienrates Gautfdi ausgeftellt.
Auf diefe Art könnte auch die große Zahl
der Privatfammlungen Münchens der Ailge-
meinheit nußbar gemacht werden. Die Aus-
heilung der Kunftgewerbefchuie ift nur ais Aus-
heilung von Vorbildern für die Schüler gedacht.
DieWachsplaftik hat gerade hier inSüddeutfch-
land durch ihre Beziehungen zum Katholifchen
Kuit große Verbreitung gehabt und gelangte
wie die Elfenbeinfchnißerei im 18. Jahrhundert
zu einer befonderen Blüte. Das Empire hat be-
fonders für die Hoizmodelie wenig neues ge-
fchaffen und die Motive des 18. Jahrhunderts
wurden weit ins 19. Jahrhundert herübergenom-
men. Einige mittelalterliche Stücke zeigen die
reiche heraidifche Ornamentik der Spätgotik.
Außerdem find gieichzeitig eine Anzahl fyrifcher
Giäfer aus der Zettlerfchen Glasfammiung aus-
geftellt.
Zu dem Beften, was die Kunft hervorgebracht
hat, die fich mit den Ereigniffen und Gegen-
ftänden des Krieges befaßt, gehören die Zeich-
nungen von Adolf Juß, die Stobbe in der
BÜCHERSTUBE ausftellt. Perfönliches Eriebnis
findet eine aligemeingültige Prägung. Die Zeich-
nung ift knorrig, machtvoll im Griff und unfen-
timal, dabei gut qeiöft in der Beherrfchung der
Biatlfläche. F.
PARIS EineAusfteiiung von Werken Henry
deGroux's wurde im Dezember in der GALERIE
DE LA RUE DE LA BOET1E veranftaltet. Außer
älteren Werken des belgifchen Malers waren
ausgeftellt: Joffre nimmt eine Truppenparade ab,
Das Biutbad von Dixmuiden, Erblindete Krieger,
ein Bildnis von General Gailieni, Gefangene
Deutfche, Ruinen und Opfer ufw. Andre Michel
verglich im Journal des Debats die Malereien

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