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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 3/4
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0083

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LITERATUR

gebiete ermöglicht. Die zahlreichen Künftler-
regifter mit Daten find befonders zu begrüßen,
audi wenn fie hier und dort noch lückenhaft
find oder bei der Wertung des Wichtigen und
Unwichtigen manchmal noch auf veralteten An-
fchauungen fußen. Händler, Sammler und Mu-
feen brauchen dies wichtige Nachfchlagewerk,
dem man wünfchen möchte, daß es fich mit jeder
Neuauflage mehr vervollkommnet. Dauernd
könnte es eigentlich nur von einem Stab von
erften Spezialiften auf der Höhe der fortfehrei-
tenden Forfchung gehalten werden. B.
Das Konfervatorengremium der Künfte
zu Krakau hat foeben drei Hefte über: .DIE
HOLZKIRCHEN WEST-GALIZIENS" herausge-
bracht, die infolge der kriegerifchen Ereigniffe
von dem Plane geleitet ßnd, einerfeits fchon
Zerftörtes im Bild der Nachwelt zu überliefern,
andererfeits auf die von der Gefahr bedrohten
Monumente aufmerkfam zu machen. Wie der
Bearbeiter Dr. Feliks Kopera im Vorwort
mitteilt, hat die Publikation im Ganzen etwas
unter der Eile und der Not der Zeit leiden
müffen, troßdem wird man fie dankbar begrüßen,
da fie ihr Teil dazu beiträgt, eines der wert-
vollsten Kapitel bäuerlicher Baukunft zu er-
hellen. b.
Die ZISTERZIENSER-KLOSTER IN BELGIEN.
Im Aufträge des deutfehen Generalgouverne-
ments in Belgien geben jeßt Paul Clemen
und Cornelius Gurlitt ein Werk über die
Klofterbauten der Zifterzienfer heraus. Sie ver-
öffentlichen darin zum erften Male die drei
großen beigifchen Baudenkmäler, die Ciftenzien-
ferabteien Orval, Villers und Au Ine, die zu
den allerwichtigften und großartigften Schöpfun-
gen des Mittelalters gehören. Die deutfehe
Verwaltung, die auch die Fürforge für die Kunft-
denkmäler als eine Ehrenpflicht erachtet, hat
den Wunfch gehabt, der Wiffenfchaft durch die
Mitteilung diefes neuen und faft unbekannten
Materials wichtige neue Quellen und der leben-
digen Kunft neue Anregung zuzuführen.
ALTE STOFFE. Ein Leitfaden für Sammler
und Liebhaber. (Bibliothek für Kunft- u. Antiqui-
tätenfammler Bd. 10.) Von Prof. Paul Schulze.
Richard Carl Schmidt & Co Verlag Berlin.
Der uns vorliegende neue Band diefer Samm-
lerbibliothek hat Prof. Paul Schulze zum Ver-
faffer, den Konfervator der Kgl Gewebefamm-
lung in Crefeld. Der reich illuftrierte Band des
als Autorität auf dem Gebiete der Gewebetech-
nik und derGewebemufterung anerkannten Au-
tors wendet fich an einen weiten Intereffenten-

kreis. Als Käufer kommen nicht nur Sammler
und Liebhaber alter wertvoller Stoffe in Betracht,
fondern auch Mufterzeichner, Textilinduftrielle,
überhaupt alle, die zum Webwarengewerbe Be-
ziehungen unterhalten. Das Buch will nicht nur
dem Sammler textiler Überrefte früherer Zeiten
ein Wegweifer fein bei der Beftimmung ihres
Alters und ihrer Herkunft, es will auch An-
regung geben zum Studium der Textilkunft.
Die vielen vortrefflichen Abbildungen entftam-
men zum weitaus größten Teil den Schaßen
der Crefelder Gewebefammlung, darunter be-
finden fich viele Stücke, die an anderer Stelle
noch nicht veröffentlicht find.
Dr. Bruno Voelcker: DIE HAMLETDAR-
STELLUNGEN DANIEL CHODOW1ECK1S UND
IHR QUELLENWERT FÜR DIE DEUTSCHE
THEATERGESCHICHTE DES 18. JAHRHUN-
DERTS. Mit 15 Abbildungen. Leipzig. Ver-
lag von Leopold Voß. 1916.
Die Arbeit Voelckers eröffnet viele Eingänge
in die Kultur- und Theatergefchichte des 18.
Jahrhunderts und vermittelt darüber hinaus eine
Vorftellung von Chodowieckis künftlerifcher Kon-
zeption.
Chodowiecki ftand (das beweifen Zeitdoku-
mente, feine Tagebuchblätter und Briefe) mit
dem Theaterdirektor Döbbelin in Berlin in
freundfchaftücher Beziehung. Er fand das Ur-
bild feines „Hantlet" in dem damals hochbe-
rühmten Schaufpieler Brockmann, den er in
vielen Gaftfpielen bei Döbbelin bewunderte und
perfönlich kannte.
Voelcker zeigt an vielen Details Chodowiecki-
fcherSzenenbiider, daß deffen Kupferftiche nicht
aus Buch-, fondern aus Bühneneindrücken zu
erwachfen pflegten. Des Meifters minutiöfe
Sachlichkeit, die Kleines wie Großes mit der
gleichen Eindringlichkeit darftellt, geftattet dem
Verfaffer intereffante Auffchlüffe über Theater-
gefchichtliches, über die ganze Färbung des
damaligen Theaterbetriebes, feine primitiven
Einrichtungen und die fchon vielfach traditionell
erftarrten, fchaufpielerifchen Gebräuche zu ge-
winnen. Daneben aber zeigt fich, wie ficher
Chodowieckis Künftlerfchaft bald zur phantafti-
fchen Erweiterung des Bühnenbildes, bald zur
Zufammenraffung des Figürlichen griff, um
Klärung und Verftärkung, das heißt Bildmäßig-
keit der Kompofition, zu erreichen. Die Streif-
lichter, die in dem Buche Voelckers auf den
Schöpfungsprozeß diefer illuftrativen Graphik
fallen, taffen ahnen, wie mancherlei für den
Kunftforfcher auf diefem Grenzgebiet zwifchen
angewandter und bildender Kunft noch zu ent-
decken wäre. S. Sch.

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