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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 5/6
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Stoehr, August: Neuerwerbungen des fränkischen Luitpold-Museums in Würzburg in den Jahren 1914 und 1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0099

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NEUERWERBUNGEN DES FRÄNKISCHEN LUITPOLD-MUSEUMS IN WÜRZBURG

Abendmahls in der Art des
Michael Kern entftanden [ein,
das die Kirchen[ti[tungvon Bergt-
heitn [chenkte.
Aus der Wende des 17. Jahr-
hunderts [tammt eine kleine Lin-
denholz-Gruppe fränkifcher Her-
kunft: Mutter Anna, auf einem
barocken Lehnftuh! fißend, unter-
richtet die kleine neben ihr [te-
ilende Maria im Lefen (Abb. 4).
Schon in die erfte Hälfte des
18. Jahrhunderts gehört die Sta-
tuette eines Chriftus an der Gei-
felfäule, die vor einer an den
Seiten gefchweiften und von
einem zierlichen Baldachin ge-
krönten Rückwand auf einer
Konfole fteht. Das kleine Kunft-
werk aus weiß gefaßtem Lin-
denholz befand [ich an einem
Haufe der Münzgaffe in Würz- ,
bürg, und wurde erworben, um
feine drohende Verfchleppung aus
Würzburg zu verhüten.
Die ftattliche Sammlung von Buchsbaumfchnißereien des in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts in Würzburg tätigen „Wiß" erhielt noch eine fchöne Pieta. Bis jeßt
ift es immer noch nicht gelungen, über diefen Künftler, der Artillerie-Trompeterfergeant
auf der Würzburger Feftung gewefen fein foll, vielleicht aber auch, wie man nach
einer Signatur in Verbindung mit Hammer und Hufeifen auf einer Gruppe im
Bayerifchen Nationalmufeum vermuten möchte, Fahnenfehmied war, etwas greifbares
zu finden.
Von der Hand Johann Peter Wagners, der feit dem Beginn des letzten Drittels des
18. Jahrhunderts für die Hofgärten zu Würzburg und Veitshöchheim zahlreiche Gruppen
und Einzelßguren fchuf, rühren drei Puttengruppen her, die der Kgl. Oberfthofmeifter-
ftab in München als Leihgabe der Kgl. Zivillifte aus dem Kgl. Hofgarten in Veithödi-
heim überwiefen hat. Die eine ftammt von der Baluftradj? der Schloßterraffe, die
beiden anderen ftanden auf den Pfeilern des nach Süden gelegenen großen Ausfidit-
gitters. Wagner war ein Meifter in der Beobachtung und in der Darftellung des
nackten Kinderkörpers und verftand es, den Ernft und Eifer, aber ebenfo ag^h die
harmlofe Luft, mit dem Kinder ihre Spiele zu betreiben pflegen, wundervoll wieder-
zugeben (Abb. 5).
Bei der 1914 begonnenen baulichen inneren Umgeftaltung der über dem mittel-
alterlichen Feftfaal des fchon genannten Grafen Eckartbaues gelegenen Obergefchoffe
zu magiftratifchen Amtsräumen wurde die Entfernung einer Wandvertäfelung not-
wendig und daher ihre Überführung ins Mufeum befchloffen, nachdem [ich die Wieder-
verwendung im Rathaufe felbft als undurchführbar erwiefen hatte. Die einfache
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Abb. 3. Ofenkachel. Oberfränkifdi um 1500.
 
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