NEUERWERBUNGEN DES FRÄNKISCHEN LUITPOLD-MUSEUMS IN WÜRZBURG
Kaffettendecke, von der bereits eine
Nachbildung im Raume 13 des Mu-
feums vorhanden ift, blieb dagegen
an ihrem Platte. Die beiden durch
drei tiefe Fenfternifchen gegliederten
Schmalfeiten find zu zwei Dritteln
ihrer Höhe getäfelt und mit Sißbän-
ken verfehen.
Die eine Längswand ift durch kan-
nelierte Pilafter der toskanifchen Ord-
nung, welche ein kräftiges Gefimfe
tragen, aufgeteilt. Neben der Türe
befindet fich ein eingebauter Wafch-
kaften. An der gegenüberliegenden
Wand ift nur eine fchön gegliederte
Türe angebracht, deren architekto-
nifche Umrahmung von einem Auf-
faß mit dem Wappen der Stadt und
der Jahreszahl 1595 bekrönt ift.
Altere Wandvertäfelungen haben
fich in Würzburg fonft nicht erhalten.
Es fcheint, als ob für fie hier über-
haupt wenig Bedürfnis beftanden
hätte; und fchon um 1600 begann
der Stuck feinen Siegeszug. Von
diefer Art der Ausftattung von Sälen
und Zimmern feit 1600 befißt ja das
Abb.4. Mutter Anna. Fränkifdruml700. f ^ v.°"
Berfpielen. Dazu kam neuerdmgs eme
fchöne Decke mit ornamentalem und
figürlichem Schmuck aus dem 1689 von dem Würzburger Bürger und Handelsmann
Franz Kafpar Roffat erbauten Haufe Domftraße 72, die von Frau Anna Geiller gefchenkt
wurde.
Dagegen fehlte bisher der Stuck des entwickelten Rokoko im Mufeum nahezu noch
vollftändig. Diefe Lücke wurde nun in der ergiebigften Weife gefüllt. Als nämlich
zu Beginn des Jahres 1914 das an der Ecke der Juliuspromenade und Schönbornftraße
gelegene Weisfche Anwefen von der Fränkifchen Gefellfchaftsdruckerei erworben
worden war, beftimmte der bisherige Befißer, daß die reichen Rokokoftuckaturen des
im erften Stock gelegenen großen Feftfaales unter gewiffen Bedingungen in den Befiß des
Mufeums überzugehen hätten, wenn bei den beabfichtigten baulichen Veränderungen
die unverfehrte Erhaltung des Saales fich als unmöglich erweifen follte. Sehr bald
ergab fich die Notwendigkeit des Abbruches des ganzen Anwefens und damit die Ab-
nahme der alle Wände und die Decke überziehenden reichen Stuckaturen des Saales.
Die überaus fchwierige Arbeit bewältigte der Würzburger Gipsformator Peter Landvogt
mit feinen Gehilfen in nicht ganz vier Wochen mit ausgezeichnetem Erfolge. Der
Saal ift zehn Meter lang, fechs Meter tief, bei einer Höhe von nahezu fünf Metern.
Die eine Längswand hat vier Fenfter, deren tiefe Nifchen reiche Stuckierung zeigen;
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Kaffettendecke, von der bereits eine
Nachbildung im Raume 13 des Mu-
feums vorhanden ift, blieb dagegen
an ihrem Platte. Die beiden durch
drei tiefe Fenfternifchen gegliederten
Schmalfeiten find zu zwei Dritteln
ihrer Höhe getäfelt und mit Sißbän-
ken verfehen.
Die eine Längswand ift durch kan-
nelierte Pilafter der toskanifchen Ord-
nung, welche ein kräftiges Gefimfe
tragen, aufgeteilt. Neben der Türe
befindet fich ein eingebauter Wafch-
kaften. An der gegenüberliegenden
Wand ift nur eine fchön gegliederte
Türe angebracht, deren architekto-
nifche Umrahmung von einem Auf-
faß mit dem Wappen der Stadt und
der Jahreszahl 1595 bekrönt ift.
Altere Wandvertäfelungen haben
fich in Würzburg fonft nicht erhalten.
Es fcheint, als ob für fie hier über-
haupt wenig Bedürfnis beftanden
hätte; und fchon um 1600 begann
der Stuck feinen Siegeszug. Von
diefer Art der Ausftattung von Sälen
und Zimmern feit 1600 befißt ja das
Abb.4. Mutter Anna. Fränkifdruml700. f ^ v.°"
Berfpielen. Dazu kam neuerdmgs eme
fchöne Decke mit ornamentalem und
figürlichem Schmuck aus dem 1689 von dem Würzburger Bürger und Handelsmann
Franz Kafpar Roffat erbauten Haufe Domftraße 72, die von Frau Anna Geiller gefchenkt
wurde.
Dagegen fehlte bisher der Stuck des entwickelten Rokoko im Mufeum nahezu noch
vollftändig. Diefe Lücke wurde nun in der ergiebigften Weife gefüllt. Als nämlich
zu Beginn des Jahres 1914 das an der Ecke der Juliuspromenade und Schönbornftraße
gelegene Weisfche Anwefen von der Fränkifchen Gefellfchaftsdruckerei erworben
worden war, beftimmte der bisherige Befißer, daß die reichen Rokokoftuckaturen des
im erften Stock gelegenen großen Feftfaales unter gewiffen Bedingungen in den Befiß des
Mufeums überzugehen hätten, wenn bei den beabfichtigten baulichen Veränderungen
die unverfehrte Erhaltung des Saales fich als unmöglich erweifen follte. Sehr bald
ergab fich die Notwendigkeit des Abbruches des ganzen Anwefens und damit die Ab-
nahme der alle Wände und die Decke überziehenden reichen Stuckaturen des Saales.
Die überaus fchwierige Arbeit bewältigte der Würzburger Gipsformator Peter Landvogt
mit feinen Gehilfen in nicht ganz vier Wochen mit ausgezeichnetem Erfolge. Der
Saal ift zehn Meter lang, fechs Meter tief, bei einer Höhe von nahezu fünf Metern.
Die eine Längswand hat vier Fenfter, deren tiefe Nifchen reiche Stuckierung zeigen;
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