ALTE NIEDERRHEINISCHE TÖPFEREIEN
Abb. 1. Sdrüffel aus Sonsbeck vom Jahre 1721. Abb. 2. Schliffe! aus Sevelen vom Jahre 1742.
Chrifti Kreuzigung. St. Antonius von Padua, Patron von Sevelen.
Ziegeln, fondern auch für die Arbeit des Töpferhandwerks Material geliefert haben,
liegen in gefchloffener Reihe nordnordweftlich von Crefeld und ziehen fich am Tönis-
berger Höhenzug entlang von Hüls nach Tönisberg und weiter nach Schaephuyfen,
Rheurdt, Sevelen und Iffum bis Sonsbeck. Abfeits von diefer Reihe liegen Vluyn,
Wickrath, Camperbrück und Lintfort. Weiter entfernt find Frechen bei Köln, Helena-
brunn bei M.-Gladbach und Glimbach und Gevenich im Kreife Erkelenz. Die Blüte-
zeit diefer bäuerlidien Kunft fällt in die Zeit zwifchen dem Ende des 17. und der
Mitte des IQ. Jahrhunderts. Dann trat rafch der Verfall ein, bedingt durch die Herr-
fchaft der Mafchine und der erdrückenden Vorherrfchaft der Maffenproduktion. Doch
wird der Boden, der einft fo fchönen Ton lieferte, auch in Zukunft Urfache, daß die
keramifche Induftrie nicht erlifcht, fondern eine neue Blütezeit erleben mag. Schon
feit langen Jahren hat fich die Mufeumsleitung des Kaifer-Wilhelm-Mufeums in Crefeld
bemüht, das alte Töpferhandwerk wieder aufleben zu laffen, fo befonders an ver-
fchiedenen Orten, in denen man heute nur noch Blumentöpfe herftellt wie in Hüls.
Leider fanden diefe Bemühungen keinen fruchtbaren Boden, da einmal die Maffen-
produktion von Blumentöpfen größeren Gewinn verfprach und auch unter den Hand-
werkern keine Kräfte mehr zu finden waren, die aus sich die alte Tradition hätten
wieder aufnehmen können. Nur vorübergehend waren die Erfolge, die der Hülfer
Töpfermeifter Dahmen unter der künftlerifchen Mitarbeit des Malers Thoeren erzielte.
Weitere Verfuche, die der Hülfer Maler Jofef Lichtenberg, unternahm, haben ebenfalls
zu keinem Ergebnis geführt. Seit einiger Zeit nun hat fich die Crefelder Kunfttöpferei
„Grootenburg" unter Leitung des Keramikers Paul Dresler an die Aufgabe gemacht,
der alten Induftrie unter künftlerifcher Leitung neues Leben zuzuführen. Mit un-
ermüdlichem Fleiße hat fich Dresler in das rein Handwerkliche vertieft; nach manchen
Mißerfolgen ift er Meifter der Technik geworden und es ift ihm gelungen, prächtige
Schüffeln, Fliefen und Gebraudisgegenftände nach eigenen und nach Entwürfen des
159
Abb. 1. Sdrüffel aus Sonsbeck vom Jahre 1721. Abb. 2. Schliffe! aus Sevelen vom Jahre 1742.
Chrifti Kreuzigung. St. Antonius von Padua, Patron von Sevelen.
Ziegeln, fondern auch für die Arbeit des Töpferhandwerks Material geliefert haben,
liegen in gefchloffener Reihe nordnordweftlich von Crefeld und ziehen fich am Tönis-
berger Höhenzug entlang von Hüls nach Tönisberg und weiter nach Schaephuyfen,
Rheurdt, Sevelen und Iffum bis Sonsbeck. Abfeits von diefer Reihe liegen Vluyn,
Wickrath, Camperbrück und Lintfort. Weiter entfernt find Frechen bei Köln, Helena-
brunn bei M.-Gladbach und Glimbach und Gevenich im Kreife Erkelenz. Die Blüte-
zeit diefer bäuerlidien Kunft fällt in die Zeit zwifchen dem Ende des 17. und der
Mitte des IQ. Jahrhunderts. Dann trat rafch der Verfall ein, bedingt durch die Herr-
fchaft der Mafchine und der erdrückenden Vorherrfchaft der Maffenproduktion. Doch
wird der Boden, der einft fo fchönen Ton lieferte, auch in Zukunft Urfache, daß die
keramifche Induftrie nicht erlifcht, fondern eine neue Blütezeit erleben mag. Schon
feit langen Jahren hat fich die Mufeumsleitung des Kaifer-Wilhelm-Mufeums in Crefeld
bemüht, das alte Töpferhandwerk wieder aufleben zu laffen, fo befonders an ver-
fchiedenen Orten, in denen man heute nur noch Blumentöpfe herftellt wie in Hüls.
Leider fanden diefe Bemühungen keinen fruchtbaren Boden, da einmal die Maffen-
produktion von Blumentöpfen größeren Gewinn verfprach und auch unter den Hand-
werkern keine Kräfte mehr zu finden waren, die aus sich die alte Tradition hätten
wieder aufnehmen können. Nur vorübergehend waren die Erfolge, die der Hülfer
Töpfermeifter Dahmen unter der künftlerifchen Mitarbeit des Malers Thoeren erzielte.
Weitere Verfuche, die der Hülfer Maler Jofef Lichtenberg, unternahm, haben ebenfalls
zu keinem Ergebnis geführt. Seit einiger Zeit nun hat fich die Crefelder Kunfttöpferei
„Grootenburg" unter Leitung des Keramikers Paul Dresler an die Aufgabe gemacht,
der alten Induftrie unter künftlerifcher Leitung neues Leben zuzuführen. Mit un-
ermüdlichem Fleiße hat fich Dresler in das rein Handwerkliche vertieft; nach manchen
Mißerfolgen ift er Meifter der Technik geworden und es ift ihm gelungen, prächtige
Schüffeln, Fliefen und Gebraudisgegenftände nach eigenen und nach Entwürfen des
159