AUSSTELLUNGEN
Oeitjens feine Aquareiie, die graziösen Arbeiten
Scheurichs, und Paefdikes entschieden feiner und
reicher gewordene Radierungen aus Beriin.
Eine Überrafchung ift Jofeph Budko mit Radie-
rungen zu einer Hagada, die zwar die Behmer-
fchen Einfitiffe weder ieugnen können noch woiien,
aber doch feine, feibftändige Gebilde reinfter
graphifcher Eigenart find.
Von dem Stamme der Sezeffion find Oppier,
Spiro, Struck, Oppenheimer, Rob. F. K. Schoiz
und Juiie Woifthorn mit bezeidmenden Arbeiten
vertreten, Lovis Corinth mit einer Gruppe von
Graphik, in der die äitern Stücke auch die befferen
find, Chariotte Behrendt mit einer Reihe ihrer
Schaufpielerköpfe, die recht unterfchiediich in
der Quaiität, in den beften Stücken aber fehr
charakteriftifch und geiftreich find. Unter den
Leffer-Urgfdien Arbeiten find die Tufchzeidi-
nungen den Pasteiien erheblidi Überiegen, bei
Schinnerers Zeichnungen die Akte das Befte und
oft wirkiidh treffiich. Endiich biieben hier nodr
Heine Raths dekorative Städtebiider in Hoiz-
fchnitt zu erwähnen.
Einiger jüngft Verftorbener ift pietätvoii ge-
dacht: Greiners, durch eine Ausfteiiung von Zeich-
nungen, Lithographien und Radierungen, die
feine Kunft in heiiftem Lichte zeigen. Es find
giückiicherweife wenig Arbeiten aus der Zeit
feines engen künftierifchen Zufammenhanges mit
Kiinger, und fo hinterlaffen fie einen befonders
günftigen Eindruck. Für Böhie treten feine be-
kannten Radierungen ein, für Weißgerber ieider
nur wenige, freiiich gute Zeichnungen. Des
weiteren fieht man Arbeiten von Leibi und
Menzei, von Uhde und Marees, von Krüger
und Spißweg, und die find zwifdien die Leben-
digen gehängt, ais woiite man andeuten, daß
auch fie Mitglieder der Sezeffion feien, wenig-
ftens ideeiie. Man verfteht nicht recht, wozu
das dient, zumai die Berliner Sezeffion über ge-
nügend Mitgiieder verfügt, die auf mittierer
Linie ftehen und feibft zu den Jungen hinüber
vermitteln können, und, bei der iangjährigen
Übung, durchaus nicht immer befonders gute
Stücke vorgeführt werden können. Es find ge-
rade bei Menzei diesmai einige redet mäßige
undbeiangiofe darunter. Ichgiaube, man könnte
aHmähiich von foichen .Ahnenreihen" abfehen.
Befcheiden ift die Ausbeute der piaftifchen
Abteiiung. Unter den Arbeiten Meßners ift nur
der Jüngiingstorfo ganz geiungen und die Akro-
batin wenigftens teiiweife. Vortreffiich ift die
Studie einer gefeffeiten Barbarin von Aiexander
Oppier, fein charakteripert und lebendig und
kräftig geformt die Biidnisköpfe des jungen
Martin Mülter. Erwähnt man noch den be-
kannten guten Corinth-Kopf Lefchnißers, der
feinen Gliederpuppen erhebiieh Überiegen ift, den
guten Porträtkopf des Geheimrats Heydemann
von Lederer und das Mädchenköpfchen von
Wenck, fo hat man das Wichtigfte genannt.
H. Fr.
CHEMNITZ Die KUNSTHÜTTE unterbrach
im ießten Vierteijahr ihre regeimäßigen Monats-
ausfteiiungen durch zwei bedeutende Veranftai-
tungen. Im Januar ehrte pe das Gedächtnis Otto
Greiners durch eine größere Ausfteiiung, am
25. März eröffnete fie die für den 60. Geburtstag
Max Kiingers gepiante, infoigeKohiennot ver-
fchobene Kiinger-Ausfteiiung. Beide Veranftai-
tungen verdankt fie dem großen Entgegenkom-
men eines hiepgen Kunftfreundes, des Herrn
Kommerzienrats Hans Vogel, der beide Maie
einen Teii feiner reichen Sammiungsfchäße der
Ausfteiiungsleitung freundiiehft zur Verfügung
fteiite. Die Greiner-Ausfteiiung brachte
neben einigen Oigemäiden, größeren Entwürfen
und Zeichnungen — darunter aus Kiingers Befiß
ein Seibftbiidnis — das druckgraphifdre Werk
in feitener Voiiftändigkeit und Güte. Ais Selten-
heit verdient die Reihe von 18 Zuftandsdrucken
zur „Gäa" genannt zu werden, die mit faft be-
ängftigendem Fieiß gefchaffen wurden und die
bei aiier Schönheit das iithographifch Handwerk-
iiche nicht verieugnen können. Die Kiinger-
Ausfteiiung führte zunächft in feitenem Um-
fange das reiche graphifche Werk des Meifters
vor: Gegen 90 Zeichnungen aus alten Schaffens-
perioden, begonnen mit einer reizvoiien Zeich-
nung „Vifion Schumanns" vom Jahre 1875 über
Entwürfe zu den wichtigften graphifchen Zykien
zu Gemäiden und Piaftiken bis zu den im
Januar 1907 entftandenen Biidniffen des Grafen
Kaickeruth und des Kommerzienrats Vogei, zwei
durch ihre zeichnerifche knappe Durcharbeitung
und iebendige feeiifche Darfteiiung gieich inter-
-effanten und bedeutenden Blättern. Neben den
Zeichnungen, die Kiingers zeichnerifche Entwick-
lung aufs befte veranfehauiiehen, konnte das
druckgraphifche Schaffen Kiingers in den Zykien
voiiftändig, in den Einzeibiättern mit ziemlicher
Voiiftändigkeit gezeigt werden. Den Kenner
feffeite vor aiiem die reiche Wahi der Drucke
der verworfenen Platten, feitener Zuftands- und
Probedrucke. Auch das „Zeit" war in der Vor-
zugsausgabe, aifo mit aiien Abzügen der ver-
iaffenen Piatten, ausgefteiit. Neben einer foi-
chen Füiie und Reichhaltigkeit mußte die geringe
Zahl der Ölbilder und Aquareiie abfaiien, ob-
gieich auch fie manches intereffante Stück in fich
fchioß. So erwähnen wir ein Aquareii des
16jährigen, ein genrehaftes Motiv im Sinne der
Hoiiänder, ein maierifch fein abgewogenes Werk
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Oeitjens feine Aquareiie, die graziösen Arbeiten
Scheurichs, und Paefdikes entschieden feiner und
reicher gewordene Radierungen aus Beriin.
Eine Überrafchung ift Jofeph Budko mit Radie-
rungen zu einer Hagada, die zwar die Behmer-
fchen Einfitiffe weder ieugnen können noch woiien,
aber doch feine, feibftändige Gebilde reinfter
graphifcher Eigenart find.
Von dem Stamme der Sezeffion find Oppier,
Spiro, Struck, Oppenheimer, Rob. F. K. Schoiz
und Juiie Woifthorn mit bezeidmenden Arbeiten
vertreten, Lovis Corinth mit einer Gruppe von
Graphik, in der die äitern Stücke auch die befferen
find, Chariotte Behrendt mit einer Reihe ihrer
Schaufpielerköpfe, die recht unterfchiediich in
der Quaiität, in den beften Stücken aber fehr
charakteriftifch und geiftreich find. Unter den
Leffer-Urgfdien Arbeiten find die Tufchzeidi-
nungen den Pasteiien erheblidi Überiegen, bei
Schinnerers Zeichnungen die Akte das Befte und
oft wirkiidh treffiich. Endiich biieben hier nodr
Heine Raths dekorative Städtebiider in Hoiz-
fchnitt zu erwähnen.
Einiger jüngft Verftorbener ift pietätvoii ge-
dacht: Greiners, durch eine Ausfteiiung von Zeich-
nungen, Lithographien und Radierungen, die
feine Kunft in heiiftem Lichte zeigen. Es find
giückiicherweife wenig Arbeiten aus der Zeit
feines engen künftierifchen Zufammenhanges mit
Kiinger, und fo hinterlaffen fie einen befonders
günftigen Eindruck. Für Böhie treten feine be-
kannten Radierungen ein, für Weißgerber ieider
nur wenige, freiiich gute Zeichnungen. Des
weiteren fieht man Arbeiten von Leibi und
Menzei, von Uhde und Marees, von Krüger
und Spißweg, und die find zwifdien die Leben-
digen gehängt, ais woiite man andeuten, daß
auch fie Mitglieder der Sezeffion feien, wenig-
ftens ideeiie. Man verfteht nicht recht, wozu
das dient, zumai die Berliner Sezeffion über ge-
nügend Mitgiieder verfügt, die auf mittierer
Linie ftehen und feibft zu den Jungen hinüber
vermitteln können, und, bei der iangjährigen
Übung, durchaus nicht immer befonders gute
Stücke vorgeführt werden können. Es find ge-
rade bei Menzei diesmai einige redet mäßige
undbeiangiofe darunter. Ichgiaube, man könnte
aHmähiich von foichen .Ahnenreihen" abfehen.
Befcheiden ift die Ausbeute der piaftifchen
Abteiiung. Unter den Arbeiten Meßners ift nur
der Jüngiingstorfo ganz geiungen und die Akro-
batin wenigftens teiiweife. Vortreffiich ift die
Studie einer gefeffeiten Barbarin von Aiexander
Oppier, fein charakteripert und lebendig und
kräftig geformt die Biidnisköpfe des jungen
Martin Mülter. Erwähnt man noch den be-
kannten guten Corinth-Kopf Lefchnißers, der
feinen Gliederpuppen erhebiieh Überiegen ift, den
guten Porträtkopf des Geheimrats Heydemann
von Lederer und das Mädchenköpfchen von
Wenck, fo hat man das Wichtigfte genannt.
H. Fr.
CHEMNITZ Die KUNSTHÜTTE unterbrach
im ießten Vierteijahr ihre regeimäßigen Monats-
ausfteiiungen durch zwei bedeutende Veranftai-
tungen. Im Januar ehrte pe das Gedächtnis Otto
Greiners durch eine größere Ausfteiiung, am
25. März eröffnete fie die für den 60. Geburtstag
Max Kiingers gepiante, infoigeKohiennot ver-
fchobene Kiinger-Ausfteiiung. Beide Veranftai-
tungen verdankt fie dem großen Entgegenkom-
men eines hiepgen Kunftfreundes, des Herrn
Kommerzienrats Hans Vogel, der beide Maie
einen Teii feiner reichen Sammiungsfchäße der
Ausfteiiungsleitung freundiiehft zur Verfügung
fteiite. Die Greiner-Ausfteiiung brachte
neben einigen Oigemäiden, größeren Entwürfen
und Zeichnungen — darunter aus Kiingers Befiß
ein Seibftbiidnis — das druckgraphifdre Werk
in feitener Voiiftändigkeit und Güte. Ais Selten-
heit verdient die Reihe von 18 Zuftandsdrucken
zur „Gäa" genannt zu werden, die mit faft be-
ängftigendem Fieiß gefchaffen wurden und die
bei aiier Schönheit das iithographifch Handwerk-
iiche nicht verieugnen können. Die Kiinger-
Ausfteiiung führte zunächft in feitenem Um-
fange das reiche graphifche Werk des Meifters
vor: Gegen 90 Zeichnungen aus alten Schaffens-
perioden, begonnen mit einer reizvoiien Zeich-
nung „Vifion Schumanns" vom Jahre 1875 über
Entwürfe zu den wichtigften graphifchen Zykien
zu Gemäiden und Piaftiken bis zu den im
Januar 1907 entftandenen Biidniffen des Grafen
Kaickeruth und des Kommerzienrats Vogei, zwei
durch ihre zeichnerifche knappe Durcharbeitung
und iebendige feeiifche Darfteiiung gieich inter-
-effanten und bedeutenden Blättern. Neben den
Zeichnungen, die Kiingers zeichnerifche Entwick-
lung aufs befte veranfehauiiehen, konnte das
druckgraphifche Schaffen Kiingers in den Zykien
voiiftändig, in den Einzeibiättern mit ziemlicher
Voiiftändigkeit gezeigt werden. Den Kenner
feffeite vor aiiem die reiche Wahi der Drucke
der verworfenen Platten, feitener Zuftands- und
Probedrucke. Auch das „Zeit" war in der Vor-
zugsausgabe, aifo mit aiien Abzügen der ver-
iaffenen Piatten, ausgefteiit. Neben einer foi-
chen Füiie und Reichhaltigkeit mußte die geringe
Zahl der Ölbilder und Aquareiie abfaiien, ob-
gieich auch fie manches intereffante Stück in fich
fchioß. So erwähnen wir ein Aquareii des
16jährigen, ein genrehaftes Motiv im Sinne der
Hoiiänder, ein maierifch fein abgewogenes Werk
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