Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

DOI issue:
Heft 11/12
DOI article:
Ausstellungen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0230

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
AUSSTELLUNGEN

aus dem Jahre 1879, die Terraffe und das zwar
noch unvoilendete, aber tro^dem vollwertige
Bitdnis Georg Brandes.
Ein muftergüitig ausgeftatteter Kataiog mit
12 Abbildungen, dem knappen und treffenden
Geieitfpruch Dehmeis und einem von Guftav
Schaffer gezeichneten und iithographifchen Um-
fchiagtitei entfprach dem befonderen Charakter
der Veranftaitung. F. Sehr.
KÖLN Die neue Ausfteiiung des KUNST-
VEREINS zeigt den in den testen Jahren viei
genannten Maier Erich Heckei in rafchem Fort-
fchreiten feiner ausdrucksftarken Kunft, die im
Stiiieben, in der Landfchaft und im Figurenbilde
innere Gefichte formt. Die zunehmende Kiärung
des formalen Geftaltens offenbart fich vielleicht
am beften in dem großen, auf zwei braune
Zeitbahnen gemaiten Biide der Oftender Ma-
donna. Es ift ein Fahnenbiid, wie fie in frühe-
ren Zeiten bei Bittprozeffionen der gläubigen
Menge vorangetragen wurden, in feiner volks-
tümlichen Schlichtheit zu jedem fprechend, der
es anfdiaut. Auch die übrigen, während der
le&ten Jahre entftandenen Werke Heckeis geben
das künftlerifdi ruhende, klar und rein gefaltete
innere Erlebnis. An Heckei reiht fich in diefer
ungewöhniieh abwechslungsreichen Ausfteiiung
eine Sonderfdiau von Olaf Gulbransson und
Adolf Uzarski. Daneben feffeln Heinz Hein-
richs breit und feft gemalte Landfchaften und
Stiiieben, die Schneebilder aus den Dolomiten
und Fri§ Weftendorps immer farbig reizvolle
Arbeiten. Die Graphik ift durch eine Wander-
fchau der Vereinigung nordweftdeutfeher Künftler
vertreten, die Piaftik durch einige Arbeiten von
K. Geibel. W. B.
LEIPZIG Die vierte Leipziger Jahresausfteilung
(Lia 1917), die erneut in P. H. Beyers Kult-
handlung eingekehrt ift, fammelt wieder, wie-
ihre Vorgängerinnen, eine Fülle erlefener Graphik
unter ihrer Fahne. Unter den Gäften lenken
neben Liebermann, Corinth, Kalkreuth, Slevogt
vor allem raffige Blätter von Orlik und die
immer lichter werdenden Radierungen von Meid
die Blicke auf fich. Mit feinen intereffanten,
aber doch wohl fchematifch karikierten Porträt-
köpfen hat fich Gulbranffon eingefteiit. Vor
folchem Manierismus sind Sterl und Kiemm
durch ein nicht nachlaffendes Naturftudium gefeit.
Melzer gewinnt fich in Leipzig immer mehr
Liebhaber. Auch die kultivierte Rhgthmik von
Ludwig v. Hofmann ftelit das farbige Zeichnen
vor dem hier fonft fo gepflegten rein linearen
in den Vordergrund. Großzügige Raumkompofi-
tion und Raumgiiederung betätigt wieder 0. R

Boffert in feinem Radierungszgklus „Der See".
Im Farbkupferfchnitt erweift fich Kurt Hoelioff
tüchtig, ln ausgezeichneten Naturausfchnitten
ftelit fich Rieh. Grimm-Sachfenberg vor. Unter
den nicht vielen Kriegszeichnungen ftechen die
von Hans Alexander Müller durch ihre Aus-
druckskraft heraus. Durch ihre neue Art des
künftlerifchen Sehens, mehr oder weniger expref-
fioniftifch gerichtet, bewähren fich Wil. Howard,
Willy Semm, Wilhelm Plünnecke, Eugen Hamm,
Alice Schimz, Heinz Hoffmeifter u. a. ln Male-
reien find Frit; Rentfch, mit fchönen Tempera-
landfchaften, Erich Grüner, Horft-Schulze und
Einfchlag vertreten. Klinget' hat als nachträg-
liche Ehrung zu feinem 60. Geburtstag einen
eignen Saal erhalten, in dem die berufenen Samm-
ler Hirzel und Kirftein teils aus eignem, teils
aus fremdem Bejit; feltene Jugendarbeiten des
Meifters aus den Jahren 1871 bis 1889, haupt-
fächlich Zeichnungen und Entwürfe zu Radie-
rungen, zur Schau bringen. Hier verfolgt man
den Weg feiner Phantafie von konventionell
gebundenen Vtfionen bis zu den prachtvollen
Federzeichnungen zum „Handfchuh". — Die
Pechftein-Ausfteliung imKunftverein, die zum
größeren Teil aus Leipziger Privatbefifs ftammte,
zeitigte heftige Kunftdebatten um diefen in feiner
eignen Fortfchrittlichkeit fowohl von den Par-
teien derFuturiften wie jener derlmpreffioniften
verfehmten Maler. Die 22 Bilder boten einige
impreffioniftifche Beifpiele der Anfänge, gaben
aber von der Gefamtentwicklung von 1909 bis
1916 einen einleuchtenden Begriff. Wenn wir von
der bloßen Naturnachahmung, trete fie als 1m-
preffionismus oder fonft was auf, foweit abge-
rückt find, als es der Fall ift, müffen wir auch
für diefes aufs malerifch und farbig wefentliche
gerichtete Ausdrucksftreben ein Verftändnis haben.
Zum Unterfchied von andern Expreffioniften hat
Pechftein zudem ein piaufibies Bildmotiv, nicht
feiten, wie beim Ruderboot, bei den Frauen am
Waffer, bei gewiffen Stiiieben, ordnet es fich
berühmten kunftgefchichtlichen Motivreihen ein.
Die Raumgeftaitung und die glutvolle farbige
Behandlung geben diefen Malwerken allerdings
ihren unverwechfeibaren wefentiiehen Charakter.
Gegenüber der landesüblichen zahmen Ateiier-
palette gibt Pechftein aufwühlende Farbenerleb-
niffe. Formal erweifen fich feine Alalwerke de-
korativ aufs befte geordnet. Pechftein ift Hofer
und Weiß und Hodier gar nicht fo unverwandt
und wenn man über die neuen Richtungen theo-
retifch klarer wäre, als es der Fall ift, würde
man auch in Mitteiftädten davon Abftand neh-
men, ihm die Etikette des Futurismus aufzu-
klcben. Dr. Zeitlcr.

214
 
Annotationen