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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 17/18
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0337

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AUSSTELLUNGEN

vertreten, und gerade von den Begabteren
zeugen Werke, die nicht zu ihren beften ge-
hören. Heckei hat auf der Ausftellung bei Caf-
firer im Frühjahr befferes gezeigt ais diesmai,
und von Kirchner find nur ein paar äitere oft
gefehene tüchtige Biider da. Sehr fchön find
zwei neue Landfdiaften des jungen Aifr. Partike),
in Raum,Luft und Farbe gieich vorzügiich, treffiich
ais Maierei iftKiausRichters,Schiemmer". Otto
Beger wirkt mit einigen exotifchen Landfchaften
eigener und beffer ais mit feinen Heckendorf-
fiaden, Röhricht hat Fortfehritte zu verzeichnen,
und Bangerter, der fchon einmai auffiei, hat
zwei Varieteszenen gefchickt, die troß aiier Un-
gefchiachtheit und Groteskheit, und troßdem man
die Regie ein wenig zu deutlich merkt, den
Eindruck nicht aiitägiieher Begabung machen.
Von Cesar Kiein find einige feine Landfchaften
neben einem vöiiig verungiückten, kiaffifche Re-
zepte ungefchickt verwertenden Abendmahl da,
und Pechftein weift fich mit einigen, jeßt ganz
rein dekorativen Arbeiten über seine Südfee-
reife aus. Das .Rettungsboot" ift nicht geiungen;
es giückte nicht, Herr über die vielen kleinen
Formen zu werden. Großmann, Beckmann, Kurt
Tuch, Oscar Moii und Purrmann find nur mit
Nebenwerken in gewohnter Art vertreten,
Schmitt-Rottiuff mit einer Koliektion, die feine
Begabung nur fehr bedingt erweift. Auch in
der Piaftik ift nicht vie) zu entdecken. Nennt
man die Namen Albicker, Barlach, Boffelt,
Ebbinghaus (einefeine, fchon bekannte Fifcher-
ftele), Frydag, Gaul, Huf, Kolbe, Auguft Kraus,
Langer und Renee Sintenis, fo weiß jeder, was
er zu erwarten hat. H. Fr.
DÜSSELDORF Zum Gedächtnis des am
20. September 1914 kaum 36jährig gefabenen
Bildhauers Gregor von Bochmann, eine der
ftärkften Begabungen der rheinifchen Piaftik, wer-
den in der KUNSTHALLE mehr als 100 Arbeiten
gezeigt. Am Anfänge ftehen mit der großen
bronzenen Abfchiedsgruppe der Galerie, die dem
erft 26jährigen die Wiener große goldene Me-
daille eintrug, Genrefzenen, zahlreiche klein-
ßgurige Werke, aber auch einige Großplaftiken,
wie etwa der Düffeidorfer Kinderbrunnen. Ge-
legentlich kommt auch ein herb naturaliftifcher
Stil zum Durchbruch. Dann folgt plößlich, ohne
erkennbaren Übergang, eine Annäherung an
die klaffiziftifche Weife Hildebrands und Tuail-
lons, in einigen Grabmälern und dem unvollen-
deten .Heldenleben" — Friefe für das Crefelder
Mufeum.
An die Bochmann-AusfteHung reiht fich in der
Kunfthalle eine zweite Gedächtnisfchau, die dem
am 22. März verftorbenen 83jährigen Düffeidorfer

Bildnis- und Genremaler ErnftBofch gewidmet
ift, in deffen Schaffen Überlieferungen aus den
Tagen von Vautier und Knaus lebendig ge-
blieben waren. W. B.
Die große DÜSSELDORFER KUNST
AUSSTELLUNG Der Gedanke, die große
Berliner Kunftschauausftellung diesmal in Düffel-
dorf zu veranftalten, nachdem die Heeresver-
waltung den Glaspalaft am Lehrter Bahnhof für
ihre Zwecke in Anfpruch genommen hatte, ift
von Profeffor Max Schlichting ausgegangen.
Daß es aber möglich wurde, die von über zwei-
hundert Verwundeten und Kranken beiegten
Räume des ftädtifchen Kunftpalaftes wieder her-
zurichten und ailenKriegshinderniffen zum Troß
die Ausftellung zum vorher beftimmten Zeit-
punkt fertigzuftelien, ift ein Verdienft des Aka-
demiedirektors Prof. Friß Roeber und zugleich
ein neuer Beweis für die Tatkraft unfererKünft-
ler, für die Aufopferungsfähigkeit des Vorftandes
und für Deutfchlands wirtfchaftliche Stärke.
Der Kreis, in dem wir uns bewegen, ift frei-
lich merkbar enger geworden. Die Ausländer,
die fonft fo zahlreich vertreten waren und ftets
Abwechfelung in das Bild gebracht hatten, fehlen
diesmal ganz, felbft die Öfterreicher find fern
geblieben. Vielleicht aber kommt die Befchrän-
kung auf reidisdeutfche Kunft im Verein mit
der gefteigerten Wertfchäßung des Einheimifchen
manchem Künftler zugute, der bisher im Schatten
geblieben war, und mancher aufftrebenden jungen
Begabung.
Die Düffeidorfer mußten fich auf den bis-
herigen Berliner Ausfteliungen am Lehrter Bahn-
hof mit wenigen Sälen begnügen. Diefe Be-
fchränkung ift aufgehoben worden. Dadurch,
daß die ganze eine Hälfte des Kunftpalaftes der
rheinifchen Kunftmetropole Vorbehalten blieb,
war es möglich, in größerem Umfange Sonder-
ausftellungen rheinifcher Künftler zu veranftalten
und eine Art friedlichen Wettbewerbes mit Berlin
zu verfuchen, wobei Düffeidorf recht gut abge-
fchnitten hat, vielleicht zur großen Oberrafchung
der Berliner, die es anfeheinend nicht für nötig
gehaiten haben, für diefe Kunftfchau befondere
Anftrengungen zu machen. Wußte man in Berlin
wirklich nichts von dem reichen Kunftleben, das
fich in Düffeldorf fo vielgeftaltig offenbart, nichts
von den Entwicklungsmöglichkeiten, die fich ge-
rade inWeftdeutfchland dem Kunfthandei bieten,
und nichts von dem künftlerifchen Wagemut und
der Tatkraft, die der Sonderbund, der Werk-
bund, und auch — die große Düffeidorfer Aus-
ftellung 1915 bewiefen haben, obgleich diefe
leßtere vor einem Machtfaktor, wie der Welt-
krieg es ift, kapitulieren mußte, in allen Ehren,

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