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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 17/18
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0338

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AUSSTELLUNGEN ° GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

und nachdem die Hauptarbeit bereits getan war?
Wie dem auch fein mag, die Tatfache bieibt
jedenfaiis beftehen, daß Düffeldorf gezeigt hat,
was Weftdeutfchiand auf künftierifdiem Gebiete
zu ieiften vermag, und daß Berlin eine fo bald
nicht wiederkehrende Gelegenheit, den Wett-
bewerb mit Düffeldorf aufzunehmen, verpaßt
hat. Wenn Düffeldorf feine beften Kräfte mit
einer Ausiefe des Wertvollften ihrer leßten
Schaffensjahre vorfchickte und abgefchloffene
Charakterbilder einer ganzen Anzahl boden-
wüchfiger Künftier aus den Rheinlanden zu
bieten suchte, haben die Berliner, wie immer im
Glaspalaft am Lehrter Bahnhof, planlos und zu-
fammenhanglos ausgeftellt und ihre Kräfte zer-
fplittert, mit alleiniger Ausnahme der beiden
Sezeffionen, die, zum erftenmale von der ftaat-
lichen Kunftverwaltung anerkannt, mit eigener
Jury ais gefchloffene Gruppen einrückten und
eine fehr anftändige Befuchskarte abgaben.
W. B.
HANNOVER Der fiebzigfte Geburtstag Max
Liebermanns wurde vom Keftner-Mufeum
mit. einer kleinen aber gewählten Ausftellung
Liebermannfcher Graphik gefeiert, die — im
Kupferftichfaal harmonifch angeordnet — einen
tiefen Einblick in das graphifche Schaffen des
Künftlers eröffnete. Die zahlreichen Radierungen
und Lithographien, die zum größten Teil aus
dem Befiß eines hannoverfchen Sammlers, zum
kleineren aus denBeftänden desKeftner-Mujeums
ftammen, gaben zufammen mit einer Reihe
fchöner Handzeichnungen einen intereffanten
Ausfchnitt aus dem Lebenswerk des großen
Siebzigjährigen.
Die Keftner-Gefellfchaft brachte in ihrer
achten Sonderausfteilung eine Uberßcht über
das Schaffen Profeffors E. R. Weiß, von
dem an diefer Stelle gelegentlich feiner Aus-
ftellung bei Guriitt fchon ausführlich die Rede war.
MÜNCHEN Im GLASPALAST find diesmal
die Ausheilungen derKünftlergenoffenfchaft und
der Sezefßon vereinigt. Diefer äußeren Ver-
einigung entfpricht eine innere. Wefentliche
Unterfchiede in der Gefinnung find nicht mehr
vorhanden, nur daß die Sezeffion wohl doch
im ailgemeinen qualitativ höher fteht. Der
großen Gefamtzahl von 2542 Arbeiten entfpricht
nur eine kleine Zahl von bedeutenderen Werken.
Die jungen, zukunftsreichen Künftier meiden
wie an anderen Orten fo auch hier die großen
Bilderanfammiungen. Der Sezeffion hat dieAb-
fpaltung der Neuen Sezeffion viel Abbruch ge-
tan. ln der Ausftellung der Genoffenfchaft ge-
hört zum Beften ein Tirolerkopf von Defregger,
der troß der Kleinarbeit Größe befißt; ein Bildnis

von Karl v. Marr ift von delikater Malerarbeit.
Die Mehrzahl des Ausgeftellten ift Durch fchnitt
oder darunter. Keine Uberrafchungen aber tüch-
tige Arbeiten zeigen CarlFelber, Franz Hoch-f
und Hans Looschen. Oskar Zwintfchers
Bilder machen in der gezeigten Sammelausfteliung
keinen Eindrude, fie wirken glatt und literarifch.
Außer den drei leßtgenannten haben größere
SammelausfteliungenPaulWeber.FelixBaum-
hauer, Adam Kunz und Friedrich Stahl.
Diefer ießte hat mit feinen Nachahmungen ita-
lienifcher Quattrocentokunft wie fchon im vorigen
Jahre den größten Publikumserfolg der Aus-
ftellung. Erfreulicher ift die Ausftellung der Se-
zeffion. Hier ßnd das Stärkfte die Bilder von
Corinth, alles ältere und bekannte Arbeiten.
Nur mit Bedauern wird man das Verßegen der
Kraft Habermanns und Kellers konftatieren.
Egger-Lienz ftellt einRiefengemälde „Sturm-
angriff" aus; man mag diefer brutalen Kraft
nicht glauben und fürchtet immer die Phrafe.
E. R. Weiß befißt fo viel Gefchmadc, daß feine
Biider immer ein wohlgefälliges Ausfehen zeigen
ohne doch je dasLeßte zu geben. Bei Richard
Pießfch erfreut das lebendige Naturgefühl, von
dem feine anfpruchslofen Arbeiten erfüllt ßnd.
Junge, tüchtige Arbeiten zeigen L. Bock und
H. Porep, die ßch in den Bahnen eines felb-
ftändigen Imprefßonismus bewegen. Eigene
Auffaffung zeigen die Akte von Julius Hüther.
Aus dem gieichmäßigen Niveau heben ßch noch
als Sondererfcheinungen ab der Holzschneider
G. W. Rößner und die Bildhauerin Renee
Sintenis.
STRASSBURG i. Eis. Am 26. Juli, dem
50. Geburtstag Jofef Sattlers, eröffnete das
Kupferftich-Kabinett eine Ausftellung Sattlerfcher
Graphik. Hauptfächlich aus Privatbeßß ftam-
mende Blätter, Originale der zahlreichen Ex-
libris und Buchilluftrationen, geben ein umfaf-
fendes Biid der reichen Tätigkeit Sattlers. Befon-
ders intereffant find Arbeiten aus leßter Zeit,
im Kriege entftanden, die bisher weder aus-
geftelit noch veröffentlicht worden find.
GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE
VERBAND DES DEUTSCHEN KUNST- UND
ANT1QU1TATENHANDELS E. V. Diefe im Som-
mer gegründete Vereinigung will einen möglichft
engen Zufammenfchluß derKunft- und Antiqui-
täten-Handelsßrmen, eine gegenfeitige, wiffen-
fchaftliche und juriftifche Unterßüßung und ein
einheitliches Vorgehen ln wirtfchaftlichen und
Standesfragen ermöglichen, Beftrebungen, die
auch den Käufern wie der Wiffenfchaft zugute
kommen können. Die erfte, fehr gut befuchte

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