1)111 SAMMLUNG
DR RICHARD VON SCHNITZLER IN CÖLN
Mit 26 Abbildungen Von Priv. Doz. Dr. WALTER BOMBE. (Fortfet}ung.)
reiner folclien fpäteren Schaffenszeit Cranachs gehört auch das fehr manirierte kleine
Bildnis einer jungen Frau an, das die Sammlung Schnitzler befitzt. Die nicht fonderlich
reizvolie, aber anfeheinend mit Glücksgütern gefegnete Dame trägt ein fchwarzes
Sammotkleid, ein koftbares Halsband mit Gehänge, zahlreiche Ringe, über der Stirn
und um den Hals die in Perlenftickerei ausgeführte Infchrift oder Devife ALS. IN. EREN.
Die chinefifch fchiefgeftellten Augen, die geringe Schattierung und die kalte, glatte, aber
an Solidität mit oftafiatifcher Lackmalerei wetteifernde Manier des Farbenauftrages find
charakteriftifche Eigentümlichkeiten des alten Cranach.
Von deutfdien Meiftern des 17. Jahrhunderts ift Johann König, ein in Augsburg
und in Rom tätiger Nachahmer und Schüler Adam Elsheimers, von dem bezeichnete
Miniaturbildchen in München die Daten 1613 und 1617 tragen, mit einer auf Kupfer
miniaturartig fein gemalten Verfuchung Chrifti in wilder Berglandfchaft vertreten
(f. Abb. 12). Am Ufer eines tiefdunklen Bergfees wird Chriftus durch Satan auf-
gefordert, Steine in Brot zu verwandeln. An den Felfenhängen des jenfeitigen Ufers ziehen
Reiter und Wanderer ihres Weges. Das Bildchen hat fo hervorragende Qualitäten,
daß es, wenn die Signatur Jo. König 16 . . nicht wäre, wohl für eine Arbeit Els-
heimers gelten könnte. Bevor Herr von Schnitzler es erwarb, befand es fich in der
Kölner Sammlung Clave von Bouhaben, und im Jahre 1904 hat der gegenwärtige Be-
ßrer es auf der kunfthiftorifchen Ausftellung in Düffeldorf gezeigt^.
Phot. MarceMo Moroni, Köin.
Abb. 12. Johann König, Verfudiung Chrifti in Bergtandfchaft.
' S. Kataiog der kunfthiftorifchen Ausfteiiung, Düffeidorf 1907, Nr. 222.
DerCicerone, IX.Jahrg., Heft23/24. 29
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DR RICHARD VON SCHNITZLER IN CÖLN
Mit 26 Abbildungen Von Priv. Doz. Dr. WALTER BOMBE. (Fortfet}ung.)
reiner folclien fpäteren Schaffenszeit Cranachs gehört auch das fehr manirierte kleine
Bildnis einer jungen Frau an, das die Sammlung Schnitzler befitzt. Die nicht fonderlich
reizvolie, aber anfeheinend mit Glücksgütern gefegnete Dame trägt ein fchwarzes
Sammotkleid, ein koftbares Halsband mit Gehänge, zahlreiche Ringe, über der Stirn
und um den Hals die in Perlenftickerei ausgeführte Infchrift oder Devife ALS. IN. EREN.
Die chinefifch fchiefgeftellten Augen, die geringe Schattierung und die kalte, glatte, aber
an Solidität mit oftafiatifcher Lackmalerei wetteifernde Manier des Farbenauftrages find
charakteriftifche Eigentümlichkeiten des alten Cranach.
Von deutfdien Meiftern des 17. Jahrhunderts ift Johann König, ein in Augsburg
und in Rom tätiger Nachahmer und Schüler Adam Elsheimers, von dem bezeichnete
Miniaturbildchen in München die Daten 1613 und 1617 tragen, mit einer auf Kupfer
miniaturartig fein gemalten Verfuchung Chrifti in wilder Berglandfchaft vertreten
(f. Abb. 12). Am Ufer eines tiefdunklen Bergfees wird Chriftus durch Satan auf-
gefordert, Steine in Brot zu verwandeln. An den Felfenhängen des jenfeitigen Ufers ziehen
Reiter und Wanderer ihres Weges. Das Bildchen hat fo hervorragende Qualitäten,
daß es, wenn die Signatur Jo. König 16 . . nicht wäre, wohl für eine Arbeit Els-
heimers gelten könnte. Bevor Herr von Schnitzler es erwarb, befand es fich in der
Kölner Sammlung Clave von Bouhaben, und im Jahre 1904 hat der gegenwärtige Be-
ßrer es auf der kunfthiftorifchen Ausftellung in Düffeldorf gezeigt^.
Phot. MarceMo Moroni, Köin.
Abb. 12. Johann König, Verfudiung Chrifti in Bergtandfchaft.
' S. Kataiog der kunfthiftorifchen Ausfteiiung, Düffeidorf 1907, Nr. 222.
DerCicerone, IX.Jahrg., Heft23/24. 29
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