Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0411
DOI Heft:
Heft 23/24
DOI Artikel:Bombe, Walter: Die Sammlung Dr. Richard von Schnitzler in Cöln, [2]
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0411
DIE SAMMLUNG DR. RICHARD VON SCHNITZLER IN CÖLN
Pliot. MarceMo Moroni, Köin.
Abb. 15. Peter Paul Rubens, Männerkopf.
beim Schopfe gefaßt wird, bezieht fich auf einen Vergiftungsverfuch, den der Heilige
rechtzeitig erkannte. Nach der Tracht des Knaben, den breiten Schuhen ufw. mag das
Bild um 1510 entftanden fein, auch nach dem Stil der Ausführung handelt es fich um
ein abgeklärtes Bild der Reifezeit. Überaus reizvoll ift die Farbengebung, die eine in
jener Zeit kaum überbotene Feintonigkeit auszeichnet, fich in den zarteften Schattie-
rungen von Braun bewegt und mit der Palette des Lukas von Leiden, Engebredits
bedeutendftem Schüler, die Neigung teilt, alle Farben in Mittel- und Schihertöne aufzulöfen.
Diefem hervorragenden Werke eines frühen Holländers fchließt fich in Lancelot
Blonde eis mehr äußerlich dekorativer als tief empfundener Madonna mit dem Kinde
die Arbeit eines faft gleichzeitigen Viamen an (f. Abb. 14). Blondeel ift 1496 in
Poperinghe geboren und 1561 in Brügge geftorben und weiteren Kreifen durch den
Entwurf zu dem herrlichen, 1529 von Gugot de Beaugrant ausgeführten großen Kamin
im Schöffenfaale des „Vrye" zu Brügge bekannt. Die farbige Ausführung des Ma-
donnenbildes wetteifert mit der Limoufiner Emailmalerei, und eine befonders charakte-
* Über den Meifter vgl. L. Sdteibiers Auffaß im Jahrbuch der Preuß. Kunftfammiungen, Bd. IH,
1882 und Franz Düibergs Berliner Differtation über die Leidener Maierfchuie, 1899, p.40 u. ff.
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Pliot. MarceMo Moroni, Köin.
Abb. 15. Peter Paul Rubens, Männerkopf.
beim Schopfe gefaßt wird, bezieht fich auf einen Vergiftungsverfuch, den der Heilige
rechtzeitig erkannte. Nach der Tracht des Knaben, den breiten Schuhen ufw. mag das
Bild um 1510 entftanden fein, auch nach dem Stil der Ausführung handelt es fich um
ein abgeklärtes Bild der Reifezeit. Überaus reizvoll ift die Farbengebung, die eine in
jener Zeit kaum überbotene Feintonigkeit auszeichnet, fich in den zarteften Schattie-
rungen von Braun bewegt und mit der Palette des Lukas von Leiden, Engebredits
bedeutendftem Schüler, die Neigung teilt, alle Farben in Mittel- und Schihertöne aufzulöfen.
Diefem hervorragenden Werke eines frühen Holländers fchließt fich in Lancelot
Blonde eis mehr äußerlich dekorativer als tief empfundener Madonna mit dem Kinde
die Arbeit eines faft gleichzeitigen Viamen an (f. Abb. 14). Blondeel ift 1496 in
Poperinghe geboren und 1561 in Brügge geftorben und weiteren Kreifen durch den
Entwurf zu dem herrlichen, 1529 von Gugot de Beaugrant ausgeführten großen Kamin
im Schöffenfaale des „Vrye" zu Brügge bekannt. Die farbige Ausführung des Ma-
donnenbildes wetteifert mit der Limoufiner Emailmalerei, und eine befonders charakte-
* Über den Meifter vgl. L. Sdteibiers Auffaß im Jahrbuch der Preuß. Kunftfammiungen, Bd. IH,
1882 und Franz Düibergs Berliner Differtation über die Leidener Maierfchuie, 1899, p.40 u. ff.
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