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Heidelberger Familienblätter — 1866

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No. 1 - No. 13 (3. Januar - 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43663#0013

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Lamilirublittr.

rig ale kefert, darüber önnte⸗ geßriten
daß „die Bretter. ſtets ein ſtarkes
ö Emgent ——— Leute: eſe Haben Wien zeichnete ſich ifrüher darin
am meiſten. gus und hat Caſtelli und: Bäuerle für! ihre Werke⸗ Thecter-
figuren und Theateranekdoten in Maſſe zur Verfügung geſte 121
Wo von Wiener Originalen die Redeiſt, da⸗wird, der; ö
rektor des Thegters an der Wien, Graf F. alffy⸗ ſtets mitzuerſt in Er-
ö wähnung kommen muͤſſen. Unter ſeiner Leitung⸗ ſpielte die⸗ genannte Bühng
eine viel hervorragendere Rolle als⸗ jetzt, ſie war innden zwaͤnziger Jahren
das wahre Wiener Volkstheater und vom Volke ſo⸗ zahlreich; undgern be-
ſucht, daß, ſehr oft von Caſſeneröffunngder ganze geräumige Hof von Ein-
laßſuchenden ſtundenlang belagert wurde. Freilich ſorgte auch ⸗destgräflichen
Eigenthümers Cavaliersſinn dafür, dem Publikum Außerdrdentliches zu
bieten, wozu die vortrefflich Räumlichkeit des Theaters, aufdem⸗ ſich mit
Leichtigkeit 80 Pferde und, Hunderte von Menſchen bewegen konnten, Wie.
ſchünſte Gelegenheit darbot. Wo wurde Aehnliches :geboten, wie inejᷣNoah⸗/
einem, bibliſchen Drama mit melodramatiſcher Muſik, wonin der; Soene,
in der die Bühne das Paradies darſtellte, Graf Palffy allabendlich üben
hünderk Gulden auf das Varbrennen wohlriechender Spezereien verwendete ?
Wohl eine Viertelſtunde lang bewegte, ſich der⸗Krönungszug in Schillers
„Jungfrau von Orleansl, an welchem mit aller Bequemlichkeit 400 Per-
ſonen Theil⸗ nahmen, ohne. daß die Maſßſen auf der Bühneſich im Gering-
ſten genirten. Ein ganz eigenthümliches Licht auf den Charakter des Gra-
fen wirft jener Zug. von Großmuth, mit der er z. B. dem ſpäter in Irr-
ſinn verfallenen Schauſpieler-Klein für die Hauptrolle in: Grillparzers
Tramerſpiel: „König Ottokars: Glück und Ende“, als die ganze Unterneh-
mung ſchon gewaltig zur Neige ging, noch⸗ eine prachtvolle vollſtändige
Rüſtung für 600 Gulden⸗ anſchaffen aließ, die er⸗dem Künſtler nachher zum
Geſchenk machte: Zu ſeinem Ramenstage zikonnte es der Graf mie uher's
Herz bringen, ſich ſelbſt nicht dadurch zu fetiren, daß er a dieſemi Dage
-immer⸗ ein neues Stück mit⸗ glänzender Ausſtattung in Seene ſetzen ließ,
wilches dann auch ogewöhnlich, wierjanan in der Theaterſprache zu. ſagen
flegt, inſchlug,“ und oft monatelang gegeben wurde.
½½½ Ein anderes Original eines Direktors war der bekannte Carl. In
Bezug auf. ſinnreiche Arrangements ſehr ängenids, wollte er einmal das
Theater an der Wien in einer Weiſe dekoriren, daß dabei won Malerei
gar nichts zu ſehen wäre, und in der That, er. löſte ie Aufgabe in über-
raſchendſter Weiſe und kürzeſter Zeit. Das ganzeHaus erſchien in: Tüll
gehüllt, weiß und roſa, And: dazu⸗ kamn eine überreiche⸗Illumination. Es
fah allerliebſt aus, leider aber wäre ſchonnam erſten Abend⸗die geſammte
Herrlichkeit heinahe in Flammen aufgegangen. Aus einer Galerieloge, von
den Hofzahnarzt Carabelli beſetzt, fiel während denVorſtellung, wahrſchein-
ſcheinlich durch Zugluft verweht, der auf der Brüſtung liegende; 6
 
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