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Heidelberger Familienblätter — 1866

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No. 14 - No. 25 (2. Februar - 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43663#0081

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—— eer

„ortſehung.).
Es war im letzten Juni. Ich hatte, wie Du weißt, der reichen Gel-
fin die kleine Baſilika in ihrem Dorfe gebaut und wurde zu guter Letzt
noch von dem dort auftretenden Typhus ergriffen. Ich wurde gut epflegt;
aber ich war weit von der Heimath und der Mann mit den. r Rüo-

chenarmen hatte ſcharf nach mir ausgelangi.
mals, während mein Vater unter Tante Joſephir ens, Fürſorge zurückhlieb,
zum Beſuch auf dem Gute meines Bruders 3 dort, war ſie ſelbſt er rankt
und hatte⸗ zu ihrem Schmerz die Pflege ihr „Sohnes fremden Händen
überlaſſen müſſen. Jetzt aber waren wir beide wieder 121901 ind
ſchon in den nächſten Tagen wollte ich die Heimreiſe⸗ antreten as, Gut
meines Bruders kannte ich noch nicht. Er hatte es kurz vor ſeiner Hoch-
zeit aus dem Nachlaß eines Mannes gekauft, von deſſen Vorfahr, einem
reichen franzöſiſchen⸗ Emigranten, das Hexrenhaus gebaut und namenilich
der daſſelbe umgebende Park in großartiger Weiſe nach der Gärtenkunſt
Lenotres angelegt ſein ſollte. Wie meine Mutter ſchrieb, wax ein großer
Theil deſſelben, der ſogenannte Luſthain, noch wohl erhalten; ſogar voͤn
zienen gracidſen Statuen, von denen die ſchönen Damen vom Hofe Lud-
wigs des Fünfzehnten das Modell gezeben, follte noch hie und da an Tei-
chen und ſtillen Plätzen eine zwiſchen den hohen Laubwänden wie 1
zauberter Einſamkeit ſtehen.
Kurz vor meiner Abreiſe kam noch. ein Brief von meiner heitern
Schwäg erin: „Wenn Du bald kommſt,“ ſchrieb ſie, „ſo können wir Kin-
derheſchihten zuſammen leſen. Ich habe Lebendihe Bil zů; auf dem
einen iſt eine Räuberbraut; ſie hat ein ſchönes blaſſes Geſich 15 raben-
ſchwarzes Haar. Den Kopf hat ſie geſenkt und blickt auf ihren Gold-
finger; denn dort hat der Ring ge ſeſſen. den ſie einſt dem treüloſen Räu-
ber geſhenkt hat.“ Den. Brief in der Hand prange ich auf und kranite
zwiſchen meinen Sachen ein Elfenbeinraſichen hervöt, in dem ich alleraͤrt
kleine Schaätze zu bewahren pflegte. Dort lag'auch Jenni's Ring. Ein
ſchwarzes Band war daran; denn ich hatte ihn, wie ſich. von: ſelbſtever-
ſteht, in der erſten Zeit nach jenem Abſchiede ganzi heimlich aufdem Her-
zen“ getragen. Dann war er zu andern Raritäten in das Käſtchen gewan-
dert, das ich aüch ſchon ſeit lange beſeſſen. Jetzt, als könne es nicht
anders ſein, that ich, wie ich als Knabe gethan hattez mit einem; Lächeln
mich zugleich werſpottenv. und entſchulsigend hing ich mir⸗ auf's Nehe; den
Ring um den Hals.
Dn ſollteſt — unterbrach ſich⸗ Alfrev. —1. auf Deiner Rüchfahrt; den
kleinen Umweg nicht ſcheuen! Das Gut liegt ja nur eine Meilevon hier;
Aund, wie Hans mir ſagt, haſt Du ihnen ſchon ſeit⸗ lange Deinen⸗ Beſuch
verſprochen. Du würdeſt es in der That o finden, wieß meine Mutter
mir geſchrirben. — 22—

war, da-
eine Mutſer Wlib.
 
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