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Heidelberger Familienblätter — 1866

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No. 64 - No. 76 (1. Juni - 29. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43663#0261

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denenckun Tamilieublätter

* 64. den 1. Im — 6

Der Dämon⸗ 5 ö
Eine Seegeſchichte v von R. Brommy⸗ 1 Amiral der dentſchen Flotte.

Nacht war's und jedes Ohr hing an „des Reero⸗ Munde,
ö Der alſo anhub — — —
Je weiter wir uns von Malta entfernten, deſto belebter wurde das
Meer; verſchiedene kleine Escadres von Kauffahrtei⸗Fahrzeugen, unter der
Bedeckung etlicher Kriegsſchiffe, begegneten uns. Die griechiſchen Piraten
machten das Meer⸗ſo unſicher, daß kein einziger Kauffahrer es wagen
durfte, ohne Schutz von einem Hafen zum andern zu ſteuern.
Schrecken und Furcht bemächtigten ſich des Kaufmanns, ſobald die Berüch-

tigten genannt wurden, nur das ſchöne Geſchlecht ſchien von einer Manie

beſeſſen zu ſein, Alles was Flibuſtier war oder auf Piraterie Bezug hatte,
liebenswürdig zu finden. Byrons Gedicht „der Corfar“ war vor Kur-
zem erſchienen. Konnte man ſich auch etwas Herrlicheres denken, als des

unſterblichen Sängers Corſaren? Welche Dame haätte nicht Medora ſein,
nicht deren einſamen Thurm einnehmen mögen, um, auf der Zinne „Con-

rads“ Wiederkehr erwartend, die Guitarre zu ergreifen, ein Lied in die
Nacht hinaus zu ſingen und dann dem wiederkehrenden Helden den Lorbeer
um die Schläfe zu winden? Erhabene, romantiſche Gedanken! War es
den Damen zu verargen, daß ſie ſehnſüchtig wünſchten, von einem liebens-

würdigen Piraten genommen zu werden, und faſt in Verzweiflung geriethen,

da ſie die Unmöglichkeit einſahen, in der Fregatte angegriffen zu werden?

Um wo möglich den Damen den Traum von Glückſeligkeit unter Fli-
buſtiern zu verleiden, beſchloß der Capitän ihnen und uns den Inhalt eines

Manuſcriptes mitzutheilen, das von einem ſeiner Verwandten, einem Colo-

nel Francillon, aufgeſetzt war, welcher vor der Zeit, ehe die Piraten Mode
wurden, geſtorben war und darin die Hauptrolle geſpielt hatte. Das jetzt
————1 ſchöͤne Wetter begünſtigte ſeine Vorleſung, an der die meiſten
Offiziere Wheil nahmen.
I.
Als der einzige Sohn einer verwittweten Mutter, welche, obgleich fern
vom Vaberfluß, doch nicht unbemittelt war, wird man ſich natürlicher Weiſe
denken, daß ich alle Untugenden eines unter ſolchen Umſtänden erzogenen
Knaben beſaß. Mit dieſen hätte ich reichlich begabt werden können, wenn
nicht beſtändig alle meine frühen Wünſche von einem beſondern Hinderniſſe
durchkreuzt worden wären, welches mein mütierliches Haus in Geſtalt einer
alten, verwittweten Gräfin, einer entfernten Verwandten meiner Mutter,
darbot. Dieſe Dame meinte, das Recht. des Aufenthalts in unſerer Fa-
milie dadurch erworben zu haben, daß ſie ſich gnädig herabließ, den weit-

läufigen Grad von Blutsverwandtſchaft anzuerkennen. Ich glaube, ſie mar

empfehlen können.

vom Schloſſe ihres älteſten Sohnes verbannt, weil ihr Talent zum Tadeln

Aus der dreo die wir ihres ichunnr Inhaltes wegen auf das Beſte
 
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