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Heidelberger Familienblätter — 1866

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No. 39 - No. 51 (1. April - 29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43663#0165

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Hridelberger Laulcoun.

. van 4 o 1866.

10

5 Der aumihhne aaſten. 19.—
Aus den Erinnerungen eines deutſchen Polizeibeamten“

ö ö
Adele ließ ihm daher nur die Wahl, ſie entweder mit ſeinen Bewerbungen
verſchonen oder Herrn Duprez von dem Mißbrauch, den der Kaſſier mit
dem Namen ſeines Prinzipals getrieben, in Kenntniß geſetzt zu. ſehen. Na-
türlich“, fuhr Herr Eye fort, „hielt er jetzt mich für denjenigen welcher
ihn bei Fräulein Duprez angeſchwärzt habe, und denuncirte mich als einen
Fuchsſchwänzer und Verläumder bei allen unſeren gemeinſamen Befannten. — —
„Hm,“ fiel ich ihm in die Rede, „das war allerdings nnangenehm, ö
aber Sie ſind nun um ſo glänzender gerechtfertigt. ———
„Ich habe die Verkennung und Mißachtung ruhig geträgen, obſchon
ich den Aniaß dazu erſt hente von Frau Willmaar erfuhr,“ erwiderte der
Maler ruhig. „Ich habe Reveillotꝰs Gehäſſigkeit andern Motiven zuge-

ſchrieben, und mich zum Ignoriren derſelben bequemen müſſen, um nicht *

— um nicht Dritte zu compromittiren. Aber der Groll und die Bitterkeit
gegen ihn ſchärften meinen Blick, und ich beobachtete ihn ſeither unvermerkt
genauer, und erfuhr Vieles, wovon er keine Ahnung hatte, daß es zu an-

derer Kunde käme. So war mir ſein Verhältniß zu jener ſchon erwähnten

Putzmacherin kein Geheimniß, obſchon er daſſelbe vor andern Leuten mit
ziemlichem Erfolg zu verhehlen wußte. Ich hatte mich überzeugt, daß er

nach dem Zerfall ſeiner Hoffnungen auf Fräulein Adelens Hand ſich jener

Margarethe Sievers wieder genähert hatte und ſie jetzt mit einer großen
Freigebigkeit aushielt, obſchon die Quelle jenes Glanzes nur Wenige kann-
ten. Ich wußie ferner um andere gemeine Ausſchweifungen, die er freilich
möglichſt geheim betrieb; ich wußte, daß er in einer Konditorei häufig
Nächte hindurch mit einigen Officieren und Schauſpielern Hazard ſpielte,
daß er ſogar an der Börſe ſpielte, und ich hatte es für meine Pflicht ge-
halten, einmal Herrn Duprez davon einen Wink zu geben, allein mich über-
zeugen müſſen, daß ich bei dem ſtolzen bethoͤrten Bankier hiedurch mehr
geſchadet, als Herrn Duprez genützt hatte. Ich bin jedoch im Beſitz der
genaueſten Notizen über alle dieſe Thatſachen, und ſtelle ſie Ihnen mit Ver-
gnügen zur Verfügung.“
Ich nahm dieſes Anerbieten dantbar an und Eye vat mich, die ſelben
in ſeinem Atelier abholen zu laſſen, wo er ſie verwahrte. Es. konnte mir
nicht entgehen, daß der junge Maler ernſtlich die Abſicht hegte, Herrn Du-
prez zu nützen, daher kam es mir Har nicht unerwartet, als er fortfuhr:
„Ich weiß allerdings nicht, Herr Inſpeetor, was für Schritte die Be-
hoͤrden nun einſchlagen werden, um den fluͤchtigen Verbrecher zu verfolgen.
Ich begreife auch wohl, daß dieſ ſe Schritte für mich ein Geheimniß bleiben
werden.“ Aber ich habe trotzdem eine große und recht⸗ dringende Bitte an
Sie, Herr Inſpector. Fränlein Duprez hat. mir mitgetheilt, daß Sie höchſt
wahrſcheinlich verſchickt werden würden, um dem Flüchtigen nachzuſetzen,
ddeſſen Spur vermuthlich in. England zu ſuchen iſt. Verſchaffen Sie, wenn
 
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