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Heidelberger Familienblätter — 1866

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No. 39 - No. 51 (1. April - 29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43663#0201

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BDeidelberger Tamilpbuüler.

* 49. Mittwoch, den 25. April 2** * —2806

Der entwichene auſſer.

Aus den Erinnerungen eines deutſchen wolabemten.

(Fortſezung). * **
Schliehlch. war in dem Briefe noch geſagt: Frau Blumröder habe
in der Reſidenz überhaupt wenig mehr von dem Diebſtahl bei Duprez
reden hören; die Sache ſcheint in Vergeſſenheit zu gerathen und ſie habe
nur gehört, daß die Einen dem Bankier dieſe Demüthigung gönnten, die
Andern glaubten, er habe das Geld' beſeitigt, um ſeine Gläubiger därum
zu verkürzen, daß die Rede gehe, Fräulein Adele gebe jetzt Klavierunterricht
im Goldammer'ſchen Töchter⸗ Inſtitut, und Herr Duprez wolle eine Stelle
bei einer Verſicherungs⸗Bank in Baſel annehmen. Sie aber, Frau Blum-
röder, bedaure in jeder Hinſicht den armen guten Herrn Reveillot, von
welchem ſie ſtets nur das Beſte geglaubt habe, und würde niemals ihm
irgend eine Schlechtigkeit zutrauen, ſondern ſehe in den Gerüchten über ihn
nur die Bosheit von Neidern und Feinden, welche ſein räthſelhaftes Ver-
ſchwinden ausgebeutet haben. Aber au ſeine Ermordung vermöge ſie nicht
zu glauben, denn das wäre ja furchtbar, und ein Mord wolle immer an
den Tag. Sie; Frau⸗Blumröder, habe überhaupt nie genau gehört, wie
denn die⸗ Geſchichte zuſammenhänge, und würde es Margarethen ſehr danken,
wenn dieſe ihr darüber mehr ſchriebe, denn ſie würde dann den Brief einem
Kanzleiverwandten in der Hauptſtadt mittheilen u ſ. w.
Der Brief ging pünktlich ab, und obſchon ich keine Antwort darauf

erwartete, ſo hoffte ich von demſelben doch eine gute Wirkung, weil er

dazu beitragen konnte, die Beſorgniſſe der beiden Flüchtlinge einzuſchläfern.
Ich hatte daher keine Ahnung, daß unſer Herrgott ſich dieſer Sache kräf-
tiger annehmen werde, als ich es jemals zu thun vermocht hätte. An dem
Tage nämlich, wo die Frau Rectorin die Kopie meines Briefés ab ſchickte,
zeigte Paulinchen Spuren von. Uebelbefinden, welche der Arzt. für die erſten
Symptome eines Scharlachs, erklärte, der damals in Dietwald epidemiſch
graſſirte; und die Frau Blumröder konnte ſichs nicht verſagen, auf eigene
Fauſt Margarethen in einer Nachſchrift dieſes mitzutheilen. Am dritten
Tage nach der Erkrankung war Paulinchen in Lebensgefahr und Frau
Blumröder ſchrieb abermals an Margarethen und an mich, um uns den
gefährlichen Zuſtand der Kleinen zu melden, mich aber von jener Nachſchrift
und dem neuen Briefe an Margot in Kenntniß zu ſetzen und darob zu
entſchuldigen. Ich war am Nachmittag gerade auf dein Weg nach Eye's
Wohnung, um ihm dieſe Nachrichten mitzutheilen, denn wir waren über-

eindekommen, in dieſer Angelegenheit ganz in gegenſeitigem Einverſtändniß

zu handeln, als er mir in der Georgenſtraße mit Herrn Duprez entgegen ·
kam — beidé aufgeregt und in ſichtlicher Eile.
„Wie gut, daß wir Sie treffen, Herr Inſpector!“ rief mir Cye ent-
gegenz „wir ſind auf dem Wege zu Ihnen und haben wichtige Spuren.“

Wir traten in einen Thoͤrweg und. hier gab mir Duprez einen Brief

zu leſen, dene er ſo eben mit der Mitngepof erhalten hatte. Der Brief
 
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