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Heidelberger Familienblätter — 1866

DOI Kapitel:
No. 131 - No. 142 (4. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43663#0533

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Heidelberger

* 132. ö düas, ben 2. Bunenber 1856.

Frauenehre.
ö eime Rovele von A. mav.

ö (entſehung.) ö
„So hoffen Sie auf ihre Einwilligung 2⸗ endei Otto be lange
Periode.
„Lenoren's Contract an der hieſigen Bühne iſt in den nächſten Mo-
naten“ zu Ende,“ fuhr Melchthal fort. „Es wird ihr ein Leichtes ſein, ihn
Aunter noch vorthellhafteren Bedingungen zu erneuern: es wird ihr iedoch
eben ſo leicht ſein, an der Bühne, an welcher ich jetzt angeſtellt bin, ein
vielleicht noch glänzenderes Engagement zu erhalten. Denken Sie ſich nun,
wenn die Fächer, die wir beide innehaben und die doch meiſtens zuſam-
men beſchäftigt ſind, ſich in den Händen eines jqjungen Paares befinden:
wie würde ein gemeinſchaftliches Leben die künſtleriſche Thätigkeit fördern
und verſchönern; wie würde der gemeinſchaftliche Kunſtberuf reizend auf
das Leben zurückwirken! O, es müßte eine himmliſche Exiſtenz ſein, für
deren Schönheiten auch Lenoren's Auge nicht verſchloſſen ſein kann.
„Malen Sie ihr denn dieſen Himmel aus!“ verſetzte Otto mit einem
Tone, der ſeinen innerlichen Aerger über dieſe Rede verrieth. ö
Melchthal, Otto's Mißſtimmung nicht bemerkend, fuhr fort:
„Baron, Lenore verehrt Sie als ihren Freund. Ich glaube, beob-
achtet zu haben, daß ſie namentlich auf Ihre Lebensphiloſophie große Stücke
hält. Müſſen Sie nicht ſelbſt geſtehen, daß — inſoweit Vernunftgründe
dabei in Frage kommen — eine Verbindung mit mir die paſſendſte iſt, die
ſie eingehen kann? Ich ſelbſt bin nicht ruhig genug, ihr dies vorzuſtellen.
Auf eine Vorſtellung von mir würde ſie auch keinen ſolchen Werth legen.
Sie haben mir ſchon einmal einen unvergeltbaren Dienſt geleiſtet, wenn
ich Sie nun bitten dürfte —
„Halten Sie ein,“ fiel ihm Otto hier ins Wort, und fuhr auf. „Ich
bin nicht gewohnt, Kupplerdienſte zu leiſten, und das iſt es doch zuletzt,
worauf Ihre Bitte hinausgeht.“
ging mit haſtigen Schritten im Zimmer auf und nieder. Melch-
thal, erſchrocken über dieſe unerwartete Heftigkeit Otto's, erhob ſich gleichfalls.
„Aber, lieber Baron, wie können Sie mein Anſinnen ſo nennen?“
Er betheuerte, vorausgeſetzt zu haben, Otto werde aus voller Ueberzeugung,
hierbei nur zum Beſten Lenvren's zu handeln, ſeine Bitte erfüllen können.
Otto, welcher ſchon im nächſten Augenblicke bereute, eine ſolche Auf-
regung gezeigt zu haben, lenkte ein. Er verſicherte Melchthal, daß er es
nicht ſo ſchlimm gemeint habe, daß es aber von jeher ſein Grundſatz ge-
weſen ſei, ſich nicht in Heirathsangelegenheiten zu mengen, und daß eine
Zumuthung, wie die gegenwärtige, ſeinem innerſten Weſen widerſtrebe. Er
bat Melchthal um Entſchuldigung, daß er ſich deßhalb gezwungen ſehe ihm
die Erfüllung ſeiner Bitte zu verſagen.
Melchthal erklärte, ſein Glück denn getroſt bei Lenoren eldſt verſuchen
zu wollen.
 
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