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Heidelberger Familienblätter — 1866

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No. 1 - No. 13 (3. Januar - 31. Januar)
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Hedebrrger Tauilienhlütter

Lnigi Lablache, vieſer gewaltige. Baſſiſt mit der. Korperfü e ei 1⸗
ſtaff, deſſen coloſſalen Stimme das Haus erdröhnen machte, „hatte zeine ganz.
abſonderliche Voxliebe für den höchſten Tenor⸗ſeinerZeit, den berühmten
„Taddädl“, Anton Haſenhut gefaßt, deſſen feine Fiſtelſtimme ihm möglich.
machte, das Geſchrei und Weinen eines Wickelkindes auf das täu⸗ ſchendſte
nachzuahmen. Nie fehlte Lablach m.Theater an der Wien, wenn er
einen freien Abend hatte undeſein muſikaliſcher Gegenfößler beſchäftigt warz
er konnte da, ohne ein Wort- vom Deutſchen zu verſtehen, über Haſenhuts
Komik ſo herzlich lachen, daß ihm. ſein Fettbauch wackelte. Der damalige
Caſßrer verfehlte nie, dem berühmten Sänger zwei⸗ Sperrſitze neben⸗ zeinan-
der an der Ecke einer der worderſten Bänke zu übergeben, denn obwohl
damals ſchon die Sperrſitze im Parterre des Theaters an der Wien/ der

größten und ſchönſten Bühne⸗ der: Raiſerſtadt, die allerbeguemſten wayen,
erheiſchte doch, Lablgche's. übermäßige Körperfülle gerade zwei ſolcher Sihe. ö
Der gefeierte Künſtler erreichte ein ſehr hohes, glückliches: Alter und hin-
terließ mehrere Millignen. An äußerſt werthvollen goldenen, mit Brillan-
ten beſetzten und mit der koſtbarſten Malerei gezierten⸗ Doſen. waren bei
ſeinem Ableben 365 vophanden, daher er ſich leden. 99 im Jahre einer
anderen Tabatiere bedienen konnte. 123 277
„Gaetgno Donizetti, iſt. hekannt als einer der fruchtbarſten, Componiſten,
die geleht haben. Nach⸗Vollendung ſeiner für, Wien; geſchriebenen Oper:
„Linda. von Chamonnixiz ernannte ihn der. Kaiſer Ferdinand zum Kammer-
capellmieiſter, eine ganz neu f nugeſchaffene Stelle, welche er jedoch nur
einige Jahre einnahm, da, der Tod ſeinem Leben ein allzufrühes Ziel
ſteckte. Boch noch wäͤhrend dieſer eletzten ihm⸗ gebotenen Zeit lieferte er
für die Leichtigkeit, mit der er arbeitete, dadurch den ſprechendſten Beweis,
daß ern eines ſeiner gediegenſten Werke: „Don: Sebaſtian“ (für die große
Oper in Paris) gleichzeitig mit dem reizenden. „Don Pasquale“ (für die
italieniſche Oper ebenda), letzteren in der merkwürdig. kurzen Zeit von nur
acht Tagen und ſo zu ſagen in den Stunden der Erholung ſchrieb. Man
ſagte im Scherz, „Don⸗Sebaſtian⸗ſei mit. der rechten. 3 „Don⸗ WPasgualeh
mit der linken. Hand componirt.

Eine wahre Schickſalsoper war für das Siungerpaar Grünbaum Mo-
zarts „Titus“. »Der Gatte war in⸗ Prag⸗als erſter Tenor engagirt⸗ und
erfreute ſich daſelbſt der größten Beliebtheit. Sein Schauſpiekertalent
hatte jedoch ſtets nur einen untergeordneten Rang eiügenommen. Wie nun
allmälig der Schmelz der Stimme gewichen, war Grünbaum in Unbedeu-
tenheit zurückgeſunken. Man ließ ihn dies auch empfinden und pfiff“ ihn als
„Titus“ ſchonungslos aus. Es war das erſte Mal, daß ihm ſo etwas in ſeinem
Leben paſſirte, und ſo ſehr führte er es ſich zu Gemüthe, daß er bald
darauf ſein Wirken aufzab, und nur als Ueberſetzer von Operntexten für!
die Bühne thätig blieb. Jahre waren verfloſſen, Grünbaum ſammt Galkin.
 
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