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Heidelberger Familienblätter — 1866

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No. 1 - No. 13 (3. Januar - 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43663#0053

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„e Tanlieuum

V —2— — —.— Somnd, den 28. Bemnan
Der unverbeſſerliche. ö
dumoregre. s 25
* (donſezung.) —
„Trienchen, da wird geklopft,“ rief eine Franenſtimme! *

* hoͤre es wohl, Fräulein,“ antwortete Trienchen.
Gleich darauf wurde die Thür geöffnet, und nachdem Trienchen dem

Eintretenden erklärt hatte, daß dies Doctor Delus“ Garten ſei und daß der
Doctor ſich im Pavillon befinde, ſagte er: „Gut, mein Kind, zeigen Sie

mir nur den Weg nach dem Pavillon, ich win ein alter Freund des Doktors
und will ihn überraſchen. VI
„Soll ich dann nicht zuerſt ſagen, daß Sie a Aind 2¹⁰ meinte das
Mädchen, worauf der Aſſeſſor entgegnete: „Um Gottes Willen nicht!
gehen Sie nur voraus!“

Der Garten war ein ſchmales Stückchen Land, längs des Candls; die

ſehr ſchmalen Füßwege waren theils mit Erdbeerenpflanzen, theils mit Bux-

baum eingefaßt. Der Aſſeſſor machte ſeine Betrachtung' darüber, wie vor-
theilhaft das kleine Fleckchen Land benutzt wurde, und während er dieſe

Bemerkung bei ſich machte,, frug er das Mädchen, ob Niemand in dem
Garten ſei.
„Die ganze Familie iſt im Pavillon, 4 antwortete Trienchen, „nur das
Fränten ſitzt dort auf der Bank unter dem Apfelbaum.“
In dieſem Augenblicke kamen ſie nahe an der Stelle vorüber, wo der

Aſſeſſor die älteſte Tochter ſeines Freundes ſitzen ſah; er grüßte und ſie.

erwiederke ſeinen Gruß mit einer gleichgiltigen Kopfneigung. Ein kleiner
Hund, der zu ihren Fußen gelegen hatte, ſprang gezen den Aſſeſſor an

und bellte wie wüthend; dieſer hätte dem Kläffer gern einen Schlag mit

dem Stocke gegeben, aber er beſann ſich noch zur rechten Zeit und bedachte,
daß er die Ueberraf ſchung des Doctors nicht mit einem Mord beginnen
dürfe. So gelangte er mit ſeiner Führerin nach dem Pavillon, der aus
einem großen Zimmer, nebſt einem kleinen Raum beſtand, in welch⸗ letzte-
rem die Frau Doctorin vor Kurzem den Kaffee bereitet hatte.
Bevor der dicke Aſſeſſor die Thür oͤffnete, bedankte er ſich bei: Trien-
chen und verſenkte ſich dann einen Augenblick in die Erinnerungen an
jene Zeit, als er mit Delus gemeinſchaftlich die Hochſchule beſuchte. Er
hatte ihn ſeitdem nicht geſehen, und ſollte ihn nun als vielbeſ ſchäftigten
Arzt an der Seite einer liebenswürdigen geme umringt von blühenden
Kindern wiederfinden. Wie oft hatte ihm ſeine Mutler bie
Seele gerufen! Erwartungsvoll Phehr er die Thüre, aber was ſich nun

ſeinen Blicken zeigte, entſprach nur ſehr wenig der Vorſtellung, welche ſeine ö

Wbaneaſte ſich gemacht hatte.
Er ſah einen ungezogenen Jungen von ungeſthr ſechs Jahten, der
gewaltig ſchrie und mit den Füßen ſtampfte; er ſah einen Vater, der roth
vor Zorn, mit der einen Haͤnd an dem Tiſche ſich feſthielt, mit der an-
ern Hand drohte; er ſah eine Mutter, die eich vor Angſt, den Aumgen

8 Bild vor die
 
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