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Heidelberger Familienblätter — 1866

DOI Kapitel:
No. 26 - No. 38 (2. März - 30. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43663#0137

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Heidelberger Tamilicnbläller.

E 33. ö Sen, vden 18 Märt

Der Nubrieator.
Novellette.

Cdortſehun9.) 2
„Die Gefahr, der ſorben entging, fuhr der Fremde, immer in
engliſcher Sprache, fort, „iſt nicht die einzige, welche uns jetzt bedroht.
Erſchreckt durch die Drohungen und gewonnen durch das Gold unſeres
Todfeindes, des Miniſters Hugh Spencer, hat Euer Bruder Karl der
Schöne ſoeben einen Vertrag unterzeichnet, nach welchem er Euch ſchon
morgen der Rache Eduardes II. ausliefern will. Ihr wißt, welches ſchreck-
liche Loos der rachſüchtige König von England Euch, ſeiner Gattin bereiten
wird, als Rache dafür, daß Ihr ihn verlaſſen habt. Was-mich ſelbſt be-
trifft, ſo wird dieſe Wunde Euch darüber belehren, daß es nicht in ihrem
Plane liegt, mich mit Euch zuſammen nach England zu bringen, und daß
ſie n Eile haben, meine Grafſchaft Kent als Erbſchaft anzutreten.“

„Und wie ſollen wir einer ſolchen ſchrecklichen Gefahr entgehen ?ꝰ
„Es gibt nur einen Ausweg und auch der iſt zugleich ſehr gewagt;
wir müſſen noch in dieſer Nacht fliehen und Flandern zu erreichen ſuchen.
Mein treuer Harrys wartet meiner in einiger Entfernung von Paris mit
etwa fünfzehn bis zwanzig Bewaffneten, alle uns treu ergebene Engländer
wie er ſelbſt. Er hat ſeine Vorbereitungen getroffen, dieſe braven Leute
zu ſammeln, welche die mißtrauiſche Furcht Eures Bruders außerhalb Paris
zu wohnennangewieſen hatte. Sobald es uns gelingt, mit ihnen zuſam-
menzutreffen, ſind wir gerettet; wir können dann ohne Furcht den Hof
des Grafen von Hennegau erreichen, wo Wohlwollen, Hilfe und Schutz
unſer warten. Harrys hatte mir einen Führer gegeben, der mich durch
die Straßen von Paris nach dem Orte geleiten ſollte, wo unſere Escorte
bereit ſteht; aber der Elende ergriff die Flucht, als er die beiden Morder
ſah, die mich angriffen. “.
Nachdem der Graf von Kent dieſe Mittheilung beendet hatte, wandte
er ſich an Henryot und fragte ihn auf franzöſiſch, ob er mit den Straßen
von Paris vertraut genug ſei, um ihn ſchleunig und ſicher auf den Weg
9100 Flandern zu bringen. „Ich werde Euch reichlich belohnen. ſette er
nzu. ö
„Ich bedarf keiner Belöhnung,“ erwiederte Heuryot. „Ich will Euch
ſchnell und ſicher nach der Straße von Flandern führen, wie Jur⸗ 8
wünſcht.“
ö „Aufgebrochen alſo, und Goti und der heilige Georg mögen uns bei-
ſtehen! Ihr, Theure, holt Euern Sohn und nehmt Cure werthvollſten
ſattinwen an Euch; ich gehe, um einen Zelter und zwei Reitpferde zu
akteln.“
Nach wenigen Minuten tam der Graf von Kent⸗ zurück und meldeke,
vaß Alles dereit ſei. Die Königin, welche ihr Kind auf dem Arme trug,
folgte ihm mit Heuryot, und alle drei machten ſh auf den Weg, Anfangs

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