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Heidelberger Familienblätter — 1866

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No. 77 - No. 89 (1. Juli - 29. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43663#0361

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7*

Bemeherger Tamilienblätter.

M 89. ö oh, den 20. a — 1866

Ein Gottvertrauen.
ermmahgeſhicte von J. D. H. Tem m e.

Gorſjebung. 7

ö Oer Schutze Langenberg fuhr. auf, als er den Ramen hoͤrte. Er. ſtand
wieder hinten in dem Zuſchauerraume, wo er, die Andern überragend, Alles,
was im Saale geſchah, überſehen konnte. Er dehnte ſeine große, vier-
ſchrötige Geſtalt weiter aus, in die Höhe wie in die Breite; ſein Geſicht
wurde ſtärker und röther. Der liſtige Bauer mit der ſpitzen Naſe hatte
ihm geſagt, er ſolle ſeine Figur kleiner und ſein Geſicht feiner machen, und
wenn es etwas weniger roth wäre, ſo könne das auch nicht ſchaden. Oder
war der Zeitpunkt, von dem. die Beiden geſprochen hatten, noch nicht da?
Noch immer nicht?
Der Schulze hatte nuͤr Auge und Ohr für die Thür, durch welche
der Gerichtsdiener hinausgegangen war, um den außtr. Vriürnann herein-
zuführen, durch die er mit dieſem zurückkehren mußte. —

Da zog ihn Jemand hinten an ſeinem Rock.
Er ſah ſich faſt zornig um. ö
Der buckelige Schuſterburſche Matthes ſtand hinter un
Auf ein paar Worte, Schulze! flüͤſterte der Burſche.
Jetzt nicht. ö
Sie müſſen, Schulze!
Rachter
Nachher iſt es zu ſpät.
Geh' zum Teufel, Junge.
Schulze, es gibt ein Unglück, und Sie allen Bnen d die Schuld.
Der Schulzef ſah den Burſchen näher an.
In dem Geſicht des Buckeligen zeigte ſich große Angſt.
Komm, ſagte der Schulze und trat mit dem Burſchen draußen in den
Gang. Sie waren dort allein.
Was haſt du? Mach kurz.
Die Frau Doktorin iſt hier, Schulze.
Was? Was will ſie? Wo iſt ſie? ö
Sie iſt in dem Zimmer des Präſidenten, ganz allein. Sie wiſſen,
Schulze, ich ſuch überall im Hauſe umher, um auf Alles Acht zu geben.
Da war es mir ſchon lange aufgefallen, daß ein Gerichtsdiener ſo geheim-
nißvoll ein Billetchen in den Saal getragen hatte; von wem er es hatte,
wußte ich nicht. Er kam auch mit einem ganz wichtigen Geſicht wieder
durch. Ich wollte ihm folgen; aber er ſah mich an, und ich durfte mich
nicht verrathen. Nach einer Weile ging ich ihm doch nach, und nun ſah
ich ihn aus dem Zimmer des Präſidenten kommen, und er ſah noch geheim-
nißvoller und wichtiger aus: Ich mußte wiſſen, was in der Stube des
Präſidenten war. Er hatte ſie nicht zugeſchloſſen. Als ich erſt vor einigen
Augenblicken, allein wer, machte ich leiſe die Thüre auf und blickte hinein,
 
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