Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Familienblätter — 1866

DOI Kapitel:
No. 64 - No. 76 (1. Juni - 29. Juni)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43663#0277

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Beweweuer Zanilirabluner.

8H — Semn. den 10. dum —.— ——66

Der Dämon. ᷣ

Eine Seegeſciche von R. remmy, + Abminal ber deulthen dbon. ö
Gortſetzung.)

Das Geſicht Girods zeigte ſo viel Schrecken ur und: Angſt, baß ich un-

ruhig ward. Er zeigte nach dem Horizonte, an deſſen äußerſtem Rande

ein einziges Segel ſichtbar ward. Ein. leichtes rollendes Geräuſch kam
über das Waſſer: Es iſt die engliſche Fregatte, ſagte Girod, welche uns
ſignaliſirte, umzudrehen und bei dem Convoy zu bleiben; doch unſer Ca-
»pitän hat keine Luſt, dem Signal zu gehorchen und — achl!. — ſobald wir
dies entfernte Segel aus Sicht haben, ſind Sie verloren.
Denkt Ihr denn, fragte ich ängſtlich, daß der Dämon in⸗ dieſen e.
wäſſern iſt?
„ Girod kam dicht an mich heran. Mit einem Geſicht, auf dem Reue
und Verzweiflung ausgedrückt waren und welches ich nie vergeſſen werde,
faßte er meinen Arm, hielt ihn gen Himmel: Denken Sie an Gott, wiſperte
er, Sie ſind an Bord des Dämon!
Schritte näherten ſich der Kafüte; Girod wollte entſchlüpfen, ich hielt
ihn auf. Um's Himmels willen, im Namen der Lady, um Ihrer ſelbſt
willen, ſagte er leiſe, laſſen Sie durch keinen Blick durch kein Wort mer-
ken. daß Sie das ſchreckliche Geheimniß kennen. Wüßte der Capitän, daß
ich ihn verrieth, ſo rollten wir im nächſten Augenblick⸗ fadentief im Ocean.
Alles, was ich für Sie thun kann, iſt, zu ſehen, daß ich Zeit gewinne.
Vorſichtig, oder Sie ſind verloren! — Er verließ mich ſchnell und ich zwei-
felte, ob ich wache oder träume.
Wenn ich bedachte, wie lange und furchtlos die „Cliſabeth! Downs“

unter andern Kauffahrern zu La Valette gelegen und wie ſie jenen Hafen
unter ſolchem ſtarken Convoy verlaſſen hatte, fühlte ich mich verſucht

glauben, Girod habe einen unzeitigen Scherz mit mir getrieben. Da ich

jedoch Stimmen in meiner Rähe hörte, beſchloß ich, ſtill zu liegeu, um das

Geſpräch zu hören und mir wo möglich Gewißheit zu verſchaffen.
Was haſt Du da drinnen zu thun? fragte eine Stimme, die ich bis
ietzt noch nicht gehört hatte, und deren tiefer Baß kaum durch die Mühe,
welche ſie ſich gab, zu flüſtern, unterdrückt werden konnte. — Meine Pfeife
ging aus, war Jacqueminots Antwort, und ich bin nicht unvorſichtig ge-
nug, ſie am Nachthäuschen anzuſtecken; deswegen⸗ ſchlich ich mich zum
Monſieur da drin und hielt ſie über ſeine Lampe. Der ſchläft und ſonarcht
gewaltig; nie ſah ich Jemand ſo herrlich ſchlafen! — Ich hörte jetzt die
Stimme des Capitäns im tiefen Geſpräch mit Girod und dem⸗Baſ ſſiſten;
es war mit Flüchen und ſchrecklichen Schwüren vermiſcht, welche ich: nicht

aufzeichnen kann. Was meine Furcht zuerſt beſtätigte, war, daß ich hörte,

wie der Capitän den Andern mit dem Titel des Commandanten belegte,
während er ſchlechtweg Jack genannt ward.
Sier gingen auf dem Verdeck hin, und. her; abgebrochene Worte konnte
ich nur verſtehen, wenn ſie ſich meiner Kajüte näherten. und ich verlor den

Sinn der Rede, ſobald ſie ſich entfernten. Cs kam mir vor, als⸗ob Girod
 
Annotationen