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„Wülhelm! geh hin und rufe die Mama,“ ſagte Doctor Delus. 5
Wilhelm ſtand langſam auf, reckte ſich ein wenig und ging an die
Thüre des Pavillons, wo er ſtehen blieb und ſo laut er konnte: Wama
ſchrie; dann ſetzte er ſich wieder nieder und ſah über ſein Buch hin. ö
„Ich will heraus,“ rief der Junge nebenan, und ſchlug oeden ie ö
Thͤre, die das Zimmer von dem kleinen Raum trennte
*„Ihr ſeid noch nicht verheirathet, alter Freund,“ ſagte Oelus zu dem
Aſſeſſor, indem er ſich hinter den Ohren kratzte. „Leider nein“, entgeg-
nete der dicke Mann, der vor Durſt und Hitze faſt verſchmachtete. In die-
ſem Augenblicke trat die Frau Doctorin herein. „Liebes Weib,“ ſagte der
Boctor, „dies hier iſt der Aſſeſſor Braun, von dem ich Dir ſo oft erzählt
habe.“ Das Geſicht der Doctorin zeigte, daß ſie ſich darauf nicht beſinnen
konnte. Nachdem ſie einige Worte geſprochen hatte, ſtellte ſie eine Taſſe
zurecht und bot. dem Aſſeſſor Kaffee an, der, wie ſie ſagte, noch ganz
warm ſei. Der Aſſeſſor hätte Alles darum gegeben, ein⸗Glas Bier oder
Wein zu trinken, und es war für ihn eine ſchwere Aufgabe, ſo müde und
erhitzt wie er war, in einem dumpfigen Pavillon Kaffee zu trinken. Der
Doctor errieth die Gedanken ſeines Freundes und ſagte ſeufzend: „60 iſt
ſchade, daß wir keinen Keller hier draußen haben.“
„Dafür iſt eine dunkele Kammer da!“ rief der eigenſinnige Junge,
der in dem Orte eingeſperrt war, den er nannte. „Der Unart, ſagte die
Mutter mit einem Lächeln.
„Haben Sie noch mehr Bekanntſchaften. in unſerer Sudtꝛ⸗ feug
darauf die Doctorin den Aſſeſſor.
„Bitte um Verzeihung,“ entgegnete dieſer, „ich kenne hier. Niemand
als Ihren Herrn Gemahl, obſchon auch unſere Bekanntſchaft bereits etwas
verjährt iſt...
„Das iſt der Welt Lauf“ meinte die Doctorin, und⸗ frug dann:
„Noch ein Täßchen?“
„ODanke! danke!“ verſetzte der Aſſeſſor. —
Die Doctorin ſtand⸗auf und meinte: der Herr Aſſeſſor würde ſie
wohl für einen Augenblick entſchuldigen wgarauf ſie hinaus ging. Das
kleine Kind weinte zwar nicht mehr, aber es hing noch immer an ihrem
Rocke und folgte ihr überall hin.
Als ſie hinausgegangen war, holte der Ooctor tief Athem und ſein
Freundſchaftsgefühl für den Aſſeſſor wurde wieder lebendig; er wollte ſich
gern mit demſelben ein wenig in die vergangenen Zeiten zurückverſetzen,
aber er fand dazu zweckmäßig, ſeinen vierzehnjährigen Sohn zu entfernen
„Ich kann nicht begreifen, Wilbelm. ſagte er/ „daß —6 Dich uicht in
beſchäftigſt ?“
VIm Garten? bei dieſer E C⁷ nt e nete der Jun e, Idas ware
etwas Schönes!“ di —. — —6 ö
So unterhalte Oich doch mit Deiner Schweſter beim Sscaitn ö
„Schaukeln? warum nicht gar!ꝰ ö
„Der junge Herr ſcheint eine roße Vorliebe für das Leſen 3u
ſagte der Aſſeſſor. 4
„Ja zuweilen, wenn 6 gerade durchaus nicht am Hatz * ant-
wortete der Doctor.
Der vierzehnjährige Schlingel ſah voller Wuth nach dem Aſſehjor,
ſchlug ſein Buch heftig zu, ſtieß es⸗ uf den Tiſch, daß es eine ganze
„Wülhelm! geh hin und rufe die Mama,“ ſagte Doctor Delus. 5
Wilhelm ſtand langſam auf, reckte ſich ein wenig und ging an die
Thüre des Pavillons, wo er ſtehen blieb und ſo laut er konnte: Wama
ſchrie; dann ſetzte er ſich wieder nieder und ſah über ſein Buch hin. ö
„Ich will heraus,“ rief der Junge nebenan, und ſchlug oeden ie ö
Thͤre, die das Zimmer von dem kleinen Raum trennte
*„Ihr ſeid noch nicht verheirathet, alter Freund,“ ſagte Oelus zu dem
Aſſeſſor, indem er ſich hinter den Ohren kratzte. „Leider nein“, entgeg-
nete der dicke Mann, der vor Durſt und Hitze faſt verſchmachtete. In die-
ſem Augenblicke trat die Frau Doctorin herein. „Liebes Weib,“ ſagte der
Boctor, „dies hier iſt der Aſſeſſor Braun, von dem ich Dir ſo oft erzählt
habe.“ Das Geſicht der Doctorin zeigte, daß ſie ſich darauf nicht beſinnen
konnte. Nachdem ſie einige Worte geſprochen hatte, ſtellte ſie eine Taſſe
zurecht und bot. dem Aſſeſſor Kaffee an, der, wie ſie ſagte, noch ganz
warm ſei. Der Aſſeſſor hätte Alles darum gegeben, ein⸗Glas Bier oder
Wein zu trinken, und es war für ihn eine ſchwere Aufgabe, ſo müde und
erhitzt wie er war, in einem dumpfigen Pavillon Kaffee zu trinken. Der
Doctor errieth die Gedanken ſeines Freundes und ſagte ſeufzend: „60 iſt
ſchade, daß wir keinen Keller hier draußen haben.“
„Dafür iſt eine dunkele Kammer da!“ rief der eigenſinnige Junge,
der in dem Orte eingeſperrt war, den er nannte. „Der Unart, ſagte die
Mutter mit einem Lächeln.
„Haben Sie noch mehr Bekanntſchaften. in unſerer Sudtꝛ⸗ feug
darauf die Doctorin den Aſſeſſor.
„Bitte um Verzeihung,“ entgegnete dieſer, „ich kenne hier. Niemand
als Ihren Herrn Gemahl, obſchon auch unſere Bekanntſchaft bereits etwas
verjährt iſt...
„Das iſt der Welt Lauf“ meinte die Doctorin, und⸗ frug dann:
„Noch ein Täßchen?“
„ODanke! danke!“ verſetzte der Aſſeſſor. —
Die Doctorin ſtand⸗auf und meinte: der Herr Aſſeſſor würde ſie
wohl für einen Augenblick entſchuldigen wgarauf ſie hinaus ging. Das
kleine Kind weinte zwar nicht mehr, aber es hing noch immer an ihrem
Rocke und folgte ihr überall hin.
Als ſie hinausgegangen war, holte der Ooctor tief Athem und ſein
Freundſchaftsgefühl für den Aſſeſſor wurde wieder lebendig; er wollte ſich
gern mit demſelben ein wenig in die vergangenen Zeiten zurückverſetzen,
aber er fand dazu zweckmäßig, ſeinen vierzehnjährigen Sohn zu entfernen
„Ich kann nicht begreifen, Wilbelm. ſagte er/ „daß —6 Dich uicht in
beſchäftigſt ?“
VIm Garten? bei dieſer E C⁷ nt e nete der Jun e, Idas ware
etwas Schönes!“ di —. — —6 ö
So unterhalte Oich doch mit Deiner Schweſter beim Sscaitn ö
„Schaukeln? warum nicht gar!ꝰ ö
„Der junge Herr ſcheint eine roße Vorliebe für das Leſen 3u
ſagte der Aſſeſſor. 4
„Ja zuweilen, wenn 6 gerade durchaus nicht am Hatz * ant-
wortete der Doctor.
Der vierzehnjährige Schlingel ſah voller Wuth nach dem Aſſehjor,
ſchlug ſein Buch heftig zu, ſtieß es⸗ uf den Tiſch, daß es eine ganze