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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 47.1936

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Langmaack, Gerhard: Der Dank an das Heim
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https://doi.org/10.11588/diglit.10943#0035

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INN EN-DEKORATION

23

POLSTERSESSEL
BEZUG: VELOURS
ENTW. ARCHITEKT
A. C. RÜDENAUER

DER DANK AN DAS HEIM. Draußen treiben die
Schneeflocken. Die Gedanken gehen zurück ins
Kinderland, ins enge Tal zwischen den finsteren
Waldbergen, die mit Burgtrümmern und ragenden
Felsaltanen hoch hereinschauen. Manche Winter-
wanderung kommt mir in den Sinn. Stundenlange
weiße Wege im Domdunkel der Tannenwälder, ge-
zeichnet mit dem Dreipunkt der Hasenspur und den
zierlichen Marken der Rehläufe, Abstiege über steile
Hänge, durch dickbeschneite Ginsterbüsche und tiefe
Schneewehen — und dann, tief in Waldeinsamkeit
geborgen, das Forsthaus mit der warmen Stube, dem
feuersummenden Kachelofen, dem ledergepolsterten
Stuhl und dem Weinglas auf dem blankgescheuerten
Tisch! Was häufte sich da alles um den müden, hung-
rigen Wanderer an Traulichkeit, an Glück und Zau-

ber des Heims! Wie oft habe ich von solchen Erinne-
rungen aus daran denken müssen, daß viele Menschen
kaum einen Begriff davon haben, was Heim und
Hausgestühl bedeuten und was wir ihnen an Dank
schuldig sind! Erst eine redliche körperliche Müdig-
keit weiß den Hilfswillen und den Dienst eines tüch-
tigen Stuhls recht anzunehmen. Was ein Ofen ist,
erfährt nur der Frierende, und was alle Möbel ringsum
vom Menschen wissen und ihm zugedacht haben,
schließt sich nur auf, wenn etwas Echtes an Bedürfnis
die Hände auftut und die Dienste der stummen
Diener wahrhaft entgegennimmt. Wir leben leider
vielfach ein mittelbares, ein abgeleitetes und viel zu
gesichertes Leben. Unsere Hausgeräte aber denken
alle an den Ernstfall; für ihn halten sie sich monate-
lang, jahrelang in stummem Warten bereit. — G. L.
 
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