Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 47.1936

DOI article:
Ritter, Heinrich: Heimgefühl
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.10943#0200

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
188

INNEN-DEKORATION

wohnecke in einem holzhaus tisch in nussbaum mattiert

HEIMGEFÜHL. Mit der Umwelt, mit Natur und der an zu sprechen / Und Hoffnung wieder an zu
Mitmenschen zu leben, ist ein mächtiger Trieb blühn; / Man sehnt sich nach des Lebens Bächen /
unsres Wesens. Aber stets haben daneben die Stunden Ach, nach des Lebens Quelle hin!« Es ist der Weg
der Einkehr und des stillen Heimgefühls ihren Glanz aus der Weite in die Enge, den das Heimgefühl geht,
behalten. Namentlich dem deutschen Menschen ist Aber das Hohe daran ist, daß dies zugleich ein Weg
dieses Heimgefühl immer wieder wichtig geworden. aus der Zerstreuung in die Sammlung ist. Heimge-
Der einfache Mann aus dem Volke zeigt sich dafür fühl ist überleuchtet von der Freude einer Hinwen-
ebenso empfänglich wie der Gelehrte, der vielbeschäf- dung zum stillen inneren Sein. Das Herz, im Draußen
tigte Kaufmann und der Künstler. In der größten und in der Vielfalt verloren, erkennt sich wieder,
deutschen Dichtung, in Goethes »Faust«, wird dieses Vernunft, das denkende Ich, das ruhige Bewußtsein
Heimgefühl und das mit ihm verbundene unaus- dringen mit ihren Stimmen wieder vor; und das
schöpfbare Behagen gefeiert mit Worten, die jeden schönste Geheimnis des Heimgefühls tut sich auf, in-
Deutschen innerlich ansprechen: »Ach, wenn in dem es die Sehnsucht nach den »Quellen« freigibt. In
unsrer engen Zelle / Die Lampe freundlich wieder dem, was wir das Behagen am Heim nennen, An-
brennt / Dann wird's in unserm Busen helle / Im den sich diese geistigen mit den leiblichen Wohlge-
Herzen, das sich selber kennt. / Vernunft fängt wie- fühlen heimlich zusammen. — Heinrich ritter
 
Annotationen