Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 47.1936

DOI article:
Zu den Bildern der Ausstellung "Kunst und Kunsthandwerk am Bau"
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.10943#0388

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ZU DEN BILDERN DER AUSSTELLUNG

»KUNST UND KUNSTHANDWERK AM BAU«

Der schöpferische Kern der Ausstellung liegt in
dem Gedanken, den der Titel ausdrückt: neues
Zusammenwirken des Architekten mit dem Maler,
Bildhauer und Kunsthandwerker. Aber dieser Gedanke
lebt selbst schon aus einer tieferen geistigen Wand-
lung, die im einzelnen in sich faßt eine neue Einstel-
lung zur »Form«, einen neuen Begriff des Raum-
zweckes, ein neues Zusammenhangsgefühl zwischen
den verschiedenen, am Raum beteiligten Gestaltungs-
kräften. Es geht um einen Versuch, die Baugestal-
tung - diesen wichtigsten Ausschnitt aus dem Ganzen
des Kulturschaffens - wieder als die Gemein-
schaftsleistung zu verstehen, die sie von Hause
aus ist. Denkt man das weiter, so ergibt sich: Was der
Staat unter uns politisch und ethisch anstrebt, das
Denken vom Ganzen her — das will sich hier ästhe-
tisch-gestalterisch verwirklichen. Hier stellen zwar
einzelne Künstler und Firmen aus, aber hinter ihnen
steht als eigentliches Subjekt der Ausstellung das ge-
staltende Volk. Der vordergründige Betrachter kann

sagen: »In dieser Ausstellung soll gezeigt werden, wie
die freien Künste am Bau beteiligt werden können
und sollen«; der Tieferblickende wird gewahren:
»Hier sucht das Bauen und Gestalten wieder seine
Wurzeln in den nationalen Gemeinschaftsgrund zu
senken, in welchem alle Formkräfte urverbunden
und lebensrichtig beieinander wohnen.«

Was das kulturell bedeutet, was es bei treuer Ver-
folgung des Ziels in Zukunft bedeuten kann, ver-
mögen vielleicht diejenigen am besten zu ermessen,
die die Kunstfeindschaft der zwanziger Jahre
schmerzlich erfahren und sie als Kern der lebenaus-
höhlenden »Kulturkrise« erkannten. Mit der Wen-
dung, die sich in dieser Ausstellung abzeichnet, ge-
schieht eine Aufhebung von lebensfeindlichen Aus-
klammerungen, von Zerlegungstendenzen, die dazu
angesetzt hatten, die Menschenwelt an die »Sachen«
zu verraten und sie für uns unbewohnbar zu machen.
Es vollzieht sich ein Übergang zu einer Gestaltungs-
weise, die das Menschenmaß wieder zur Geltung zu
 
Annotationen