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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 47.1936

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Ritter, Heinrich: Kunst ist Ordnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10943#0036

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INNEN-DEKO RATION

RÜDENAUER
STUTTGART
BARSCHRANK
ESCHENHOLZ

KUNST IST ORDNUNG. »Kunst hat mit Ordnung,
mit Übersicht zu tun, Unkunst mit Verwirrung
und Lebensstörung«, sagte jüngst in einer Rede der
Präsident der Reichskunstkammer, Eugen Hönig.
Wieso hat Kunst mit Ordnung zu tun? Heißt ihre
Hauptverpflichtung nicht Schönheit? - Gewiß; aber
auch Schönheit hängt mit Ordnung zusammen; nicht
mit dem, was der Registrator Ordnung nennt, wohl
aber mit dem, was der Grieche dachte, als er in dem
Worte »kosmos« die Begriffe der Schönheit und der
Ordnung zusammenfaßte. Ordnung, wie die Kunst sie
verwaltet, ist da zugegen, wo vieles Einzelne sich
unter einheitlichem Gesichtspunkt zusammenfindet.
In echter Kunst ist der schauende, schlichtende Geist
mächtig, der die Werkstoffe und die Zweckbestimmung
dem führenden Gestaltgedanken einordnet und Gebilde

hervorbringt. - Von hier aus wird immer wieder sicht-
bar, wieso auch das Hausgerät, das Gewerbe-Erzeug-
nis durchaus Kunstwerk sein kann. Zwar tritt es unter
seine Zweckbestimmung, aber das heißt nicht, daß der
Zweck sein Herr sei. Der Zweck ist Stoff; und im
zweckhaften Kunstgebilde geschieht eine Verklärung,
eine neue zusätzliche Sinngebung des Zweckes. Nicht
die Kunst wird in ihm unter den Zweck gedrückt, son-
dern dieser wird erhoben und eingereiht, er wird un-
verkürzt zu höherem Dienst gebracht. Vom zweck-
gebundenen Kunstwerk kann man das kühne Wort
wagen, daß es den Zweck in einen zweckfreien Zu-
sammenhang einstellt. Es fügt ihn ungeschmälert in
eine höhere Ordnung ein; ja es ruft ihn, der versucht
ist, aus der Bindung auszubrechen und sich zu eman-
zipieren, recht eigentlich »zur Ordnung«. — H. R.
 
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