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Der Einzelmensch als Kulturträger
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10943#0236
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INNEN-DEKORATION
ARCH. HARTTER »SCHLAFZIMMER« NUSSHOLZ MIT STOFFBESPANNUNG
DER EINZELMENSCH ALS KULTURTRÄGER
So richtig es ist, daß der einzelne nichts bedeutet richtet werden; aber in der Welt des Malaien oder
ohne die Gemeinschaft, so gefährlich ist es, diesem schon des Chinesen würde es versagen. Deutsche
Satz uneingeschränkte Geltung zu geben. Es gibt eine Kriegsgefangene, die in Japan interniert waren, ver-
kulturelle, ja eine staatspolitische Wichtigkeit des langten nach Werkzeug, um sich durch Beschäfti-
Einzelmenschen, die recht hoch zu veranschlagen gung gegen geistige Verwahrlosung zu schützen. Es
ist. Man kann sie dahin formulieren, daß innerhalb wurde ihnen verweigert, weil sich die Japaner diesen
eines Volkes nur diejenigen kultur- und staatspoli- Wunsch nur erklären konnten aus dem Plan, auszu-
tischen Ziele verfolgt werden können, die jeder ein- brechen oder japanisches Eigentum zu zerstören. Wo-
zelne als Privatperson mitträgt, mitversteht und mit- her diese Meinung ? - Weil für den Ostasiaten das
verantwortet. Die sogenannte individuelle Bewußt- Dach überm Kopf, die gesicherte Nahrung den Inbe-
seinsstruktur, Geistesform und Lebenspflege, die jeder griff aller Lebensnotdurft ausmacht. Es leuchtet ein,
einzelne besitzt und übt - sie sind es, die in den gro- daß in einem Volk, in dem jeder einzelne in der Ge-
ßen Zielsetzungen des Volkes das eine möglich und fangenschaft lieber eine mindere Nahrung als Be-
erreichbar, das andre unmöglich und unerreichbar schäftigungslosigkeit in Kauf nimmt, ganz andre
machen. Wenn ich einen einzigen Tibetaner oder Zielsetzungen nötig und möglich sind als in einem
Inder oder Araber kenne, dann erfahre ich aus seinem Volk, welches das Nichtstun leicht erträgt. Was nicht
Naturell, aus seiner Geistesstruktur mehr von den ge- in der Menschenform jedes einzelnen Volksgenossen
schichtlichen Zielsetzungen seines Volkes, als mir verwirklicht oder angelegt ist, das kann die Führung
sonst dickleibige Bücher mitteilen konnten. Weil auch nicht als Gesamtziel anstreben,
jeden einzelnen Deutschen das Stichwort »Ordnung Europäische Ärzte mögen in einer chinesischen
und Einfügung« unwiderstehlich anspricht, können Stadt noch so tapfer gegen die Cholera kämpfen: der
mächtige Gebäude nationaler Zielsetzung darauf er- Unrat wird nach wie vor auf den Straßen verschüttet,
INNEN-DEKORATION
ARCH. HARTTER »SCHLAFZIMMER« NUSSHOLZ MIT STOFFBESPANNUNG
DER EINZELMENSCH ALS KULTURTRÄGER
So richtig es ist, daß der einzelne nichts bedeutet richtet werden; aber in der Welt des Malaien oder
ohne die Gemeinschaft, so gefährlich ist es, diesem schon des Chinesen würde es versagen. Deutsche
Satz uneingeschränkte Geltung zu geben. Es gibt eine Kriegsgefangene, die in Japan interniert waren, ver-
kulturelle, ja eine staatspolitische Wichtigkeit des langten nach Werkzeug, um sich durch Beschäfti-
Einzelmenschen, die recht hoch zu veranschlagen gung gegen geistige Verwahrlosung zu schützen. Es
ist. Man kann sie dahin formulieren, daß innerhalb wurde ihnen verweigert, weil sich die Japaner diesen
eines Volkes nur diejenigen kultur- und staatspoli- Wunsch nur erklären konnten aus dem Plan, auszu-
tischen Ziele verfolgt werden können, die jeder ein- brechen oder japanisches Eigentum zu zerstören. Wo-
zelne als Privatperson mitträgt, mitversteht und mit- her diese Meinung ? - Weil für den Ostasiaten das
verantwortet. Die sogenannte individuelle Bewußt- Dach überm Kopf, die gesicherte Nahrung den Inbe-
seinsstruktur, Geistesform und Lebenspflege, die jeder griff aller Lebensnotdurft ausmacht. Es leuchtet ein,
einzelne besitzt und übt - sie sind es, die in den gro- daß in einem Volk, in dem jeder einzelne in der Ge-
ßen Zielsetzungen des Volkes das eine möglich und fangenschaft lieber eine mindere Nahrung als Be-
erreichbar, das andre unmöglich und unerreichbar schäftigungslosigkeit in Kauf nimmt, ganz andre
machen. Wenn ich einen einzigen Tibetaner oder Zielsetzungen nötig und möglich sind als in einem
Inder oder Araber kenne, dann erfahre ich aus seinem Volk, welches das Nichtstun leicht erträgt. Was nicht
Naturell, aus seiner Geistesstruktur mehr von den ge- in der Menschenform jedes einzelnen Volksgenossen
schichtlichen Zielsetzungen seines Volkes, als mir verwirklicht oder angelegt ist, das kann die Führung
sonst dickleibige Bücher mitteilen konnten. Weil auch nicht als Gesamtziel anstreben,
jeden einzelnen Deutschen das Stichwort »Ordnung Europäische Ärzte mögen in einer chinesischen
und Einfügung« unwiderstehlich anspricht, können Stadt noch so tapfer gegen die Cholera kämpfen: der
mächtige Gebäude nationaler Zielsetzung darauf er- Unrat wird nach wie vor auf den Straßen verschüttet,