Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 47.1936

DOI article:
Lebensgemeinschaft zwischen Mensch und Ding
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.10943#0037

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
INN EN-DEKORATION

25

BARSCHRANK
OFFEN.OBEN:
FACH F. OBST
UND GEBÄCK

Futos: Hatt

LEBENSGEMEINSCHAFT ZWISCHEN MENSCH
J UND DING. Hans Thoma sagte einmal, als in
seiner Gegenwart die Rede auf gewisse anspruchsvolle
moderne Wohnungseinrichtung kam: »Ich für meine
Person möchte nicht in einem Kunstwerk wohnen.«
Wollte er damit gegen eine gepflegte Wohnform pro-
testieren? - Keineswegs; sondern er wollte prote-
stieren gegen Möbel, die den Menschen nicht brau-
chen und nicht achten. Zugleich liegt darin ein Pro-
test gegen Möbel, die den Menschen ablehnen da-
durch, daß sie sich gleichgültig in ihre »Funktion«
zurückziehen und diese nach Art eines Automaten
leisten, weil sie eben dafür »bezahlt« werden. — Wir
wollen uns heute gewiß nicht mehr mit Möbeln ab-
geben, die allzu eifrig gestikulieren. Aber wir lieben
es, wenn das Gerät sich freundlich dem Menschen zu-

kehrt und eine anständige Artigkeit beim Diensttun
zeigt. Ein Möbel soll nicht anspruchsvoll oder eitel
sein; aber eine Art von »Persönlichkeit« darf es ruhig
zeigen, selbst eine Art von Beseelung; denn dadurch
erst wird es möglich, daß der Benutzer sich ihm nahe
und in gewissem Sinne verwandt fühlt. Eine ver-
putzte Zimmerwand ist Wand so gut wie eine tape-
zierte; aber der Bewohner, selbst wenn er mit dem
Wandputz nie in unmittelbare Berührung kommt,
spürt: Da ist an mein Tastgefühl nicht gedacht —
und eine Reaktion von Kälte macht sich geltend. Ein
Möbel, das mich anschnarrt: Bediene dich und laß
mich dann zufrieden!, das ist kein vollgültiger Haus-
genosse. Wohnen ist mehr als verschiedenen Geräten
ihre Dienste abzapfen. Es muß eine wirkliche Lebens-
gemeinschaft sein zwischen Menschen und Dingen,
 
Annotationen