Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 47.1936
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https://doi.org/10.11588/diglit.10943#0101
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Witt, Cornelius: Lille Ø - "Kleine Insel": das Haus von Fritz August Breuhaus in Berlin-Dahlem
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INN EN-DEKORATION
89
PROF. BREUHAUS —BERLIN »HAUS LILLE 0« VON DER WOHNHALLE ZUM DAMENZIMMER
LILLE 0 - »KLEINE INSEL«
DAS HAUS VON FRITZ AUGUST BREUHAUS IN BERLIN-DAHLEM
Für sich selber zu bauen, ist für einen Architekten Kompromisses zwischen Plan und Ausführungsmög-
vielleicht die dankbarste, aber sicherlich auch die lichkeit zubilligt. Für des erkennenden Betrachter ist
verantwortungsvollste Aufgabe. Die sonst zu nehmen- das eigene Haus des Architekten: Programm, Prü-
den Rücksichten und die belastenden Hemmungen, fung und Biographie.
die fast jeder Bau mit sich bringt, die in der Ausrich- F. A. Breuhaus hat für sich selber in einem aufge-
tung auf die besondere Zweckbestimmung, in dem teilten Parkgelände des Grunewaldes ein Haus ge-
Zwang intensivster Einfühlung in das Wesen eines baut, sich seine kleine Insel - Lille 0 — geschaffen,
andern liegen, in den tausend kleinen Auflagen, die seinen Wunschtraum zu verwirklichen gesucht. Der
individuelle Wünsche und festumrissene Kosten ge- Name schon ist programmatisch. Das Haus ist als
bieten, alle diese Beschränkungen entfallen; die Rei- die letzte Heimstätte individuellen Lebens bewußt
bungsverluste sind auf ein Minimum herabgesunken. empfunden und gestaltet, es verzichtet — indem es
Der Architekt vermag - soweit er nicht finanziell be- durch einen Pflanzenvorhang der Einsichtnahme von
engt ist — frei zu schalten, aber gerade weil sein eige- der Straße aus vollkommen entzogen ist — auf re-
nes Haus ihn eindeutiger als seine anderen Schöpfun- präsentative Wirkung. Es will nicht »gelten«, sondern
gen repräsentiert, weil es der ungestörte Ausdruck »sein«. Das Äußere ist von der ruhigen Schönheit
seines Wesens ist, wie das Selbstbildnis eines Malers, klarer Proportionen, uneitel, aber selbstsicher. Diese
ist das für sich selber geschaffene Haus ein offenes beherrschte äußere Einfachheit des einstöckigen
Bekenntnis, eine Generalprobe des Könnens und ein Hauses, das nach uralter Bauweise dreiteilig einen
Zeugnis der Gesinnung, dem die Kritik nicht die mil- Innenhof umschließt (Abb. S. 100-103), den ein
dernden Umstände des sonst fast immer vorhandenen überdeckter Gang gegen die vorgelagerte Obstwiese
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PROF. BREUHAUS —BERLIN »HAUS LILLE 0« VON DER WOHNHALLE ZUM DAMENZIMMER
LILLE 0 - »KLEINE INSEL«
DAS HAUS VON FRITZ AUGUST BREUHAUS IN BERLIN-DAHLEM
Für sich selber zu bauen, ist für einen Architekten Kompromisses zwischen Plan und Ausführungsmög-
vielleicht die dankbarste, aber sicherlich auch die lichkeit zubilligt. Für des erkennenden Betrachter ist
verantwortungsvollste Aufgabe. Die sonst zu nehmen- das eigene Haus des Architekten: Programm, Prü-
den Rücksichten und die belastenden Hemmungen, fung und Biographie.
die fast jeder Bau mit sich bringt, die in der Ausrich- F. A. Breuhaus hat für sich selber in einem aufge-
tung auf die besondere Zweckbestimmung, in dem teilten Parkgelände des Grunewaldes ein Haus ge-
Zwang intensivster Einfühlung in das Wesen eines baut, sich seine kleine Insel - Lille 0 — geschaffen,
andern liegen, in den tausend kleinen Auflagen, die seinen Wunschtraum zu verwirklichen gesucht. Der
individuelle Wünsche und festumrissene Kosten ge- Name schon ist programmatisch. Das Haus ist als
bieten, alle diese Beschränkungen entfallen; die Rei- die letzte Heimstätte individuellen Lebens bewußt
bungsverluste sind auf ein Minimum herabgesunken. empfunden und gestaltet, es verzichtet — indem es
Der Architekt vermag - soweit er nicht finanziell be- durch einen Pflanzenvorhang der Einsichtnahme von
engt ist — frei zu schalten, aber gerade weil sein eige- der Straße aus vollkommen entzogen ist — auf re-
nes Haus ihn eindeutiger als seine anderen Schöpfun- präsentative Wirkung. Es will nicht »gelten«, sondern
gen repräsentiert, weil es der ungestörte Ausdruck »sein«. Das Äußere ist von der ruhigen Schönheit
seines Wesens ist, wie das Selbstbildnis eines Malers, klarer Proportionen, uneitel, aber selbstsicher. Diese
ist das für sich selber geschaffene Haus ein offenes beherrschte äußere Einfachheit des einstöckigen
Bekenntnis, eine Generalprobe des Könnens und ein Hauses, das nach uralter Bauweise dreiteilig einen
Zeugnis der Gesinnung, dem die Kritik nicht die mil- Innenhof umschließt (Abb. S. 100-103), den ein
dernden Umstände des sonst fast immer vorhandenen überdeckter Gang gegen die vorgelagerte Obstwiese