Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 47.1936
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https://doi.org/10.11588/diglit.10943#0325
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Die "Mailänder Triennale"
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INNEN-DEKORATION
313
denkt. Da stellen sich ganz von selbst anderwärts
unbekannte Varianten ein. Wichtiger noch sind die
nun zu gleicher Zeit auftretenden Bemühungen, aus
der Theorie herauszufinden und das Logische, Errech-
nete mit einer freieren, unbefangeneren Anschauung
zu verbinden, die sich mehr nach Farbe, Formen-
abwechslung und den Ansprüchen eines sinnlicheren
Wohngefühls richtet. Namentlich die Möbelstücke der
modernen Büro-Einrichtungen sind recht glücklich
geraten. Das Beste aber sind die Kabinen für einen
großen Dampfer vom Architekten Monti: eine Kapi-
tänskajüte und ein Passagierraum, ausgezeichnet, ja
mustergültig in der Ausnützung des beengten Rau-
mes und der sachlichen Besonderheit, auf die der
Einbau in den Schiffskörper weist, und in der Erfin-
dung der Einzelheiten, einfacher Farbkontraste (etwa
blau-grauweiß), angenehmer Material-Zusammen-
stellungen, praktischer Details. Alles paßt ineinander.
Abseits für sich liegt der Pavillon der Textilkunst.
Wieder originell in der Anlage: ein Laufsteg, wie für
die Mannequins einer Mode-Vorführung, führt den
Besucher mitten durch den Reichtum der italieni-
schen Fabrikerzeugnisse. Dabei spielen nun wohl die
köstlichen Seiden- und Wollstoffe für Damenkostüme
die Hauptrolle, aber höchst bemerkenswert und des
Studiums wert ist diese Art der Darbietung nicht min-
der für die Einrichtung von Spezialgeschäften, für die
Dekoration der Schaufenster und für die Probleme
der Gardinenfrage, die gleichfalls einbezogen sind.
Die »Triennale«, die alle diese Arbeiten der Innen-
ausschmückung im Zusammenhang mit der neuen
Baukunst bringt — der eine größere internationale
Abteilung, allerdings fast ausschließlich aus Photo-
graphien bestehend, gewidmet ist —, wirkt wie eine
glänzend entfaltete Heerschau über die Ziele und
Kräfte moderner Formgestaltung in jeder Hinsicht.
Sie ist von unschätzbarem Wert für die Propaganda
des neuen Stils. Sie ist aufklärend, ungemein unter-
haltend, reizt zu Debatten, unterschätzt dabei auch
nicht die fruchtbare Triebkraft des Problematischen
und Gewagten, das Zweifel und Widerspruch heraus-
fordert und gerade dadurch lebendigen Gedankenaus-
tausch erzeugt. Und vor allem: sie bildet in dem, was
sie zeigt, und in der kunstreichen, interessanten Aus-
prägung des riesigen Rahmens, der es umzieht, eine
so geschlossene Einheit, wie sie ein Ausstellungs-
unternehmen so weitausgreifenden Inhalts bisher sel-
ten oder nie erreicht hat. — m. o.-Florenz
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denkt. Da stellen sich ganz von selbst anderwärts
unbekannte Varianten ein. Wichtiger noch sind die
nun zu gleicher Zeit auftretenden Bemühungen, aus
der Theorie herauszufinden und das Logische, Errech-
nete mit einer freieren, unbefangeneren Anschauung
zu verbinden, die sich mehr nach Farbe, Formen-
abwechslung und den Ansprüchen eines sinnlicheren
Wohngefühls richtet. Namentlich die Möbelstücke der
modernen Büro-Einrichtungen sind recht glücklich
geraten. Das Beste aber sind die Kabinen für einen
großen Dampfer vom Architekten Monti: eine Kapi-
tänskajüte und ein Passagierraum, ausgezeichnet, ja
mustergültig in der Ausnützung des beengten Rau-
mes und der sachlichen Besonderheit, auf die der
Einbau in den Schiffskörper weist, und in der Erfin-
dung der Einzelheiten, einfacher Farbkontraste (etwa
blau-grauweiß), angenehmer Material-Zusammen-
stellungen, praktischer Details. Alles paßt ineinander.
Abseits für sich liegt der Pavillon der Textilkunst.
Wieder originell in der Anlage: ein Laufsteg, wie für
die Mannequins einer Mode-Vorführung, führt den
Besucher mitten durch den Reichtum der italieni-
schen Fabrikerzeugnisse. Dabei spielen nun wohl die
köstlichen Seiden- und Wollstoffe für Damenkostüme
die Hauptrolle, aber höchst bemerkenswert und des
Studiums wert ist diese Art der Darbietung nicht min-
der für die Einrichtung von Spezialgeschäften, für die
Dekoration der Schaufenster und für die Probleme
der Gardinenfrage, die gleichfalls einbezogen sind.
Die »Triennale«, die alle diese Arbeiten der Innen-
ausschmückung im Zusammenhang mit der neuen
Baukunst bringt — der eine größere internationale
Abteilung, allerdings fast ausschließlich aus Photo-
graphien bestehend, gewidmet ist —, wirkt wie eine
glänzend entfaltete Heerschau über die Ziele und
Kräfte moderner Formgestaltung in jeder Hinsicht.
Sie ist von unschätzbarem Wert für die Propaganda
des neuen Stils. Sie ist aufklärend, ungemein unter-
haltend, reizt zu Debatten, unterschätzt dabei auch
nicht die fruchtbare Triebkraft des Problematischen
und Gewagten, das Zweifel und Widerspruch heraus-
fordert und gerade dadurch lebendigen Gedankenaus-
tausch erzeugt. Und vor allem: sie bildet in dem, was
sie zeigt, und in der kunstreichen, interessanten Aus-
prägung des riesigen Rahmens, der es umzieht, eine
so geschlossene Einheit, wie sie ein Ausstellungs-
unternehmen so weitausgreifenden Inhalts bisher sel-
ten oder nie erreicht hat. — m. o.-Florenz