OSKAR RIEDEL »WOHNUNO F. N.-TROPPAU«
FENSTERPLATZ IM GESELLSCHAFTSRAUM
EIN SUDETENDEUTSCHER RAUMGESTALTER
Oskar Riedel ist einer der erfolgreichsten jüngeren
Raumgestalter des sudetendeutschen Grenzlan-
des, der schon früh und vielleicht gerade infolge
seiner jugendlichen Stoßkraft weit über die Grenzen
seines Heimatlandes Beachtung gefunden hat. Diese
seine frühen Erfolge verdankt er seiner ihm von
allem Anfang an klar bewußten Einstellung zur neu-
zeitlichen Baubewegung im deutschen Kulturleben
sowie seinem entschiedenen Eintreten für die Heim-
gestaltung nach unseren gegenwärtigen Bedürfnis-
sen. So trat er aus seiner Umwelt, in die er von Kind-
heit auf durch väterliche Anschauungen gebannt
war, heraus zu einer Zeit, als noch viele andere in
romantischer Sehnsucht nach rückwärts schauten
und, durch die Konjunktur der Nachkriegsjahre ver-
führt, sich auf antike Einrichtungen und Stilzimmer
verlegten. Entschieden bekannte er sich zum Glau-
ben, daß Vergangenes nicht wiederkehrt und wir
selbst eine Zukunft erbauen, uns ein Heim gestalten
müssen, das allen unseren Ansprüchen und Lebens-
gewohnheiten entspricht. In Wort und Bild, in Vor-
trägen und Arbeiten trat er für diese neuzeitliche
Raumgestaltung ein und brach dem deutschen Ge-
danken auf dem Boden des sudetendeutschen In-
dustriegebietes Bahn.
Es konnte nicht fehlen, daß er bei seiner Einstel-
lung und Blickrichtung nach Norden in Deutschland
Anerkennung und verständnisvolle Würdigung fand.
Aber auch in Österreich, von wo früher die Anregun-
gen der Wiener Kultur ins sudetendeutsche Gebiet
ausstrahlten, überwand er rasch den anfänglichen
Widerstand, der sich aus der Vorliebe der Alt-Wiener
Tradition für heitere Lebensauffassung erklärt, aus
der Freude am spielerischen Reichtum der Formen
und zierlichen Beiwerks, graziöser Beschwingtheit.
Seinen Räumen und seiner Grundauffassung eignet
ein gewisser vornehmer Ernst, zurückhaltende Sach-
lichkeit, elegante Wohnlichkeit. Denn immer geht er
aufs Ganz; in den Beziehungen des Menschen zum
Wohnraum, des Wohnraums zur Außenwelt, des
1936. X. 1
FENSTERPLATZ IM GESELLSCHAFTSRAUM
EIN SUDETENDEUTSCHER RAUMGESTALTER
Oskar Riedel ist einer der erfolgreichsten jüngeren
Raumgestalter des sudetendeutschen Grenzlan-
des, der schon früh und vielleicht gerade infolge
seiner jugendlichen Stoßkraft weit über die Grenzen
seines Heimatlandes Beachtung gefunden hat. Diese
seine frühen Erfolge verdankt er seiner ihm von
allem Anfang an klar bewußten Einstellung zur neu-
zeitlichen Baubewegung im deutschen Kulturleben
sowie seinem entschiedenen Eintreten für die Heim-
gestaltung nach unseren gegenwärtigen Bedürfnis-
sen. So trat er aus seiner Umwelt, in die er von Kind-
heit auf durch väterliche Anschauungen gebannt
war, heraus zu einer Zeit, als noch viele andere in
romantischer Sehnsucht nach rückwärts schauten
und, durch die Konjunktur der Nachkriegsjahre ver-
führt, sich auf antike Einrichtungen und Stilzimmer
verlegten. Entschieden bekannte er sich zum Glau-
ben, daß Vergangenes nicht wiederkehrt und wir
selbst eine Zukunft erbauen, uns ein Heim gestalten
müssen, das allen unseren Ansprüchen und Lebens-
gewohnheiten entspricht. In Wort und Bild, in Vor-
trägen und Arbeiten trat er für diese neuzeitliche
Raumgestaltung ein und brach dem deutschen Ge-
danken auf dem Boden des sudetendeutschen In-
dustriegebietes Bahn.
Es konnte nicht fehlen, daß er bei seiner Einstel-
lung und Blickrichtung nach Norden in Deutschland
Anerkennung und verständnisvolle Würdigung fand.
Aber auch in Österreich, von wo früher die Anregun-
gen der Wiener Kultur ins sudetendeutsche Gebiet
ausstrahlten, überwand er rasch den anfänglichen
Widerstand, der sich aus der Vorliebe der Alt-Wiener
Tradition für heitere Lebensauffassung erklärt, aus
der Freude am spielerischen Reichtum der Formen
und zierlichen Beiwerks, graziöser Beschwingtheit.
Seinen Räumen und seiner Grundauffassung eignet
ein gewisser vornehmer Ernst, zurückhaltende Sach-
lichkeit, elegante Wohnlichkeit. Denn immer geht er
aufs Ganz; in den Beziehungen des Menschen zum
Wohnraum, des Wohnraums zur Außenwelt, des
1936. X. 1