Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 47.1936

DOI Artikel:
Urban, Gisela: Haus in einer Stromlandschaft
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10943#0362

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
350

INNEN-DEKO RATION

HAUS IN EINER STROMLANDSCHAFT

Eine der erfreulichsten Begleiterscheinungen des
modernen Bauschaffens ist das Streben nach
Einbeziehung der Landschaft in Wohnhäuser, die
auf freiem Gelände errichtet werden. Einst war es
gesunder Instinkt für die ländlichen Freuden des Na-
turgenusses, die selbst primitiveren Bauschöpfern
glückliche Lösungen des Problems eingaben, Heim-
stätten mit ihrer Umgebung zu verbinden. Jetzt, nach
einer langen, bedauerlichen Entfremdung des Men-
schen von der Natur, ist es nicht nur die Freude an
einem naturhaften Leben, die alte Ideale neu verklärt.
Kräftiger als das Gefühl spricht sich in dieser Ver-
klärung das bewußte, geisterfüllte Erfassen von den
Werten aus, die dem menschlichen Dasein durch eine
aus der Harmonie des Wohnens und des Verweilens
im Freien sich ergebende Lebensordnung zuströmen.



Für den Fortschritt in dieser neuen baulichen Ent-
wicklung ist das hier abgebildete Haus in einer
Stromlandschaft, nach Plänen des Architekten Wal-
ter Loos erbaut, ein beredter Zeuge. Entsteigt das
leichte und doch schutzverheißende Gemäuer der

Anhöhe, von der der Blick weit über das Land schwei-
fen kann, in dessen Sohle die Donau, sanft eingebettet,
rauscht, nicht wie aus tiefer Verwurzelung? Man
kann in diesem Haus beliebig wo stehen, sitzen, ru-
hen; immer kann das Auge das Himmelslicht trinken,
den Horizont dort, wo er Berge und Wälder küßt,
umfangen, immer kann das Ohr inmitten köstlicher
Ruhe die wohltätig anregenden Stimmen der Natur
vernehmen. Der Architekt ließ den abstürzenden
Berghang mit Bruchsteinplatten stützen, zwischen
denen jetzt blühende Hecken sprießen, bevor er das
Haus aufführte, dessen ganzes Dach, zu einer weiten
Terrasse gestaltet, eine möglichst erreichbare Steige-
rung der Heimfreude bewirkt.

Zwei Treppen führen in das Stockwerk, eine auf
die untere Terrasse, eine in einen Vorraum, an den
sich die Küche, vier Schlafräume und ein Badezim-
mer gliedern. Die Terrasse ist einer großen Wohn-
halle (Abb. S. 352/53) vorgelagert, in deren Rücken
sich die Küche befindet, so daß die kürzeste Verbin-
dung zwischen ihr und der Speiseecke hergestellt ist.
Wandhohe und -breite Schiebefenster bieten die Mög-
 
Annotationen