Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 47.1936
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https://doi.org/10.11588/diglit.10943#0169
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Nádai, Paul: Ungarische Raumkunst
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INN EN-DEKORATION
157
Frauenmode, Bühnenkunst, Sportleben und die mit
diesen Dingen zusammenhängende technische Kultur.
Vor allem aber erwähnen wir die stillen Winkel
des bürgerlichen Wohlbehagens: traute Wohnräume,
gut durchdachte Kinderzimmer, Wohnungen für
alleinstehende Frauen, zur Vertiefung einladende
Bibliothekszimmer und den in die stillen Regionen der
kirchlichen Kunst geleitenden Saal. Eine ganze Reihe
der ungarischen Innenarchitekten war hier mit je
einem Raum vertreten. — Es ist bezeichnend, daß der
harmonische Zusammenklang der ungefähr fünfund-
zwanzig Innenräume durch Georg Korödy, den archi-
tektonischen Ordner der Ausstellung, durch volks-
künstlerische »Überleitungsmusik« bewerkstelligt
wurde. Die Motive und Rhythmen des alten und heu-
tigen Volkslebens in Keramik, Textilien, Holzschnit-
zereien und Wandbemalungen: eine farbenreiche
ungarische Rhapsodie - in Material transponiert.
Aus diesem reichen Ausstellungsmaterial führen
wir hier zwei Zimmereinrichtungen im Bilde vor.
Die aus zwei Teilen bestehende Wohnung einer
Schauspielerin ist eine Arbeit von Professor An-
dreas Noväk. Der Glanz der polierten Nußholzmöbel
wird durch Chromsilber und Glas gesteigert, ja im
Schlafzimmer ist die Tischplatte aus Alabaster und
von unten zu beleuchten. Im Konversationszimmer
ist als Gegengewicht zu den Nußholzmöbeln und den
schweren Materialien Rohrgeflecht an den Schränken
und den Seitenteilen der Stühle verwendet. Die roko-
kohaft lichte Grundstimmung des ersten Zimmers
wird durch silberfarbene Möbelstoffe, apfelgrüne Vor-
hänge und kremfarbene Stickereien, die des etwas
ernsteren Empfangszimmers durch den apfelgrünen
Ton der weichen Sitze (mit blaßrosa Passepoils) er-
zielt. Die beiden Zimmer sind durch ein Fensterchen
mit Toiletten- und Barvorrichtung verbunden.
Das Herrenzimmer von Franz Szablya-Frischauf
(Abb. S. 158) entspricht mit seinen ruhigen horizon-
talen Gliederungen dem Wesen eines geistig arbeiten-
den Mannes. Zu dem schwarzen Ton des Birnbaum-
holzes stehen gelb-rote Bezüge in angenehmem Gleich-
gewicht. — Es ist, als wollte Szablya-Frischauf, der
Erzieher der heutigen ungarischen Innenarchitekten,
auch mit dieser Arbeit ein Beispiel der künstlerischen
Selbstdisziplin geben, ein Beispiel dafür, daß unga-
rische Möbel in erster Linie wesentliche Leistungen
der Werkstatt: des altberühmten ungarischen Tisch-
lerhandwerks sein sollen. — dr. paul nädai—Budapest
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Frauenmode, Bühnenkunst, Sportleben und die mit
diesen Dingen zusammenhängende technische Kultur.
Vor allem aber erwähnen wir die stillen Winkel
des bürgerlichen Wohlbehagens: traute Wohnräume,
gut durchdachte Kinderzimmer, Wohnungen für
alleinstehende Frauen, zur Vertiefung einladende
Bibliothekszimmer und den in die stillen Regionen der
kirchlichen Kunst geleitenden Saal. Eine ganze Reihe
der ungarischen Innenarchitekten war hier mit je
einem Raum vertreten. — Es ist bezeichnend, daß der
harmonische Zusammenklang der ungefähr fünfund-
zwanzig Innenräume durch Georg Korödy, den archi-
tektonischen Ordner der Ausstellung, durch volks-
künstlerische »Überleitungsmusik« bewerkstelligt
wurde. Die Motive und Rhythmen des alten und heu-
tigen Volkslebens in Keramik, Textilien, Holzschnit-
zereien und Wandbemalungen: eine farbenreiche
ungarische Rhapsodie - in Material transponiert.
Aus diesem reichen Ausstellungsmaterial führen
wir hier zwei Zimmereinrichtungen im Bilde vor.
Die aus zwei Teilen bestehende Wohnung einer
Schauspielerin ist eine Arbeit von Professor An-
dreas Noväk. Der Glanz der polierten Nußholzmöbel
wird durch Chromsilber und Glas gesteigert, ja im
Schlafzimmer ist die Tischplatte aus Alabaster und
von unten zu beleuchten. Im Konversationszimmer
ist als Gegengewicht zu den Nußholzmöbeln und den
schweren Materialien Rohrgeflecht an den Schränken
und den Seitenteilen der Stühle verwendet. Die roko-
kohaft lichte Grundstimmung des ersten Zimmers
wird durch silberfarbene Möbelstoffe, apfelgrüne Vor-
hänge und kremfarbene Stickereien, die des etwas
ernsteren Empfangszimmers durch den apfelgrünen
Ton der weichen Sitze (mit blaßrosa Passepoils) er-
zielt. Die beiden Zimmer sind durch ein Fensterchen
mit Toiletten- und Barvorrichtung verbunden.
Das Herrenzimmer von Franz Szablya-Frischauf
(Abb. S. 158) entspricht mit seinen ruhigen horizon-
talen Gliederungen dem Wesen eines geistig arbeiten-
den Mannes. Zu dem schwarzen Ton des Birnbaum-
holzes stehen gelb-rote Bezüge in angenehmem Gleich-
gewicht. — Es ist, als wollte Szablya-Frischauf, der
Erzieher der heutigen ungarischen Innenarchitekten,
auch mit dieser Arbeit ein Beispiel der künstlerischen
Selbstdisziplin geben, ein Beispiel dafür, daß unga-
rische Möbel in erster Linie wesentliche Leistungen
der Werkstatt: des altberühmten ungarischen Tisch-
lerhandwerks sein sollen. — dr. paul nädai—Budapest