forschungen auf dem Gebiete wissenschaftlicher Phofochemie. 29
einziges Beispiel umkehrbaren photochemischen Gleichgewichtes
im homogenen System die durch Belichtung erfolgende Um-
roandlung uon Anthrazen in Dianthrazen, die jüngst uon R. Luther
und 5r. Weigert') uom physikalisch-chemischen Standpunkte
aus eingehend untersucht wurde, ln Verfolg dieser Unter-
suchung gelangten die Verfasser zu einer Reihe theoretischer
Schlüsse, über die im folgenden den Lesern dieses Jahrbuches
in Kürze berichtet werden soll.
Beim Studium des genannten photochemischen Prozesses
zeigte sich das bemerkenswerte Resultat, daß, uon einer gewissen
flnthrazenkonzentration angefangen, die durch Belichtung schließ-
lich erreichte Dianthrazenkonzentration sich unabhängig uom
Rnthrazengehalte erwies, ein Verhalten, das mit gewöhnlichen
chemischen Gleichgewichtszuständen nicht oereinbar ist. Run ist
jener Zustand, der als photochemisches Gleichgewicht bezeichnet
wird, im Grunde genommen, kein eigentlicher Gleichgewichts-
zustand, sondern oielmehr ein stationärer Dauerzustand, bei dem
der durch fortgesetzte Lichtbenußung unterhaltene, einsinnige
photochemische Vorgang durch die im entgegengesetzten Sinne
uerlaufende, rein chemische Rückoerwandlung in toto eben
kompensiert wird. Diese Bemerkung läfzt auch die für chemische
Gleichgewichte bekanntlich ausgeschlossene lllöglichkeit der Be-
einflussung des Gleichgewichtes durch den betreffenden Reaktions-
mechanismus oorhersehen und läfzt es auch sehr wohl denkbar
erscheinen, dafz dieser stationäre Zustand, dessen Analogie mit
tatsächlichem Gleichgewicht nur in dessen zeitlicher llnoeränderlich-
keit zu suchen ist, durch Zusatz eines Katalysators oerschoben
wird. Die Verfasser weisen darauf hin, dafz möglicherweise bei
der COo -Assimilation durch grüne Pflanzen des Chlorophyll die
Rolle eines derartigen „Gleichgewichtskatalysators“ spielt.
Zur Abgrenzung der Besonderheiten photochemischer Cffekte
scheint mir indessen der Hinweis nicht überflüssig, dafz derartige
scheinbare Gleichgewichte, wie durch Lichtwirkung, so auch durch
jede andere Cnergiezufuhr stets dann auftreten werden, wenn
die durch die betreffende Cnergie bewirkte einrichtige Umsetzung
durch die entgegengesetzt gerichtete, freiwillige Umsetzung der
gebildeten Stoffe im Sinne der selbsttätigen Abnahme der freien
Cnergie gerade aufgehoben wird1 2). Als mechanisches Analogon
1) „Zeitschr. f. physik. Chemie“ 51, 1905, S. 297; 53, 1905, S. 385.
2) So wäre beispielsweise der durch Clekfrolyse einer JVa C7-Cösung
wenigstens prinzipiell erreichbare stationäre Zustand, bei dem — unter Rus-
schlufj uon üebenreakfionen — in der Zeiteinheit ebensouiel Hypochlorit
(N.iClO) elektrolytisch gebildet, als durch einen etwa zugesetjten Katalysator
(z. 8. Cn2Os) in NaCl und Sauerstoff zerse^f wird, ein dem „photochemischen
Gleichgewicht“ ganz analoger fall eines durch fortgeset3te Vernutjung elektrischer
Cnergie scheinbar erreichten „elektrochemischen Gleichgewichtszustandes“, zumal
einziges Beispiel umkehrbaren photochemischen Gleichgewichtes
im homogenen System die durch Belichtung erfolgende Um-
roandlung uon Anthrazen in Dianthrazen, die jüngst uon R. Luther
und 5r. Weigert') uom physikalisch-chemischen Standpunkte
aus eingehend untersucht wurde, ln Verfolg dieser Unter-
suchung gelangten die Verfasser zu einer Reihe theoretischer
Schlüsse, über die im folgenden den Lesern dieses Jahrbuches
in Kürze berichtet werden soll.
Beim Studium des genannten photochemischen Prozesses
zeigte sich das bemerkenswerte Resultat, daß, uon einer gewissen
flnthrazenkonzentration angefangen, die durch Belichtung schließ-
lich erreichte Dianthrazenkonzentration sich unabhängig uom
Rnthrazengehalte erwies, ein Verhalten, das mit gewöhnlichen
chemischen Gleichgewichtszuständen nicht oereinbar ist. Run ist
jener Zustand, der als photochemisches Gleichgewicht bezeichnet
wird, im Grunde genommen, kein eigentlicher Gleichgewichts-
zustand, sondern oielmehr ein stationärer Dauerzustand, bei dem
der durch fortgesetzte Lichtbenußung unterhaltene, einsinnige
photochemische Vorgang durch die im entgegengesetzten Sinne
uerlaufende, rein chemische Rückoerwandlung in toto eben
kompensiert wird. Diese Bemerkung läfzt auch die für chemische
Gleichgewichte bekanntlich ausgeschlossene lllöglichkeit der Be-
einflussung des Gleichgewichtes durch den betreffenden Reaktions-
mechanismus oorhersehen und läfzt es auch sehr wohl denkbar
erscheinen, dafz dieser stationäre Zustand, dessen Analogie mit
tatsächlichem Gleichgewicht nur in dessen zeitlicher llnoeränderlich-
keit zu suchen ist, durch Zusatz eines Katalysators oerschoben
wird. Die Verfasser weisen darauf hin, dafz möglicherweise bei
der COo -Assimilation durch grüne Pflanzen des Chlorophyll die
Rolle eines derartigen „Gleichgewichtskatalysators“ spielt.
Zur Abgrenzung der Besonderheiten photochemischer Cffekte
scheint mir indessen der Hinweis nicht überflüssig, dafz derartige
scheinbare Gleichgewichte, wie durch Lichtwirkung, so auch durch
jede andere Cnergiezufuhr stets dann auftreten werden, wenn
die durch die betreffende Cnergie bewirkte einrichtige Umsetzung
durch die entgegengesetzt gerichtete, freiwillige Umsetzung der
gebildeten Stoffe im Sinne der selbsttätigen Abnahme der freien
Cnergie gerade aufgehoben wird1 2). Als mechanisches Analogon
1) „Zeitschr. f. physik. Chemie“ 51, 1905, S. 297; 53, 1905, S. 385.
2) So wäre beispielsweise der durch Clekfrolyse einer JVa C7-Cösung
wenigstens prinzipiell erreichbare stationäre Zustand, bei dem — unter Rus-
schlufj uon üebenreakfionen — in der Zeiteinheit ebensouiel Hypochlorit
(N.iClO) elektrolytisch gebildet, als durch einen etwa zugesetjten Katalysator
(z. 8. Cn2Os) in NaCl und Sauerstoff zerse^f wird, ein dem „photochemischen
Gleichgewicht“ ganz analoger fall eines durch fortgeset3te Vernutjung elektrischer
Cnergie scheinbar erreichten „elektrochemischen Gleichgewichtszustandes“, zumal