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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 20.1906

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Buss, Otto: Ueber Kasoïdinpapier
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https://doi.org/10.11588/diglit.41967#0215

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lieber Kasoidinpapier.

kommen flach, ohne sich zu rollen, meder rückmärts, noch oor-
coärts. Das Papier zeigt also alle die mechanischen Eigen-
schaften, die mir am Albuminpapier geschäht haben und die
mir bei den Emulsionspapieren zum Teil aufgeben mufjten.
Kasein zeigt aber auch eine enorme emulsionierende Kraft,
die oon keiner bekannten Schleimsubstanz erreicht mird. In der
milch hält das Kasein, selbst in äußerster Verdünnung, das
Butterfett in feinster Emulsion, mit Kasei'nlösungen lassen sich
die feinsten Oelemulsionen, z. B. für ITlalzmecke, erzielen, in
Kaseinlosungen, selbst stark oerdünnten, können sonst unlösliche
ITlcdikamente in so feiner Verteilung auf dem Wege der
Emulsionierung erhalten merden, dafj solche Emulsionen als
Bösungen angesprochen morden sind, da sie sich äußerlich oon
solchen nicht unterscheiden lassen. Beider lassen sich nun
Kaseinemulsionen, mie mir früher gezeigt haben, mit Ehlorsilber
nicht herstellen, aber die Emulsionskraft des Kaseins mirkt doch
mit bei der Inkorporierung des Ehlorsilbers in die bereits ge-
formte Schicht, indem sie dieses in so fein oerteilter Sonn ent-
stehen läfjt, mie dies meder bei Gelatine, noch bei Kollodium
möglich ist. Da die Verteilung der bildgebenden Silbersalze in
der Schicht eine so oollkommene ist, so ist auch die Impression
der damit erzielten Bilder eine zarte, mciche, harmonische.
Kasoidinpapier kopiert also meich und zart mit feinen, nicht
harten Details in Bichtern und Schatten, es zeigt keine Bronzen
und eine gut abgestufte Skala. Die Kopierfarbe ist eine die
Beurteilung des Tonungsprozesses erleichternde, schön purpur-
rote. Die Empfindlichkeit ist sehr hoch, derjenigen guter Celloidin-
papiere fast gleich; da aber das Bild auf Kasoidinpapier in den
Bädern meniger zurückgeht, als bei Emulsionspapieren, so be-
nötigt Kasoidinpapier eine noch kürzere Kopierzeit, als Gelloi'din-
papiere, so dafj sich also die kleine Unterlegenheit in der
Empfindlichkeit mehr als ausgleicht.
Wir haben gesehen, dafj Kasein permeabel ist für Wasser
und Bösungen, und dies mehr in etroas erhöhter, als bei niedriger
Temperatur. Kasoidinpapier liebt also gut temperierte Bäder,
nicht kalte. Tatsächlich oollziehen sich Tonung, Sixage und
Waschungen oiel schneller und uollkommener, menn Bäder und
Waschmässer zmischen 20 und 50 Grad marm sind. Dies ist
ein groljer Vorzug der Kasoidinschicht, indem sie im Sommer
und in den Tropen gerade die günstigsten Verhältnisse findet,
die aber auch in der kälteren Jahreszeit mit Beichtigkeit her-
zustellen sind durch Heizen und Anmärmen. Alle anderen
Papiere sind aber gerade gegen höhere Temperaturen empfind-
lich und se^en dadurch unter den genannten Umständen ihrer
Verarbeitung gröljjere Schmierigkeiten entgegen, indem bei heilem
 
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