Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (21.1907)

150 Der Fehler der Verzeichnung bei photographischen Objektiven.

Obwohl die Kurilen für 7V< 10 nur in seltenen Fällen
anderes als akademisches Interesse besitzen, sind sie doch in
den Vig. 68 bis 71 mit gezeichnet morden, um wenigstens an
einigen Beispielen den Wertverlauf non V innerhalb des ganzen
Bereichs N = x bis N = 1 zu zeigen. Eine einfache Ueber-
legung führt zu der Erkenntnis, dafj die Kurven bei entsprechen-
der Deutung auch für die Werte non N gelten, die den an-
geschriebenen Werten reziprok sind. Infolgedessen geben die
Kurvensysteme (Vig. 68 bis 71) Aufschluß über den ganzen
Bereich N = x bis N=0.
Die Darstellungen zeigen zunächst sämtlich, den oben ein-
geleiteten Erwartungen entsprechend, eine starke Variation der


P. Rudolph und €. Wandersieb: C. Zeilj' Tessar 1:4,5. Unsymmetrisch.

5ig. 72.

o° 10’ 20’


W. Zschokke und F. Urban: 'Vierlinsiges Objektio i : 5,6 aus alten ölasarteri
[C. P. Goerz, D. R.-P. 143841, Beispiel]. Symmetrisch.
?ig. 73.

Verzeichnung bei Blenderungen des Abbildungsmafjstabes N, die
sich in den starken fächerartigen Ausbreitungen der Kurven
äufjert. lind weiter bilden sie gute Demonstrationsbeispiele für
den schon theoretisch begründeten Vorzug der lichtstarken un-
symmetrischen Objektive uor den symmetrischen, dafj es nämlich
der Konstrukteur bei jenen bis zu einem gewissen Grade in
der Hand hat, bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der übrigen
Korrektionseigenschaften die vollkommenste Orthoskopie für den
Abbildungsmafjstab N zu erzielen, für den das betreffende
Objektiv in erster Pinie gebraucht werden soll, d. h. im allgemeinen
für starke Verkleinerungen, während er z. B. bei dem lichtstarken
symmetrischen Planar keine JTlöglichkeit hat, die kissenförmige
Verzeichnung ferner Objekte zu beseitigen. Beiläufig sei noch
darauf hingewiesen, wie vorzüglich in dem berühmten Porträt-
objektiv 1 Petjvals auch der Bildfehler der Verzeichnung für
den wichtigen 5all N = x beseitigt ist.