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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 21.1907

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Freund, Leopold: Strahlungen als Heilmittel
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https://doi.org/10.11588/diglit.41966#0230

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216

Strahlungen als Heilmittel.

mehr wuchs1). Fluch bei tuberkulösen Rückenmarkshaut-Ent-
zündungen wurde ähnliches beobachtet. Babinsky wendete
nun die Röntgenstrahlen-Behandlung noch bei anderen Rücken-
markskrankheiten an und hat damit sehr zufriedenstellende
Resultate erzielt2).
Rus einer oergleichenden Studie R. Werners über die
biologischen Wirkungen des Radiums3) ergibt sich, daß die
Dauer der Fatenzperiode, welche zwischen der Exposition und
dem Sichtbarwerden der ersten Reaktionssymptome liegt, nicht
durchaus parallel ist der Bestrahlungsdauer, sondern das Sinken
der ersteren folgt bei Erhöhung der letzteren ruckweise, woraus
sich eine Vielheit der die Resistenz der Gewebe bedingenden
Widerstände erschließen läßt, die nur etappenweise überwunden
werden können. Rus derselben Publikation geht heroor, daß
die Tiefenwirkung, selbst schwächster Expositionen, mit einem
sehr kräftigen Radiumbromid bis 1/.2 cm unter die Hautober-
fläche herzustellen war. Bei Verlängerung der Exposition wuchs
die Tiefe der Reaktion rasch bis etwa 1 cm, dann aber sehr
langsam und nur um einige JTlillimeter. Die mikroskopischen
Untersuchungen Werners ergaben die Bestätigung der oon
Sreund schon 19024) nachdrücklichst für Röntgenstrahlen be-
tonten wichtigen klinischen Tatsache, auch für die Radiumsfrahlen,
daß kleine Dosen wachstumsfördernde, ja wucherungserregendc
Eigenschaften haben, während große Dosen zerstörend wirken.
Werner konstatierte ferner, daß die schwächere und entsprechend
längere Belichtung elektwer (d. h. auf die empfindlicheren Gewebe-
teile auffallend leichter und rascher, als auf die resistenteren)
wirkt, als die stärkere und kürzere Exposition. Ruch heilen die
mit ersterer geseßten Veränderungen leichter. Ebenso zeigte
sich, daß bei der therapeutischen Verwendung des Radiums die
fraktionierten Bestrahlungen milder und elektioer wirken, als
eine einzige kontinuierliche Bestrahlung, welche so lange dauert,
wie die mehrfachen Expositionen zusammen genommen.
Bezüglich der Wirkung auf künstlich oeränderte Gewebe
ergab sich, daß alle das Wachstum der letzteren fördernden,
sowie alle die Zellen schädigenden und zur Degeneration bringen-
den Reize den Effekt der biologischen Strahlenwirkung verstärken,
während die Rnpassungsoorgänge an die geseßten Fäsionen
immunisierend wirken.

1) „Bull, et mem. de la Soc. med. de Kap. de Paris“ 1906, Ur. 35.
2) fbenda 1907, Ilr. 8.
3) „Beiträge zur klin. Chirurgie“, Bd 52, Heft 1.
4) „Grundriß der Radiotherapie“ Wien, 4, S. 258.
 
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