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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Hann, Pauline: Jahres-Ausstellung in New York: (Akademie, Artists und Secessionisten)
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0441

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Iahres-Ausstellungen in New ljork.

Z»s

Der Zeichen-Saal in der Berliner Kunstakademie Nach einer unter Leitung von E. Hummel entstandenen

um das Jahr ^850. Aquarelle von L. ssohlke.

Aus der Festschrift zur 200jäbrigen Jubelfeier der Berliner Akademie (Berlin, Rud. Schuster).

Whref-Aufstellungen in Oew Norli.

(Akademie, Arlists und Secesfwnisten.)

von p. ^>ann.

om Mai bis Oktober versinkt die amerikanische
Kunst alljährlich in eine Art Scheintod. Vorher
aber raffen sich alle Kunstvereinigungen noch einmal
zu ihrer letzten und größten Lebensäußerung ans.

Was im Laufe eines Jahres Hervorragendes mit
Pinsel und Meißel geschaffen wurde, das wird in der
Regel für die Frühjahrs-Ausstellungen anfgespart. Mit
einer souveränen Gleichgültigkeit gegen den finanziellen
Erfolg, die an dem Amerikaner befremden müßte, wenn
man nicht wüßte, wie schonungslos und erbittert gerade
hier der Konkurrenzkampf auf allen Gebieten ausgefochten
zu werden Pflegt, erschließen immer gleichzeitig alle be-
deutenden Künstlergesellschaften ihre Ausstellungsräume.
Drei in diesem Jahre, da außer den Akademikern und
Artisten auch die „Zehn amerikanischen Maler", die von
den Artisten seccedierten, weil ihnen diese nun auch schon
in Selbstsucht verknöchert und zu wenig freisinnig gegen
neue Richtungen erschienen, eine Sonderausstellung ver-
anstalten. Ein sentimentales Interesse haftet diesmal
den Akademikern und Artisten an. Die elfteren em-
pfangen ihre Freunde und Gönner zum letztenmale in
ihrem alten Hause. In fünfundzwanzig Jahren wirft
die Riesenschlange New Jork ihre Haut ab; ein voll-

ständiger Wechsel im Charakter ihrer Straßen tritt ein,
wo die Wohnsitze der Begüterten, vornehme Kirchen,
Theater, Konzertsäle, höhere Unterrichtsanstalten standen,
befinden sich auf einmal Geschäfts-, Fabriks- oder Prole-
tarier-Ouartiere. Um das Gebäude im venetianischen
Palaststil an der dreiundzwanzigsten Straße brandet nun
schon seit Jahren das überlaute Geschäftsleben. Stimmen
erheben sich, die den Rückgang der Akademie ihrer Lage,
das erstaunliche Gedeihen der Artisten nicht so sehr
ihren fortschrittlicheren Prinzipien, als ihrem Heim in
einer vornehmen Gegend an der Westseite beimessen. Und
so beschloß denn die ältere Künstlervereinigung auszu-
wandern und ihre Zelte auf dem Hügelrücken am Hud-
son, im Nordwesten der Stadt, aufzuschlagen, den jetzt
schon eine Reihe teils vollendeter, teils im Entstehen be-
griffener Monumentalbauten, wie die Columbia-Universi-
tät mit ihrer architektonisch bedeutenden Bibliothek, Grants
Grabmal, St. Luke's Hospital, die protestantische Kathe-
drale re. schmücken, und der einmal ein großartiger Stadt-
teil, New Jorks Parthenon, werden wird. Auch der
Neubau der Akademie soll, wenn die Zeitläufte günstig
und die Mäce großmütig bleiben, ein Schmuck dieses
Bezirkes, ein edler Renaissancepalast werden; vorläufig
 
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