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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Kroll, Bruno: Bernhard Bleeker
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0056

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volle Einheit von Mensch und Tier! Ein zyklopi-
sches, vom Adel der Form gezü geltes Monument, der
natürliche Ausdruck der seelisch-geistigen Vorbe-
dingungen, der natürliche Niederschlag einer von
dynamischen Kräften nationaler Konzentration er-
regten Zeit. Architektonisch gesehen, grenzen die
beiden Gruppen den rechteckigen Freiraum vor der
Technischen Hochschule als ideale Schranken ab.
Nur ist es bedauerlich, daß diese groß und klar ge-
stalteten Meisterwerke vor der unruhigen Front
eines nicht gerade sehr starken Bauwerkes stehen
und daß sie zu der fast palladianischen Schönheit
der Alten Pinakothek keine Beziehung haben. Hier
bleibt eine städtebauliche Aufgabe allererster Ord-
nung zu lösen!

Nebenher schuf der Künstler einige wertvolle Grab-
denkmäler, die nachhaltigsten Eindruck hinter-
lassen. So das Grabmal für Franz von Stuck. Es
ist eines der sinnvollsten des Waldfriedhofs und
eines der künstlerisch wertvollsten zugleich. Die
vornehme Verhaltenheit des Leides spricht sich in

den edel geformten, plastisch beruhigten Formen
des Beliefs stimmungsvoll aus.

Bernhard Bleeker ist innerhalb der derzeitigen
deutschen bildnerischen Kunst eine sehr eigen-
willige Erscheinung. Er verkörpert in sich zwei
Extreme: Bodinhaft Explosives und Hildebrand-
sche Abgeklärtheit, den Drang zur großen klaren
Form und die Freude am malerisch Beweglen, ab-
straktes Gesetz und blutvolle sinnliche Wirklichkeit,
formale Gebundenheit und malerische Freiheit. Er
glättet die Buckeln und Höhlen bei Bodin und
leiht der kühlen Abstraktion Hildebrands blutvolle
Wärme. Er ist weniger belastet von den Erinne-
rungen an Klassisches, daiür stärker bewegt von der
Dynamik der Gegenwart. Im Grunde ist Bleeker
eine vielleicht J. A. Houdon verwandte Erscheinung,
wie dieser ein Klassiker des Uberganges. Jedenfalls
sollten wir die weiteren Werke dieses nicht alltäg-
lichen Gestalters, der einer der stolzesten Bepräsen-
tanten des heutigen künstlerischen Münchens ist,
mit größerem Interesse als bisher verfolgen.

Bernhard Bleeker. Löwe vor dem Polizeigebäude München

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