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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Eberlein, Kurt Karl: Peter Cornelius: zum 150. Geburtstag des Meisters
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0064

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Peter Cornelius. Die apokalyptischen Reiter

Detail aus der Nordwand der Friedhofshalie Berlin. Kohlenkarton. Berlin, Nationaigalerie .

buhr und Giulio Romano den neuen Wandstil
seiner tektonischen Freskenkunst, durch Raffael
und Phidias den monumentalen Altersstil der my-
thologischen Götterwelt, deren Ideen plastisch-ka-
tholisch die allgemeinen und höchsten Schicksale
des Menschengeschlechts und die letzten Dinge dich-
terisch-bekennerisch verkörpern. Wie wenig hat
man diesen Mann verstanden, der mit ebenbürtiger
Phantasie Goethes „Faust" wie die Nibelungen
dramatisch in die Linien bannte, die Josefslegende
in riesige Formen ballte, den Götterhimmel und
die Trojanische Sage in schmückende Wandgruppen
schloß, die Kunstgeschichte in den Pinakothek-
Loggien spielerisch gliederte, die christliche Heils-
lehre für die Wände des Berliner Domfriedhofes
in riesigen Wandbildern durchgeistete und trotz
seiner ornamentalen Begabung doch immer das
Monumentale und die innere Größe erreichte, die

dieser Zeit fremd geworden waren. Man verstand
nicht, daß solche Ideenkunst nur mit abstraktem
Kartonstil, nur mit abstrakter Flächenfarbe mög-
lich war, daß dieser Geist einfach nicht wollte, was
andere durften, und daß auch in seiner riesigen
Wandvision der Ludwigskirche das Jenseitige,
Nichtwirkliche, Bedeutende zum Gedicht geworden
war. Die sinnliche Wirklichkeitsmalerei seiner Zeit
war ihm ebenso versagt wie ihre Gesinnung, und
mit gutem Recht verachtete er den „Verräter Kaul-
bach' , die Kotzebues und Heines der Malerei, die
Düsseldorfer, die Belgier und die „Schacher]uden
in der Kunst'. Wie fein hatte er erkannt, daß das
Handwerk allein auch nicht genüge, daß der
Künstler selbst das reine Instrument der Kunst
sein müsse, denn „jeder innere moralische Schaden
des Künstlers geht unausbleiblich in seine Schöp-
fungen über und tritt ihm strafend entgegen: aber

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