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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Kiener, Hans: Die deutsche und französische Malerei der Romantik
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0234

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Caspar David Friedrich. Zwei Männer in Betrachtung des Mondes

Die deutsche und französische Malerei der Romantik. Von Hans Kiener

Madame de Stael unterscheidet in ihrem Buche de
l'Allemagne die deutsche Klassik nicht von der
deutschen Romantik — das Deutsche an heiden Er-
scheinungen der Literatur ist ihr das "V\ esentliche,
eine Einstellung, die sich durch den größeren gei-
stigen Abstand der fremden Nationalität als eine
herechtigte ausweist.

Wenn wir aber die Wiedergabe einer Impression
vonRom. wie sie Eichendorff seinem ..Taugenichts"
in den Mund legt, mit Äußerungen Goethes aus der
Italienischen Reise vergleichen, so wird doch nicht
nur ein individueller, sondern ein grundsätzlicher
Unterschied deutlich: Das eigentümlich Sehnsüch-
tige, metaphysisch Verklärte Eichendorffs scheidet
sich deutlich von der hohen Poesie des Wirklichen
bei Goethe.

Und vergleicht man mit Eichendorff und Goethe
Henri Beyle-Stendhal in seinen ,.Römischen Spa-
ziergängen", so liegt auf der Hand, daß Henri
Beyle zu Goethe tritt, und daß Eichendorff als ein

anders, eben romantisch empfindender Mensch bei-
den gegenübersteht.

Einen französischen Romantiker, der Eichendorff
so entspräche wie Bevle Goethe, kenne ich nicht.
End zieht man Chateaubriand und Victor Hugo
heran — so wird der starke aktive, dramatische,
farbige, wenn man will, barocke Einschlag der fran-
zösischen Romantik deutlich: Victor Hugo, der
gerne die Erinnerung an Teniers und Salvator Rosa
zu Hilfe ruft, um seine Szenen anschaulich zu
machen.

So in der Literatur.

End in der Malerei: C.D.Friedrich und Delacroix?
Und doch gelten beide als Romantiker. LTnd Ingres
und Cornelius. Wo liegt die Grenze gegen den
Klassizismus?

Und dann die Vielgestaltigkeit der einzelnen Ro-
mantiker: Neben Friedrich steht Runge, neben bei-
den die katholisierenden Romantiker, die Kloster-
brüder von S. Isidoro.

Kunst f. Alle, Jahrg. 49, Heft S, Mai 1934

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