Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 55.1939-1940

DOI Artikel:
Eberlein, Kurt Karl: Isabella d'Este als Kunstsammlerin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0055

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Isabeila d'Este
: :■■ - -■■■** ' ^M Louvre, Paris

Isabella d'Este als Kunstsammlerin. Von Dr. Kurt Karl Eberlein

Die schöne und schöngeistige Marchesa von Mantua,
welche von ihren zeitgenössischen Bewunderern .,1a
prima donna del mondo" genannt wurde, weil sie
eine neue Art der italienischen Renaissance-Frau ver-
körperte, gehört zu den großen Sammlerinnen der
Welt. Als Schwester des Alfonso d'Este, der Beatrice
d'Este und des Kardinal Ippolito. als Schwägerin der
Lucrezia Borgia, der Elisabetta Gonzaga, des Ludo-
vico Moro und als treue hilfreiche Gattin des Glan
Francesco Gonzaga gehört sie der politischen Ge-
schichte Italiens, ist aber als Kunstfreundin und
Kunstsammlerin zu wenig bekannt. Ihre bedeutende
Persönlichkeit, die so oft gemalt wurde, ist uns durch
die köstliche Zeichnung Leonardos im Louvre, durch
Tizians Kostümbild im Wiener Museum, durch Ro-
manos Medaille vertraut, auch haben Boltraffio,
Bonsignori, Costa und Mantegna ihre Züge im Bilde
verwendet. Aber nur Leonardos Meisterblick hat ihre
Seele erkannt und unvergeßlich dargestellt, Geist,
Frau und Fürstin zugleich. Ihr Leben hat uns das
treffliche Buch von Julia Cartwright eingehend ge-
schildert, so daß wir ihre lugend in Ferrara (1474
bis 1490), ihre Ehe mit dem Marchese von Mantua

und ihr Witwenalter bis zum Tode (1559) mitverfol-
gen können.

Aus schwerer, grausamer Zeit leuchtet Isabellas We-
sen um so heller vor der düsteren Kulisse ihrer Um-
gebung als Frau und Mutter, Freundin und Dame.
Ihr starker Charakter, der lebensdurstig und reise-
lustig alles seilen, wissen, kennen wollte, ließ ihr
doch die Anmut einer Modekönigin, deren Kleid und
Haar, Hof und Geschmack tonangebend waren, so
daß alle Fürsten ihr Castello sehen wollten und daß
sogar Franz I. von Frankreich von ihr eine Mode-
puppe aus Wachs erbat, damit seine Hofdamen die
Kleidung und Haartracht von Mantua nachahmen
könnten. Vor allem aber erhob diese Fürstin ihre un-
gewöhnliche musikalische und literarische Bildung,
Dir Wissen wie ihr Geschmack über alle Zeitgenossin-
nen. Gewohnt, alles bis ins kleinste anzuheben; mochte
es sich nun um ein Kleid, einen Pelz, um die Aus-
schmückung ihrer Zimmer oder um die Allegorien
ihrer Gemälde handeln, war sie für die Künstler, die
sie wie Mantegna, Costa, Perugino und andere be-
schäftigte, keine ganz angenehme Auftraggeberin.
Ihre Vorschriften schreckten Bellini in Venedig ab,

Kunst für Alle, Jahrg. 55, Heft 3, Dezember 1939

7

49
 
Annotationen