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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 55.1939-1940

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Ottmann, Franz: Neuerwerbungen der Galerie des XIX. Jahrhunderts in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0270

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Hans Thoma. Des Künstlers Schwester Agathe mit Blumen

Neuerwerbung der Österreichischen Galerie in Wien

Neuerwerbungen der Galerie des XIX. Jahrhunderts in Wien. Von Dr. Franz ottmann

Jede Museumsleitung ist fast beständig von der Frage
der Neuerwerbungen in Atem gehalten. Viele Er-
wägungen spielen da herein: Soll der Sammlung
dauernd ein bestimmter Charakter erhalten bleiben?
Soll immer nur mit der gegebenen Hängfläche oder
auf mögliche Erweiterung gerechnet werden? Oder
innerhalb der gegebenen Fläche auf Abwechslung des
Gebotenen? Ist eher Breite und Fülle oder Vertie-
fung, also Konzentration auf wenige Große anzustre-
ben? Wenn jede im Hause dargestellte Epoche durch
charakteristische Vertreter zu einem Gesamtbild ab-
gerundet werden soll, ist es immer schwierig, das Ver-
hältnis der führenden Künstler zu den begleitenden
richtig abzuwägen und abzustimmen. V eiche Werke
sollen da lieber den mehr kulturell gerichteten Samm-
lungen, städtischen Galerien, Heimatmuseen oder
Privaten überlassen b]eiben?In solchen und ähnlichen
Gedankengängen bewegen sich wohl meist die Uber-

legungen einer Leitung bei den Zufällen des Marktes
und den eigenen, auf Zuwachs gerichteten Bemühun-
gen. Eine mehr interne Angelegenheit ist es dann, daß
oft durch eine einzige Neuerwerbung eine mühsam auf-
gebaute, eine gut zusammengepaßte Bildwand umge-
worfen wird. Das ergibt doch auch den Vorteil, daß
jede Erstarrung verhindert, das Ganze in beständi-
gem Fluß erhalten wird. Auch die Frage nach dem
W oher? beschäftigt die Besucher. Tausch oder An-
kauf aus anderen Galerien ist selten. Das meiste
stammt, wenn nicht direkt aus dem Atelier, aus Pri-
vatsammlungen, nicht immer auf dem Umweg über
den Handel. So wird ihre hohe Bedeutung augenfäl-
lig. Viele, besonders neuere Werke machen hier eine
Probezeit durch, bis über ihren Wert über die Tages-
meinung hinaus entschieden ist. Womit nicht gesagt
sein soll, daß Privatsammlungen nicht auch ihren
selbständigen Wert im Kulturleben besitzen.

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