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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 55.1939-1940

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Lange, Hermann: Georg Ligges
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https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0103

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Georg Ligges. Kanal mit Brücke. Aquarell

Georg Ligges. Von H ermann Lange

Im Lande der Roten Erde, der eigentlichen Wiege
des Reichs, -wurde Professor Georg Ligges. der nun
Fünfzigjährige, gehören. Aus dieser schweren Erde
Westfalens ist er geformt, in dieser Erde formt er
selbst. Ihr gibt er. selbst Schöpfer, den Odem, den er
von seinem Schöpfer empfing.

Formungswille, das Verlangen, zu schöpfen aus dem
Dunkel des noch Ungeborenseins. die Sehnsucht, den
Dingen Gestalt und Odem zu geben, steht am An-
fang jeder Künstlerlaufbahn. Voraussetzung für jed-
wedes Ergebnis schöpferischen Dranges ist dessen
Bändigung und die frühe, die zielbewußte Zucht des
Talents. Für Georg Ligges beginnt sie auf der Kunst-
gewerbesehule zu Köln und im Dienste des Vater-
lands. 1910 verlangt es den Westfalen von der Herb-
heit der norddeutschen zur Aufgeschlossenheit der
süddeutschen Landschaft. Er arbeitet nun in Mün-
chen bei Prof. Halm und bei Prof. Hengeler. Diesen
Arbeitsjahren folgen die Wanderjahre. Sie beginnen
1912 und dauern, wenn man den Krieg hineinrech-
net, annähernd 1 5 lahre. Nach arbeitstrunkener Zeit

in anderen Ländern, vor allem in Tirol und in Ita-
lien, kommt Georg Ligges an den Bodensee. nahe der
Wasserscheide zweier Kulturen und zweier Tempe-
ramente, dorthin, wo nördlicher und südlicher Him-
mel sich treffen. Dort, in Bregenz, arbeitet und lehrt
er heute. 1955 wird er durch die Verleihung der
Österreichischen Staatsmedaille für bildende Kunst
ausgezeichnet.

Das sehr umfassende Werk hält jeder Prüfung stand,
wenn es Antwort geben soll, ob die Arbeitsjahre und
die Wander jähre nutzlos vertan wurden oder frucht-
bar gewesen sind.

Eine neue Welt tut sich auf mit dem Teil des Wer-
kes, der sich um das Jahr 1924 gruppiert. Das Er-
gebnis eines fruchtbaren Arbeitsrausches in Italien
atmet Sonne. Farbe. Hingabe.

Jene Kraft, die sich in den Jahren italienischer Arbeit
zusammengeballt hat, äußert sich noch in den Bre-
genzer Jahren in unveränderter Richtung. Mit den
späteren Bregenzer Landschaften ist Ligges indessen
ganz im Banne des Bodensees.

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