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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 55.1939-1940

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Das Grab eines attischen Mädchens
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Ein neues Buch über Caspar David Friedrich
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https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0128

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Mädchensarg mit Beigaben

Aus: E. Buschor, Grab eines attischen
Mädchens

Verlag F. Bruckmann, München

Frauen von der Hand eines Malers, dessen Stil von
über siebzig Totenkrügen bekannt ist. Indem sich die
Darstellung des Ölkruges zum Mythischen erhebt,
wird auch der Ubergang von der Fläche zur räum-
lichen Tiefe gefunden, so daß, wie Buschor schließt,
„die Gestalten etwas von Traum und Tod in sich
hineingenommen haben und in sich den Doppelgän-
ger spüren, der, wie Pindar sagt, schläft, wenn die
Glieder wachen, der im Traume tätig ist und im

Tode weiterlebt". Das schöne Buch, das in Gara-
mond-Antiqua auf Kunstdruckpapier gedruckt ist
und dem 50 zum Teil erstmalig veröffentlichte Ab-
bildungen beigegeben sind, reiht sich würdig an die
Meisterdarstelhmgen der altern Münchner Archäo-
logen Brunn und Furtwängler, da auch Buschor zu
den Gelehrten gehört, denen sich das Fachwissen
jederzeit zu einem geistigen Gesamtbild griechischer
Kultur erweitert und belebt. ehr.

Ein neues Buch über Caspar David Friedrich*)

Wie Mathias Grünewald, war auch Caspar David
Friedrich lange Jahre vergessen. Erst die Jahrhun-
dertausstellung 1906 und anschließend das Buch
des Norwegers Andreas Aubert machten seinen
Namen wieder bekannt, und in den Nachkriegs jäh-
ren, als sich ein Verlangen nach den geistigen Wer-
ten der Romantik und nach Yerinnerlichung allge-
mein ausbreitete, fand seine Kunst wiederum als
Ganzes die Anerkennung, die ihr als einem Sinnbild
deutschen Wesens gebührt. Das Schrifttum über
C. D. Friedrich begann zu wachsen und vertiefte
sich zugleich. Auch das neue Buch von Fritz Nemitz,
das „die Grundlinien seines Lebens im Zusammen-
hang mit seinem Werk darstellen möchte", wird dem
menschlichen und künstlerischen Charakter des Ma-
lers in hohem Maße gerecht, indem es viele neue
Einzelheiten aus seinem Leben und aus der Zeit be-
kannt macht und sie dem sympathisch gezeichneten
Bilde C.D.Friedrichs einfügt. Der französische Bild-
hauer David d'Angers, der den Maler 1853 in Dres-
den aufsuchte, nannte ihn spontan den Entdecker
der „Tragödie der Landschaft". Tragisch kann man
die Landschaft nennen in ihrer Beseelung des Leb-
losen und in ihrer Unendlichkeit, die der nacheilen-
den Phantasie und Empfindung des Betrachters stets

entflieht. „Man kann in Friedrichs Bild nicht Spa-
zierengehen und die Landschaft nicht ,genießen ,
man wird in den Raum hineingezogen, er umgreift
und umschwebt den Betrachter wie zwängender Zau-
ber. Das Erlebnis der Ferne ist das Große an diesem
Werk." Aber der Maler könnte die „Unendlichkeit"
der Natur nicht auffassen, wenn er sie nicht in sich
selber trüge als Sehnsucht und Belebung. Von CD.
Friedrich stammt das Wort, das man jedem jungen
Künstler auf den Lebensweg mitgeben müßte: „Der
Z\Ialer soll nicht nur malen, was er vor sich sieht, son-
dern auch, was er in sich sieht. Sieht er aber nichts
in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor-
sieh sieht."

Das Buch ist mit 8 farbigen und 39 gewöhnlichen
Tafeln nach den wertvollsten Bildern CD. Fried-
richs ausgestaltet, daß die Ausführungen des Ver-
fassers durch die Anschauung der lebendigen Werke
des Malers unterstützt werden. Durch das günstige
Format der Tafeln und die verfeinerte Drucktechnik
wird der malerische Ton der Bilder besonders auch
bei der farbigen Wiedergabe bis in die zartesten
Grade hinein festgehalten. ehr.

*) Fritz Nemitz, Caspar David Friedrich. F. Bruckmann Verlag,
München 1958. Leinenband RM. 8,—.

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