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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 55.1939-1940

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Beutler, Ernst: Johann Heinrich Füßli
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https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0060

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Johann Heinrich Füßli

Huon befreit den vom Löwen
angegriffenen Babekan

Johann Heinrich FÜßli. Von Ernst Beutler

..Der Teufel hole die Natur! Sie bringt mich immer schmecke, da er sie doch nicht mit so großen Augen

aus der Fassung." Man kann sich keine präzisere For- wie jener sehen könne.

mulierung einer ganz aus der Imagination lebenden Michelangelo! Das ist auch für Füßli das große Stich-
Kunst denken als dies Wort von Johann Heinrich wort. Neue Stanzen auszumalen, aber mit Szenen
Füßli, und das Bekenntnis ist um so erstaunlicher. aus Shakespeare, das ist sein Wunsch. Und immer
als es in einem Jahrhundert ausgesprochen wird, für wieder, ein ganzes Leben hindurch, hat Füßli Shake-
das .,Natur", von Shaftesbury an über Rousseau bis speare-Szenen auf die Leinwand gebannt, im Kolos-
zu Goethe, schlechthin der höchste Wert und reinste salformat, zwei Meter hoch die Bilder und andert-
Offenbarung des Göttlichen war. Hier also war einer, halb Meter breit. Er ist der Shakespeare-Illustrator
der nichts von ihr hielt, ja, dem sie im Grunde das schlechthin, und auch darin war Füßli der Maler des
Innere störte! Kein Wunder, daß dieser „Unzeitge- Sturms und Drangs.

mäße" bald vergessen wurde. Und doch auch Goethe Füßli ist ein Zeitgenosse Goethes; 1741 war er in

hat so empfinden können! In der Sixtina gesteht er Zürich geboren und 1825 ist er in London gestorben,

am 2. Dezember 1786, daß ihn Michelangelo hier so Die Übersiedlung nach England erfolgte 1764. In

einnehme, daß ihm nicht einmal die Natur auf ihn Italien war er von 1770 bis 1778. Also das Geburts-

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