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Heise, Carl Georg: Gedenktafel für Blüchers erste Heldentat
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0095
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Fofo II'. Castelli, Lübeck
Walter Jahn. Blücher-Relief am Burgtor in Lübeck
Gedenktafel für Blüchers erste Heldentat. Von Carl Georg Heise
Zeiten des Unglücks. Zeiten des Tiefstandes nationaler Aber es handelt sich auch um eine künstlerische Leistung
Würde sind immer zugleich auch die Geburtsstunde des hohen Ranges. Wer das plastische Schaffen der Gegenwart
Widerstandes und der späteren Erhebung gewesen. Es ist aufmerksam verfolgt, der weiß, wie selten (und mit wie
bezeichnend für die Art der Heldenehrung der letzten seltenem Gelingen!) szenische Darstellungen bildhauerisch
Jahre, daß man jener Vorläufer und ihres tapferen, wenn bewältigt werden, noch dazu in einem klaren Reliefstil.
Tuch zunächst äußerlich erfolglosen Einsatzes nachdrück- der allen Anforderungen dieser schwierigen Kunstgattung
lieber zu gedenken gelernt hat. Weit länger als ein Jahr- gerecht wird. Die hier vorgeführte Bronzeplatte 1108 xfiO cm |
hundert hat man in der furchtbaren „Schlacht bei Lübeck", von Walter Jahn ist ein kleines Musterbeispiel. Der an
die in der Endphase des ersten unglücklichen Kampfes sich schon nicht leicht anschaubar zu gestaltende Vorgang
gegen Napoleon zwischen Resten der aufgeriebenen preu- einer im Rückzug begriffenen Truppe, die sich erneut zum
ßischen Armee und einer großen französischen Übermacht Vorstoß sammelt, wird gerade im entscheidenden Moment
im November 1806 erbittert getobt hat, nur den Auftakt zu der Wendung vorgeführt. Alles ist auf das Notwendigste
der darauffolgenden unseligen Plünderung der alten Hanse- vereinfacht: nur elf Reiter repräsentieren durchaus zu-
stadt und den Leiden der Franzosenzeit gesehen. Jetzt er- länglich die kämpfende preußische Kavallerie. Fünf sind
innert man sich, daß in diesem Kampf der Held von 1813 bereits im Angriff, der Gleichschritt der Pferde gibt den
und 1815, der Befreier Europas, sich seine ersten blutigen Eindruck geschlossenen Vorwärtsdrängens, der Kopf des
Lorbeeren geholt hat. Blüchers soldatisches Genie hat nach letzten wendet sich noch zurück, doch die Geste seines
der Schlacht bei Jena und Auerstädt durch kühne Befrei- Reiters ist um so überzeugender draufgängerisch. Diese
ung aus der französischen Umklammerung zum ersten Spannung zwischen Vor und Zurück ist auf ihrem Höhe-
Male Gelegenheit gehabt, sich weithin sichtbar zu offen- punkt beim mittleren Reiter, dem kommandierenden Offi-
baren. Mit Blücher waren Scharnhorst und Yorck. Sie hoff- zier, bezeichnenderweise eine Rückenfigur. Vom aufmun-
ten, durch den Rückzug nach Norden sich mit den in Ost- ternden Pathos dieser Gestalt hat die Wendung geistig und
preußen noch bereitstehenden Truppen und den verbün- tatsächlich ihren Ausgang genommen und bestimmt nun
deten Russen zu vereinigen, wurden aber durch die uner- auch, lebendig gekennzeichnet in den verschiedenen Sta-
wartet früh und mit überlegenen Streitkräften angreifen- dien des Entschlusses, die fünf noch folgenden Reiler.
den Franzosen nach verzweifelter Gegenwehr zur über- Diese noch nicht zum vollen Einsatz gelangte Gruppe links
gäbe gezwungen. Zweimal drangen die schon zurückge- ist trotz aller künstlerisch klaren Überschaubarkeit im
schlagenen Preußen vom Burgtor aus erneut vor bis zum Vergleich mit den Vorstürmenden rechts zerrissener in
Herzen der Stadt. Die im vorigen Jahr angebrachte Gedenk- Umriß und Bewegung. Schon diese Anordnung also macht
tafel am Burgtor, in dessen Zingel zwischen dem Gitter und das Entscheidende des Vorganges deutlich: ein Rüekzugs-
dem inneren Tor der Kampf besonders heftig wütete, ist ein gefecht, im Gegensatz zum siegreichen Sturmangriff so-
schönes Zeichen ernster vaterländischer Besinnung, die im wohl als zu wehrloser Flucht, heroische Haltung auf ver-
Buch der Geschichte nicht nur die Fanfarenstöße der Siege, lorenem Posten. Und man bedenke, wie unglaublich schwer
sondern jedes todbereite Opfer recht zu werten versteht. es ist, eine solche breit im Raum sich entfaltende Massen-
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Fofo II'. Castelli, Lübeck
Walter Jahn. Blücher-Relief am Burgtor in Lübeck
Gedenktafel für Blüchers erste Heldentat. Von Carl Georg Heise
Zeiten des Unglücks. Zeiten des Tiefstandes nationaler Aber es handelt sich auch um eine künstlerische Leistung
Würde sind immer zugleich auch die Geburtsstunde des hohen Ranges. Wer das plastische Schaffen der Gegenwart
Widerstandes und der späteren Erhebung gewesen. Es ist aufmerksam verfolgt, der weiß, wie selten (und mit wie
bezeichnend für die Art der Heldenehrung der letzten seltenem Gelingen!) szenische Darstellungen bildhauerisch
Jahre, daß man jener Vorläufer und ihres tapferen, wenn bewältigt werden, noch dazu in einem klaren Reliefstil.
Tuch zunächst äußerlich erfolglosen Einsatzes nachdrück- der allen Anforderungen dieser schwierigen Kunstgattung
lieber zu gedenken gelernt hat. Weit länger als ein Jahr- gerecht wird. Die hier vorgeführte Bronzeplatte 1108 xfiO cm |
hundert hat man in der furchtbaren „Schlacht bei Lübeck", von Walter Jahn ist ein kleines Musterbeispiel. Der an
die in der Endphase des ersten unglücklichen Kampfes sich schon nicht leicht anschaubar zu gestaltende Vorgang
gegen Napoleon zwischen Resten der aufgeriebenen preu- einer im Rückzug begriffenen Truppe, die sich erneut zum
ßischen Armee und einer großen französischen Übermacht Vorstoß sammelt, wird gerade im entscheidenden Moment
im November 1806 erbittert getobt hat, nur den Auftakt zu der Wendung vorgeführt. Alles ist auf das Notwendigste
der darauffolgenden unseligen Plünderung der alten Hanse- vereinfacht: nur elf Reiter repräsentieren durchaus zu-
stadt und den Leiden der Franzosenzeit gesehen. Jetzt er- länglich die kämpfende preußische Kavallerie. Fünf sind
innert man sich, daß in diesem Kampf der Held von 1813 bereits im Angriff, der Gleichschritt der Pferde gibt den
und 1815, der Befreier Europas, sich seine ersten blutigen Eindruck geschlossenen Vorwärtsdrängens, der Kopf des
Lorbeeren geholt hat. Blüchers soldatisches Genie hat nach letzten wendet sich noch zurück, doch die Geste seines
der Schlacht bei Jena und Auerstädt durch kühne Befrei- Reiters ist um so überzeugender draufgängerisch. Diese
ung aus der französischen Umklammerung zum ersten Spannung zwischen Vor und Zurück ist auf ihrem Höhe-
Male Gelegenheit gehabt, sich weithin sichtbar zu offen- punkt beim mittleren Reiter, dem kommandierenden Offi-
baren. Mit Blücher waren Scharnhorst und Yorck. Sie hoff- zier, bezeichnenderweise eine Rückenfigur. Vom aufmun-
ten, durch den Rückzug nach Norden sich mit den in Ost- ternden Pathos dieser Gestalt hat die Wendung geistig und
preußen noch bereitstehenden Truppen und den verbün- tatsächlich ihren Ausgang genommen und bestimmt nun
deten Russen zu vereinigen, wurden aber durch die uner- auch, lebendig gekennzeichnet in den verschiedenen Sta-
wartet früh und mit überlegenen Streitkräften angreifen- dien des Entschlusses, die fünf noch folgenden Reiler.
den Franzosen nach verzweifelter Gegenwehr zur über- Diese noch nicht zum vollen Einsatz gelangte Gruppe links
gäbe gezwungen. Zweimal drangen die schon zurückge- ist trotz aller künstlerisch klaren Überschaubarkeit im
schlagenen Preußen vom Burgtor aus erneut vor bis zum Vergleich mit den Vorstürmenden rechts zerrissener in
Herzen der Stadt. Die im vorigen Jahr angebrachte Gedenk- Umriß und Bewegung. Schon diese Anordnung also macht
tafel am Burgtor, in dessen Zingel zwischen dem Gitter und das Entscheidende des Vorganges deutlich: ein Rüekzugs-
dem inneren Tor der Kampf besonders heftig wütete, ist ein gefecht, im Gegensatz zum siegreichen Sturmangriff so-
schönes Zeichen ernster vaterländischer Besinnung, die im wohl als zu wehrloser Flucht, heroische Haltung auf ver-
Buch der Geschichte nicht nur die Fanfarenstöße der Siege, lorenem Posten. Und man bedenke, wie unglaublich schwer
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