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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 55.1939-1940

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Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0202

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Otto Zieske. Ostmarklandschaff

Kunstliteratur

Eduard Plietzsch. Vermeer van Delft. Mit
48 einfarbigen und 8 mehrfarbigen Bildern. Verlag
F. Bruckmann. München. Leinenband RM. 8.—.
Es gab bis jetzt noch keine Monographie über den
Delfter Vermeer, die das, was wir von seinem Leben
wissen, klarlegte, die sein malerisches Werk aufwies
und würdigte. Das kürzlich erschienene Buch von
Eduard Plietzsch erfüllt in hohem Maße diese An-
forderungen. Eine „Sphinx''hat der französische Kunst-
schriftsteller Bürger-Thore in einem bahnbrechenden
Aufsatz vom Jahre 1866 den damals nahezu verges-
senen Vermeer genannt. Sphingenhaft undurchdring-
lich ist in der Tat das Dasein des Meisters geblieben,
aber auch manches in seinem Werk entzieht sich im-
mer noch unserem Erkennen. Nur ein Mann, der wie
Plietzsch seit Jahrzehnten dem „Problem Vermeer"
nachgegangen ist, konnte aus erfahrenem Wissen und
persönlicher Anteilnahme ein Buch schreiben, das
nun scheinbar so einfach, so klug überzeugend und
daher packend in die künstlerische Persönlichkeit des

großen Meisters einführt. Bei dem Vermeer ist die
Farbe, Luft und Licht alles, der Gegenstand der Dar-
stellung nur selten — so bei dem Emmaus-Bilde des
Rotterdamer Museums Boymans — wahrhaft bedeu-
tend und ergreifend. Vermeer war eines der größten
malerischen Talente, aber kein Genie, das hinter dem
schönen Scheine der Umwelt deren tiefere Bedeutung
sucht. Wir sind so glücklich, in Deutschland erlesene
Werke von seiner Hand zu besitzen: in Berlin, Dres-
den, Braunschweig, Frankfurt und in Wien. Gemälde,
die zwei Gebiete seines Schaffens belegen: die Alle-
gorie, vor allem aber das Genre. Indessen sind Bild-
nisse, eine Landschaft — die herrliche Ansicht von
Delft, ein Straßenbild, mythologische und biblische
Darstellungen über die Galerien und privaten Samm-
lungen Europas und der Vereinigten Staaten verstreut.
Es düiften insgesamt 42 Werke sein, die Vermeer
hinterlassen hat. Von welcher Fülle, welchem Reich-
tum koloristischer Gestaltungskraft zeugen aber diese
doch nur wenigen Bilder.

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